15:55 MANAGEMENT

HSLU-Studenten entwickeln Ideen für Kloster Wesemlin

Teaserbild-Quelle: HSLU / Markus Kaech

Das im 16. Jahrhundert gegründete Kapuzinerkloster Wesemlin in Luzern erfuhr immer wieder Anpassungen. Nun stehen einmal mehr Veränderungen an. Darum ging auch es in einer Studentenarbeit der Hochschule Luzern (HSLU): Gesucht waren Ideen, wie sich die Räume der Anlage umnutzen lassen.

Das Kloster Wesemlin soll auf neue Bedürfnisse ausgerichtet werden.

Quelle: HSLU / Markus Kaech

Das Kloster Wesemlin soll auf neue Bedürfnisse ausgerichtet werden.

Das Kloster Wesemlin soll auf neue Bedürfnisse ausgerichtet werden.

Quelle: HSLU / Markus Kaech

Das Kloster Wesemlin soll auf neue Bedürfnisse ausgerichtet werden.

Das Kloster Wesemlin soll auf neue Bedürfnisse ausgerichtet werden.

Quelle: HSLU / Markus Kaech

Das Kloster Wesemlin soll auf neue Bedürfnisse ausgerichtet werden.

Das Kloster Wesemlin soll auf neue Bedürfnisse ausgerichtet werden.

Quelle: HSLU / Markus Kaech

Das Kloster Wesemlin soll auf neue Bedürfnisse ausgerichtet werden.

Studenten des Fachbereichs «Bau – Architektur, Innenarchitektur, Bauingenieurwesen und Gebäudetechnik | Energie» der Hochschule Luzern (HSLU) können seit einem Jahr die Zusatzqualifikation «Bachelor +» erwerben. Damit sollen sie sich verstärkt auf die interdisziplinäre Zusammenarbeit vorbereiten können, die zunehmend an Bedeutung gewinnt. So arbeiteten vergangenes Jahr zwölf Studenten in interdisziplinär zusammengesetzten, in drei- bis vierköpfigen Teams neben dem normalen Pensum an einer Aufgabe zum Thema «Umnutzung sakraler Räume und Erweiterung des Klosters Wesemlin».

Weil die Zahl der Brüder abnimmt, steht der Orden der Kapuziner vor enormen Veränderungen. Die Mönche haben darauf bereits reagiert, indem sie ihren Standort mittels Versetzungen von 30 auf 15 Brüder verringerten und die Räume neu einteilten: in einen Klosterbereich für sie selbst, in eine Begegnungszone und in Bereiche, die vermietet werden. In der Begegnungszone befinden sich heute öffentliche Räume wie die Kirche, Pforte, Sprechzimmer, ein Meditationsraum sowie ein Mehrzweckraum, aber auch Wohnstudios für «klosternahes Wohnen».

Ein knapp 1000 Quadratmeter grosses Gelände haben die Kapuziner an das Medicum Luzern vermietet, das dort ein Ärztezentrum für ambulante Medizin betreibt. Und im Garten ist ein sechsstöckiges Wohnhaus mit 30 Wohnungen geplant. «Aber die Entwicklungen und die damit verbundenen Veränderungen werden noch weitergehen», sagt Klostervorsteher Bruder Damian Keller. «Was die Finanzen angeht, haben wir kein Vermögen, für unsere Arbeit bekommen wir fast nichts. Wir können nur mit dem arbeiten, was wir haben. Und das ist der Raum.»

Studenten der HSLU machten sich dazu Gedanken... 

Quelle: HSLU / Markus Kaech

Studenten der HSLU machten sich dazu Gedanken... 

Werte der Brüder widerspiegeln

Aufgabe der Studenten war es daher, neue Strategien und Nutzungsmöglichkeiten für die Kongregation zu finden. Sie lernten dabei, sich an den Bedürfnissen eines realen Auftraggebers zu orientieren, der im Fall der Kapuziner besondere Anforderungen stellte. Unter anderem muss jeder Bruder einen privaten Raum als Rückzugsmöglichkeit haben, zudem muss der Klosterbereich von demjenigen der übrigen Mitnutzer getrennt bleiben, damit die Brüder ungehindert dem klösterlichen Tagesablauf nachgehen können. Überdies sollte die Erweiterung den Bestand nicht nachbilden und das ganze Areal sollte ebenso wie die neue Nutzung die Grundsätze und die Werte der Kapuziner widerspiegeln.

«Das Erweitern und Umbauen eines bestehenden Gebäudes ist oft komplexer als das Planen eines Neubaus», sagt Luca Deon, Verantwortlicher für das Modul «Bachelor +». «Denn es gilt, den Ort, die Nutzung und das Tragwerk des Bestehenden zu analysieren und so mit Elementen zu verbinden, dass am Ende alles als neues Ganzes wahrgenommen wird.» Zusätzlich seien die Studenten verpflichtet, alle an der Planung beteiligten Disziplinen gleichwertig zu behandeln, synergetisch zu denken und ganzheitlich einzusetzen. Aus allen Disziplinen sollten entwurfsrelevante Aspekte erkannt, definiert und formgenerierend eingesetzt werden.

Dazu haben die Studenten mit den Brüdern vor Ort zunächst eine Bedürfnisanalyse erstellt und danach drei Ideen weiterverfolgt: Eine Gruppe sollte neue Nutzungsmöglichkeiten für die bestehenden Gebäude finden, eine zweite einen Anbau planen und eine dritte einen Vorschlag entwickeln, bei dem die Brüder in einen Neubau auf dem Gelände ziehen. Architekturstudent Michael Maibach arbeitete in der Neubau-Gruppe, die ein Gebäude aus Lehm und Holz vorgeschlagen hat. Maibach und seine Kollegen ordneten die Räume des Hauses so an, dass man um einen Innenhof herumgehen muss, um in andere Räumen oder in andere Stockwerke zu gelangen. «So wollten wir den Kreuzgang im Innenhof des Klosters modern interpretieren», erklärt Maibach.

Am schwierigsten sei es gewesen, die eigenen Standpunkte mit denen der anderen Studienrichtungen zusammenzubringen. So hätten die Bautechnikstudenten sehr konkrete Fragen zu Konstruktion und Statik gestellt, als klar geworden sei, dass für den Neubau Lehm verwendet werden sollte. «Im Optimalfall findet man einen Kompromiss mit allen Disziplinen, der mehrere Aufgaben mit einer Lösung verbinden kann.»

... und schlugen unter anderem einen Neubau vor.

Quelle: HSLU / Markus Kaech

... und schlugen unter anderem einen Neubau vor.

Ernsthaftigkeit und Aufmerksamkeit

«Ich war verblüfft, mit welcher Ernsthaftigkeit und Aufmerksamkeit sich die Studierenden auf das eingelassen haben, was wir hier tun», sagt Bruder Damian Keller. Die Idee, dass die Bruderschaft in einen Neubau ziehen könnte, fand er am spannendsten. Auch, weil die Bruderschaft mit der Öffnung des Klosters und vor allem des Klostergartens für die Bürger lernen musste, sich abzugrenzen. «Heute gehen täglich allein wegen des Medicums 200 bis 250 Patienten hier ein und aus, früher war da niemand, weil das Gelände geschlossen war», erklärt Keller. «Aber in einem Neubau könnten wir ungestört unsere Gemeinschaftsleben weiterentwickeln.» Auch der Vorschlag einer Gruppe, dass die Brüder weniger Raum für sich reklamierten, sei «durchaus realistisch». Wie konkret die Gemeinschaft die Pläne umsetzen wird, sei schwierig zu sagen. «Aber wir sind uns bewusst, dass wir noch nicht die endgültige Lösung gefunden haben», sagt der Klostervorsteher. «Wir müssen weiterdenken.» (mgt/mai)

«Bachelor +»

Seit dem Studienjahr 2017 / 2018 bietet die Hochschule Luzern – Technik & Architektur den bestgeeigneten Studenten an, sich mit dem Modul «Bachelor + Interdisziplinarität am Bau» vertieft mit interdisziplinärer Teamarbeit sowie mit digitalem Bauen und Building Information Modeling auseinanderzusetzen. Dazu erarbeiten Studenten aller Baustudiengänge in vier Teams während den letzten zwei Studiensemestern neben der üblichen Ausbildung Entwurfsprojekte. Das disziplinäre Bachelor-Studium wird mit dem zusätzlichen Zertifikat «Bachelor+ Interdisziplinarität am Bau» abgeschlossen. (mgt)

Infos unter: www.hslu.ch/de-ch/technik-architektur

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