Chefsache mit Theo Fahrni: «Kritik ist mir sehr wichtig»
Theo Fahrni ist COO beim Gartenbauunternehmen Bächler + Güttinger AG. In der Interview-Serie «Chefsache» nimmt er Stellung zu Fragen rund um das Thema Führung.
Quelle: zvg
Theo Fahrni ist COO beim Gartenbauunternehmen Bächler + Güttinger AG. Er erholt sich beim Golfen, mit der Familie oder beim gemeinsamen Skiurlaub.
Wie lautet Ihr wichtigster Führungsgrundsatz?
Grundsätzlich gebe ich den Mitarbeitern grosses Vertrauen,
übertrage grosse Verantwortung und setze grosszügige Rahmen-bedingungen.
Gleichzeitig erwarte ich ei-ne offene und ehrliche Kommunikation – nur so
können wir uns gemeinsam unterstützen.
Was glauben Sie, sagen Ihre Mitarbeiter über Sie?
Ich bin noch nicht lange bei Bächler + Güttinger AG, aber
denke, dass ich eine umgängliche Person bin und die Mitarbeiter rasch bemerkt
haben, dass ich jederzeit ein offenes Ohr für ihre Anliegen habe. Effizienz
beziehungsweise Digitalisierung sind mir wichtig, daran will ich mit dem Team
arbeiten. Vor allem die Jüngeren realisieren rasch, dass es dadurch eine
Vereinfachung geben wird. Obwohl ich ein paar Dinge ändern will denke ich, dass
ich gut aufgenommen werde.
Wie gehen Sie mit Kritik um?
Kritik ist mir sehr wichtig. Ich sage den Mitarbeitern
jederzeit offen, wenn ich etwas nicht gut finde; dasselbe erwarte ich aber auch
von allen Mitarbeitern gegenüber mir. Kritik halte ich für fundamental und
konstruktiv.
Wie fördern Sie Ihre Mitarbeiter?
Indem ich sie motiviere, gewisse Bereiche selber gestalten
und erkämpfen zu wollen. So werden sie auf diesen Gebieten besser und haben
gleichzeitig die Gewissheit, dass ich ihnen 7/24 zur Verfügung stehe und sie
mich jederzeit erreichen können. Meine Türen sind immer offen. Die Mitarbeiter
sollen spüren, dass in unserer Unternehmung flache Hierarchien gelebt werden.
Darf ein Chef Schwächen zeigen?
Unbedingt! Ich war vor diesem Job für die Gesamtleistungen
bei der Halter AG Bern verantwortlich, nun bin ich in der zukunftsstarken
Branche Garten- beziehungsweise Landschaftsbau mit unbegrenzten Möglichkeiten
tätig. Von gewissen Dingen habe ich aufgrund meines Hintergrunds wenig Ahnung.
Das soll und muss ein Chef ansprechen und dann ist es auch für niemanden mehr
ein Problem. Die Kombination und Ergänzung des gesamten Teams ist so extrem
spannend und für alle eine Entwicklung mit grossem Potenzial.
Zum Beispiel?
Einen Kunden im Bereich Gartenunterhalt zu beraten kann ich
nicht allein, weil mir die dafür zwingend nötige Fachkompetenz fehlt. Wir haben
aber sehr gute und kompetente Leute in der Firma, die ich für dieses Gespräch
mitnehmen müsste.
Wie schätzen Sie die aktuelle Lage der Bauwirtschaft ein?
Diese schätze ich hinsichtlich der Auftragslage als gut bis
sehr gut ein. Ich sehe aber auch die Schwierigkeiten aufgrund der Preis- und
Kostensituation, die sich im letzten, aber auch in diesem Jahr noch verschärft
hat. Wir Unternehmer sind noch mehr gefordert, effizienter zu arbeiten und
bessere Lösungen zu entwickeln.
Sehen Sie in der Digitalisierung eine Chance oder eine
Gefahr?
Ich sehe diesbezüglich ausschliesslich eine riesengrosse Chance.
Wenn man Tools richtig nutzen kann, wird das beispielsweise die Administration
sehr vereinfachen. Das braucht ein bisschen Aufwand und Geduld, schliesslich
muss man die Leute überzeugen. Ich habe mir Zwischenziele gesetzt, die ich mit
den Mitarbeitern bis Ende 2023 erreichen will. Die Digitalisierung verändert
aber auch die Baustelle, etwa mit Drohnenvermessungen und -aufnahmen. Oder mit
GPS ausgerüsteten Baggern. Das gibt einen Riesenschub die nächsten Jahre. Hier
will Bächler + Güttinger AG Gas geben, um am Markt noch attraktiver zu werden
und auch zukünftig den Jugendlichen eine coole Lehr- und Arbeitswelt zu bieten.
Was schätzen Sie an der Baubranche und was nicht?
In einem Unternehmen der Baubranche zu arbeiten, bedeutet,
dass man sehr viele Möglichkeiten hat, die Branche zu beeinflussen. Mit
topmotivierten Leuten und Effizienz kann man extrem viel herausholen. Die
Preisentwicklung schätze ich weniger, weil wir Unternehmer die Risiken in
vielen Fällen selbst tragen müssen; hier würden wir eine Risikoverteilung aller
Projektbeteiligten als fair betrachten.
Welche Möglichkeiten sehen Sie, das Image der Baubranche zu
verbessern?
Wenn ich mir unseren Marktauftritt anschaue, so ist diese
noch recht zurückhaltend. Wir möchten peppiger werden und auch
Social-Media-Plattformen viel mehr miteinbeziehen. Das Ganze soll cooler
werden, um auch jüngere Gene-rationen anzusprechen. Wir sind bereits dran und
werden in den nächsten Monaten interessante Projekte lancieren. Wichtig ist,
dass wir jederzeit transparent, zuverlässig, qualitativ hochstehend und
kundenorientiert handeln.
(Interview: Claudia Porchet)
Chefsache
In der Interview-Serie «Chefsache» nehmen Exponenten der Bauwirtschaft in loser Folge Stellung zu Fragen rund um das Thema Führung und zu ihrem Unternehmen. Die Fragen richten sich nach den spezifischen Anforderungen der betreffenden Branche.