11:55 MANAGEMENT

Lage am Arbeitsmarkt leicht eingetrübt, Fachkräftemangel bleibt

Teaserbild-Quelle: Wu Yi, Unsplash

Die Stimmung am Schweizer Arbeitsmarkt hat sich auf hohem Niveau leicht eingetrübt– ein Ende des Fachkräftemangels ist auch weiterhin nicht in Sicht. Dies zeigt eine Umfrage des Personaldienstleisters Manpower. Jungen Leuten, die vor der Berufswahl stehen, rät Manpower-Chef Jan Jacob, einen Beruf zu lernen, bei dem es «nicht primär um das Abtippen geht».

Zurzeit wollen knapp 40 Prozent der Schweizer Unternehmen zusätzliche Leute anstellen, nur gut 13 Prozent planen an einen Stellenabbau. Die übrigen wollen den Personalbestand so belassen, wie er ist. Dies zeigt eine Umfrage des Personaldienstleisters Manpower, für die ist rund 500 Unternehmen, befragt worden sind. Die Resultate zeigen, dass die Lage am Schweizer Arbeitsmarkt nach wie vor sehr gut ist - allerdings nicht mehr ganz so gut wie im Vorquartal. So ist der sogenannte «Nettobschäftigungsausblick» - dabei geht es um die Differenz von «Wir wollen einstellen» und «Wir wollen entlassen» - gegenüber der letzten Umfrage gesunken.

Keine Entstellungsstopps wegen Fachkräftemangel?

«Die Nachfrage nach zusätzlichem Personal nimmt ab», sagt Jan Jacob, Chef von Manpower Group Schweiz, gegenüber der Wirtschaftsnachrichtenagentur AWP. Wie Jacob betont, findet der Rückgang allerdings auf einem sehr hohen Niveau aus statt. Er erachtet die Lage mit Blick auf viele Nachbarländer nach wie vor als sehr gut: «Man sieht aber erste Wolken am Konjunkturhimmel aufziehen, was die Unternehmen vorsichtiger werden lässt.» Laut Jacob würde dies üblicherweise dazu führen, dass die Stimmung am Arbeitsmarkt kippt. «In der Vergangenheit wurden in solchen Situationen sofort Einstellungsstopps verhängt, doch diesmal ist es anders.»

Der Grund dafür liegt gemäss Jacob im Arbeitskräftemangel: Rund drei Viertel der Firmen haben laut der Umfrage nach wie vor Mühe, Personal zu finden. Besonders ausgeprägt sei der Fachkräftemangel bei IT- und technischen Berufen, aber auch in den klassischen Lehrabgängerberufen, in der Gesundheits- und Logistikbranche sowie in der Gastronomie. Deshalb erwartet Jacob auch keinen Einbruch am Arbeitsmarkt, selbst wenn es zu einer stärkeren konjunkturellen Eintrübung kommen sollte. «Der Fachkräftemangel ist so gross, dass auch eine konjunkturelle Delle das Problem nicht löst», meint er. Der Grund sei, dass infolge des demografischen Wandels noch einige Jahre mehr Menschen aus dem Arbeitsmarkt aus- als eintreten.

Chat GPT und Green Jobs

Auch ein Stellenabbau bei der Credit Suisse infolge der Übernahme durch die UBS wird laut Jacob nichts am Fachkräftemangel ändern. «Es zeichnet sich kein Überangebot an Bankern ab», meint er. Insbesondere an den grossen Standorten würden Betroffene rasch wieder eine Stelle finden. Auch die Digitalisierung oder vielmehr künstliche Intelligenz löst das Problem laut Jacob nicht. Chat GPT und Co. führten zwar zu Effizienzsteigerungen, könnten aber kritisches Denken und Kreativität nicht ersetzen. «Aber ja, einem jungen Menschen würde ich eher raten, einen IT-Beruf oder einen Beruf wie Bäcker oder Sanitär zu erlernen - und nicht einen, bei dem es primär um das Abtippen geht», so Jacob.

Zukunft hätten ausserdem sogenannte Green Jobs, also Stellen im Zusammenhang mit der Energiewende. Laut der aktuellen Manpower-Umfrage sind solche Jobprofile auf dem Arbeitsmarkt derzeit besonders gesucht. (awp/sda/mai)

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