08:18 MANAGEMENT

Chefsache mit Maria Lezzi: «Probieren wir es gemeinsam aus»

Teaserbild-Quelle: Bundesamt für Raumentwicklung

Die Digitalisierung sei eindeutig eine Chance, doch sie könne physische Kontakte oder Begegnungen nie ersetzen, sagt Maria Lezzi, Direktorin des Bundesamts für Raumentwicklung (ARE). In der Interview-Serie «Chefsache» nimmt sie Stellung zu Fragen rund um das Thema Führung.

Maria Lezzi

Quelle: Bundesamt für Raumentwicklung

Maria Lezzi ist Direktorin des Bundesamts für Raumentwicklung (ARE).

Wie lautet Ihr allerwichtigster Führungsgrundsatz?

Maria Lezzi: Probieren wir es gemeinsam aus, sonst werden wir es nie wissen.

Was glauben Sie, was sagen Ihre Mitarbeiter über Sie?

Sie kann gut zuhören, ist offen für Neues. Manchmal ist sie etwas ungeduldig und möchte schon weiter vorangekommen sein.

Wie gehen Sie mit Kritik um?

Ich versuche herauszufinden, was die Kritik über mich, mein Tun oder das Amt besagt und was über die Kritikerin resp. den Kritiker. Dies sind wertvolle Hinweise für die Zukunftsgestaltung.

Darf ein Chef oder eine Chefin auch Schwächen zeigen? Warum?

Ja, sicher, denn sonst würde er oder sie sich verhalten wie ein makelloser Übermensch und das wäre ja fast schon gefährlich.

Sehen Sie in der Digitalisierung eine Chance oder eine Gefahr?

Eindeutig eine Chance. Auch schon vor der Corona-Pandemie habe ich diese Frage so beantwortet. In den letzten Wochen haben wir alle hautnah erlebt, wie die digitalen Möglichkeiten uns erlauben, unsere Liebsten trotz Abstandsvorschriften und physischer Ferne nahe zu sein, mit den Mitarbeitenden und den Geschäftspartnern in Kontakt zu bleiben. Wir konnten beinahe zu 100 Prozent von zu Hause aus arbeiten, hoch effizient und fast ohne die Notwendigkeit physischer Unterschriften, und wir konnten alles Erdenkliche online einkaufen. Die Potenziale sind noch längst nicht ausgeschöpft. Neben BIM sollten wir vor allem auch die Planungs-, Mitwirkungs- und Mitgestaltungsprozesse vor dem Bauen vermehrt digital anpacken. Die Digitalisierung ist für mich allerdings kein Allheilmittel. Sie kann Analoges ergänzen, den Wert physischer Kontakte oder Begegnungen ersetzt sie aber nie.

Was schätzen Sie an der Baubranche und was nicht?

Baukräne sind für mich seit jeher Zeichen für Entwicklung. Ich mag gerne den Duft nach frischem Beton oder frisch gesägtem Arvenholz. Aber das heisst nicht zwingend, dass dafür grüne Wiesen eingezont oder überbaut werden müssen. Im Gegenteil. Die Arbeit der Baubranche hat sich stark verändert, und sie wird umso anspruchsvoller, je ressourceneffizienter sie erfolgt. Die Baubranche sollte meines Erachtens so geformt sein, dass sie viel stärker als bisher junge Mädchen und Frauen anspricht.

Was wünschen Sie der Schweiz?

Veränderungsbereitschaft und Durchhaltewille. Ich wünsche mir, dass wir, unsere Kinder und Kindeskinder in 30 Jahren in einem attraktiven Wirtschafts-, Natur- und Kulturraum Schweiz klimaneutral leben können. Ich wünsche mir, dass wir uns in unserem Land zu Hause fühlen und uns weiterhin für eine offene Welt engagieren.

Wer war der Held oder die Heldin Ihrer Kindheit?

Federica de Cesco. Sie schrieb wunderschöne Kinder- und Jugendbücher wie «Der rote Seidenschal».

Welche Fähigkeiten möchten Sie besitzen?

Menschen besser zu verstehen, auch dann, wenn sie schweigen. Ich möchte verstehen, warum sie schweigen und was sie damit sagen wollen.

Als welches Tier würden Sie gerne ein zweites Mal leben?

Als Wanderfalke, ein Kosmopolit, der an Steilküsten lebt und inzwischen auch bei uns in den Städten heimisch geworden ist.

Wie bringen Sie Beruf und Privatleben unter einen Hut?

Indem ich früh aufstehe, und die Zugfahrten von Basel nach Bern für mich selber nutze. Mit den Home-Office-Erfahrungen aus den letzten Wochen habe ich echte Alternativen (wieder)entdeckt.

Wo können Sie wirklich abschalten?

Im eigenen Garten, beim Spazieren und Wandern. In knapp fünf Minuten Gehdistanz sind wir im Wald. Dort beginnt der Jura und erstreckt sich in einem weiten Bogen bis nach Genf… (stg)

Chefsache

In der Interview-Serie «Chefsache» nehmen bekannte Exponenten der Bauwirtschaft in loser Folge Stellung zu Fragen rund um das Thema Führung. Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer erhalten die gleichen 20 Fragen, von denen sie zwölf auswählen und schriftlich beantworten können.

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