Zürcher Kantonsrat unterstützt Velorouten-Verbot bei Schulhäusern
In der Stadt Zürich sorgen Velovorzugsrouten in den betroffenen Quartieren bei vielen für Ärger, vor allem wenn sie an Schulhäusern vorbeiführen. Eine Einzelinitiative, die Velorouten bei Schulhäusern verbieten will, hat das Anliegen nun in den Kantonsrat getragen. Auch wenn sie vorderhand Unterstützung fand, dürfte sich wenig ändern.
In der Stadt Zürich werden der Ausbau der Veloinfrastruktur und damit auch der Velovorzugsrouten schon länger vorangetrieben. Dies mehrheitlich im Sinne der Bevölkerung, schliesslich war 2020 die Initiative «Sichere Velorouten für Zürich» und im September letzten Jahres auch die Initiativen für ein gesundes Stadtklima und für eine Zukunftsfähige Mobilität an der Urne klar gutgeheissen worden, und damit auch das Bekenntnis zur Bevorzugung des Veloverkehrs, des ÖV und des Fussverkehrs.
Allerdings hört die Begeisterung für Velovorzugsrouten oder vielmehr Velohighways für manche auf, wenn sie an Schulhäusern vorbei und durchs eigene Quartier führen. So sorgt eine solche geplante Strecke im Quartier Wollishofen für Proteste, weil sie bei Schlhäusern vorbeiführt. Im Seefeld, am gegenüberliegenden Seeufer, ist ein Velohighway bereits umgesetzt: Wer auf ihm unterwegs ist, passiert das Schulhaus Mühlebach. Hinweise, die Geschwindigkeit in Schulhausnähe abzubremsen fruchten offenbar nicht viel, ähnliches gilt Medienberichten zu Folge für nachträglich eingebaute Rampen.
Vier Schulhäuser und 1000 Schülerinnen und Schüler
So dürfte es auch wenig wundern, dass SVP und FDP im Zürcher Kantonsrat die Velovorzugsrouten bei Schulhäusern ausbremsen wollen: Sie haben heute Montag eine Einzelinitiative mit 69 Stimmen vorläufig unterstützt, die solche Schnellrouten auf gewissen Abschnitten verbieten oder mindestens verlangsamen will. Die SVP wolle das Konzept der Velovorzugsrouten nicht generell in Frage stellen, sagte Ueli Bamert (Zürich). Aber es gebe durchaus Konfliktpotenzial, insbesondere vor Schulen und Kindergärten. Er erachtet die Ängste vieler Eltern als berechtigt. Dennoch wäre eine komplette Sperrung bei Schulhäusern, wie es der Einzelinitiant aus Zürich-Wollishofen fordert, für die SVP zu extrem. Laut Bamert wären Schranken zur Tempodrosselung ausreichend. Aber die SVP unterstütze den Vorstoss vorläufig. Unterstützung fand die Einzelinitiative auch bei der FDP. Der Widerstand in Wollishofen gegen die geplante Veloschnellroute sei massiv, sagte Sonja Rueff-Frenkel (FDP, Zürich). Entlang der Strecke würden vier Schulhäuser liegen, mit insgesamt über 1000 Schülerinnen und Schüler. Es brauche Massnahmen, um Velofahrer abzubremsen.
Zusammen brachten es FDP und SVP auf 69 Stimmen, für die vorläufige Unterstützung waren 60 notwendig. Die Einzelinitiative geht nun an den Regierungsrat, der dazu Stellung beziehen wird. Dann kommt das Geschäft erneut in den Rat. Wahrscheinlich aber wohl ohne Erfolg, weil das Anliegen keine Mehrheit finden dürfte.
Veloschnellroute in Wollishofen Sache der Stadt und nicht des Kantons?
Gegenteilig sahen es die übrigen Parteien, sie erkannten in dem Vorstoss einen «grundsätzlichen Angriff auf Verbesserungen für den Veloverkehr», wie es Stephan Hegetschwiler (GLP, Zürich) ausdrückte. Natürlich seien rücksichtslose Velofahrer ein Ärgernis, sagte Daniel Sommer (EVP, Affoltern am Albis). Allerdings müsste man dann auch alle Autos im Bereich von Schulhäusern verbieten. Zudem sei die Schnellroute in Wollishofen Sache der Stadt, nicht des Kantons. Die SP sah in dem Vorstoss einen Versuch, Veloschnellrouten generell zu verhindern. «Ginge es wirklich um die Sicherheit der Kinder, müsste man die Gefährlichkeit der Autos reduzieren, schliesslich sind Autos die grössere Gefahr», sagte Rosmarie Joss (Dietikon). Es gebe drei Mal so viele Unfälle mit Autos wie mit Velos und diese seien auch noch viel schwerwiegender. (mai/sda)