12:30 KOMMUNAL

Wölfe: Wenn ein smarter Zaun die Schafe schützt

Teaserbild-Quelle: Michael Larosa, Unsplash

Im Zuge der Wiederansiedlung des Wolfes nehmen Konflikte zwischen Mensch und Wolf zu. Ein Wissenschaftsteam der deutschen Universitäten Bremen und Giessen will Abhilfe schaffen: mit einem smarten Weideschutzzaun, der dank künstlicher Intelligenz Wölfe erkennt und vertreibt.


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Quelle: Michael Larosa, Unsplash

Intelligente Zäune sollen beim Vergrämen von Wölfen helfen und Schafe und Co. schützen.

Mit mehreren Tausend Rissen pro Jahr von Schafen, Ziegen, Kälbern, Ponys und Fohlen werden Wölfe laut Universität Bremen in Deutschland zunehmend zur Bedrohung für Weidetiere und zur psychischen Belastung für die Halter. Einen „wolfssicheren” Zaun, der ökologischen und ökonomischen Ansprüchen von Landwirtschaft, Tierhaltern und Gesellschaft genüge, gebe es bislang noch nicht.

In der Regel seien Zäune als Festzäune ausgelegt. Dies spricht laut Medienmitteilung der Universität Bremen häufig gegen den Einsatz in Landschaftsschutzgebieten oder ist für die Tierhalter je nach dem mit grossem zusätzlichem Arbeitsaufwand verbunden. So lassen sich Zäune in Gebieten mit flachgründigen Böden nicht zusätzlich mit Pfählen oder einem Untergrabungsschutz sichern. Zudem sind Elektrozäune bei Dürre oder Frost sehr eingeschränkt in ihrer Wirkung. Abgesehen davon wird bei einem „Zaun-Wettrüsten“ von Wolfszäunen die Landschaft zerschnitten, heisst es weiter. Denn Zäune schränken wild lebende Tiere in ihrer Bewegung ein, und damit auch ihre Futterquellen und ihre genetische Vielfalt.

Schutz vor Wölfen und Vandalimus

Geht es nach den Forschern, könnte ein Zaun mit Herdenhund-Qualitäten dies ändern. Im Rahmen des Projekts „mAInZaun“ – der Name steht für Modularer, autonomer und intelligenter Weide(schutz)zaun mit Erkennung und Vergrämung von Predatoren – arbeiten sie an der Entwicklung eines smarten Zauns, der Alarm schlägt, wenn sich ein Wolf nähert und ihn abwehrt. Und nicht nur das: Er soll auch auf andere Gefahren reagieren können, zum Beispiel auf Sturmschäden oder Vandalismus. Das heisst, Bedrohungen werden registriert und der Tierhalter benachrichtigt oder je nachdem auch noch beispielsweise die Polizei oder die Bahnaufsicht.

Weil die smarten Elemente -  etwa wie Sensoren -  sind so angelegt, dass sie sich selber mit Strom versorgen brauchen sie auch nicht an einen Zaun angebracht zu werden.  Dies wiederum ermöglicht es auch, dass Schafe und Co. auch in unwegsamen Gebieten smart geschützt werden können.

Energieeffizient, kostengünstig und digital

„Das System baut auf vorhandenen Technologien auf, muss aber dennoch einige Hürden überwinden, um praxistauglich zu werden“, erklärt Anna Förster vom Technologie-Zentrum Informatik und Informationstechnik (TZI) der Universität Bremen. „Die Sensorik und die Vergrämungslösungen sollen kostengünstig, digital steuerbar und vor allem energieeffizient sein, weil der ‚mAInZaun‘ ohne externe Energiequellen auskommen muss.“ Gleichzeitig müssen diese Lösungen aber präzise Ergebnisse liefern.

Ziel von Förster und ihren Kollegen ist es deshalb,  dass die Künstliche Intelligenz respektive der „Zaun“ nicht nur Wölfe und andere Tierarten unterscheiden kann, sondern auch einzelne Wölfen untereinander. Dies, damit laut Förster die Vergrämungslösungen an die Tiere angepasst werden können und sich einzelne nicht an bestimmte Abwehrmethoden gewöhnen. Das ist wichtig, weil Wölfe intelligent und anpassungsfähig sind: „Es stellt eine der grössten Herausforderungen in diesem Projekt dar, die Vergrämungsmethoden so zu entwickeln, dass sie kurz- wie auch langfristig effektiv bleiben“, sagt Verhaltensforscherin Uta König von Borstel, Professorin an der Justus-Liebig-Universität Giessen. Gleichzeitig dürfen keine Weidetiere, Menschen oder Hunde zu Schaden kommen. Man sei zuversichtlich, diese Anforderungen unter einen Hut bringen zu können.

Bald in der Landwirtschaft im Einsatz?

Können diese Herausforderungen gemeistert werden, steht die Umsetzung der Forschungsergebnisse in die Praxis in Aussicht. Dies geschieht in Zusammenarbeite mit dem Metallbearbeitungs-  und Elektrotechnikunternehmen „RoFlexs GmbH“ (Salzwedel).

Das Projekt hat eine Laufzeit von drei Jahren und soll Mitte 2024 abgeschlossen sein. Gefördert wird es vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) mit 1,1 Millionen Euro. (mgt/mai)


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