13:18 MANAGEMENT

Kolumne von Martin Weder: «Eins und eins gleich drei»

Geschrieben von: Martin Weder
Teaserbild-Quelle: Severin Leber/zvg

Vor zirka zwei Monaten fusionierten Baustoffrecycling Schweiz (arv) und der Fachverband der Schweizerischen Kies- und Betonindustrie (FSKB) zum neuen Verband Baustoff Kreislauf Schweiz. Co-Geschäftsführer Martin Weder stellt in seiner Kolumne das Potenzial und die Ziele des neuen Verbands vor.


Martin Weder

Quelle: Severin Leber/zvg

Martin Weder ist Co-Geschäftsführer des neu gegründeten Verbandes Baustoff Kreislauf Schweiz.

Vor zirka 55 Jahren besuchte ich das humanistische Gymnasium auf dem Münsterhügel in Basel und beschäftigte mich mit den Sagen und der Sprache der griechischen Antike. Besonders intensiv setzte ich mich mit dem Wort «Synergien» auseinander. Dieser Begriff kommt aus dem Altgriechischen und bedeutet gemäss dem Arbeitspsychologen Günter W. Maier von der Universität Bielefeld das ergebnisorientierte Zusammenwirken von Ressourcen in der Art, als dass die resultierende Gesamtleistung höher liegt als die Summe der Einzelleistungen. Eins und eins ergibt statt zwei neu drei. 

Vor zirka 55 Tagen fusionierten der Baustoffrecycling Schweiz (arv) und der Fachverband der Schweizerischen Kies- und Betonindustrie (FSKB) mit einstimmigen Beschlüssen der Mitgliederversammlungen zum neuen Verband Baustoff Kreislauf Schweiz. Alle Beteiligten wollen mit dieser Fusion primär zu einer funktionierenden Entsorgung und Versorgung der Bauwirtschaft mit Baumaterialien, zu einem werterhaltenden Schliessen der Kreisläufe und zu einem Sichern der unternehmerischen Aktivitäten im Rahmen des Wettbewerbs beitragen. Zudem wird eine Plattform anvisiert, die bezüglich Fach- und Branchenkompetenz unter den Verbänden die Themenführerschaft ausübt und in der Lage ist, die Interessen der Mitglieder angemessen zu vertreten. Doch warum ergibt dank der Fusion eins und eins nicht mehr zwei, sondern plötzlich drei – dies, obwohl beide Gründerverbände in der Vergangenheit anerkannte, gezielte und erfolgreiche Verbandsarbeit geleistet haben?

Das Zauberwort heisst Synergien. Die Branche kann geschlossen auftreten. Es war früher oft der Fall, dass der eine Verband nach links und der andere Verband nach rechts ging. Heute gibt es nur noch eine Richtung. Diese deckt die Anliegen des Bausektors ab. Das hat den Vorteil, dass die Behörden eine einzige Stellungnahme erhalten, nach deren Lektüre sie die Positionen des neuen Verbands kennen und diese auf Augenhöhe mit der Branche verhandeln können. So entsteht eine zusätzliche Schubkraft. Auch beugt man möglichen Grabenkämpfen vor, welche die Glaubwürdigkeit der Branche untergraben. Als einziger Industrieorganisation der Bauwirtschaft, die alle Kreisläufe ihrer Produkte bis hin zur definitiven Ablagerung abbildet, ist es Baustoff Kreislauf Schweiz möglich, die Fachkompetenz an den Kreisläufen der technischen und natürlichen Seite auszurichten. 

Eine weitere wichtige Synergie entsteht bei der seit der Corona-Pandemie noch entscheidender gewordenen Versorgungssicherheit. Eine funktionierende Rohstoffversorgung braucht sowohl standortgebundene Kieswerke wie auch effiziente Rückbau-Entsorgungssysteme. Der gemeinsame Dialog mit den Behörden führt zu gesamtheitlichen, nachhaltigen und kreislaufbasierten Ver- und Entsorgungskonzepten. Dies bringt den Unternehmen und der Gesellschaft mehr Fortschritt und mehr Lebensqualität, als wenn planerische Keile zwischen den berechtigen Raumbedürfnissen der primären Materialgewinnung und den ebenso berechtigten Raumbedürfnissen der Rückbaumaterial-Verwertung geschoben werden. Ganzheitliche Versorgungs- und Entsorgungssysteme sind gefragt. Dies betrifft insbesondere auch die kantonale Ebene, wo die Versorgungs- und Entsorgungskonzepte sowie die Richtpläne entwickelt und umgesetzt werden. 

Auch bei den Dienstleistungen entstehen Synergiepotenziale. Beide Verbände boten beispielsweise im Bereich Inspektorat den Mitgliedern Dienstleistungen an, die sich einer hohen Nachfrage erfreuten. Dank der Fusion ergeben sich Möglichkeiten, etwa die Kosten-Nutzenrelationen (beispielweise in den Bereichen IT oder Wissensmanagement) ergiebiger und qualitativ hochwertiger zu gestalten. Und last but not least ist die Fusion auch für die Mitarbeitenden eine Chance. Für diese eröffnen sich neue Perspektiven. Dadurch werden Energien freigesetzt, was zu Mehrwert führt. Baustoff Kreislauf Schweiz: Es gibt viel zu tun, packen wir es an.

Baustoff Kreislauf Schweiz: Es gibt viel zu tun, packen wir es an!

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