Winterthur am schnellsten im Kampf gegen den Asiatischen Laubholzbockkäfer
Der Asiatischen Laubholzbockkäfer (ALB) zählt zu den zehn gefährlichsten Quarantäneschädlingen weltweit. In acht europäischen Ländern wurde der Käfer bisher an mehr als 30 Befallsorten festgestellt. An sechs Orten liess sich der Befall unterdessen tilgen. Bei den grossen Freilandbefällen dauerte der Kampf gegen die Käferpopulationen meistens mehr als 10 Jahre.
Die Stadt Winterthur hat kürzlich gezeigt, dass es möglich ist, auch einen grossen Freilandbefall innerhalb der europaweit vereinbarten Minimalzeit von vier Jahren zu tilgen. Wichtige Voraussetzung dazu ist ein entschlossenes Handeln zu Beginn eines Befalls, denn nur die besten und erfahrensten Leute vor Ort können im ersten Jahr das Befallsgebiet einkreisen.
Der Freilandbefall in Winterthur konnte nur deswegen in kürzester Zeit getilgt werden, weil die Bekämpfungs- und Kontrollmassnahmen kurz nach dem festgestellten Befall 2012 sofort eingeleitet sowie intensiv und gut koordiniert wurden Der Bund, der Kanton Zürich, die Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) und die Stadt Winterthur arbeiteten in den vergangenen mehr als vier Jahren eng zusammen. Im Dezember 2016 entliess der Bund Stadt und Kanton aus der Monitoringpflicht.
Alle zogen an einem Strick
Um einen so grossen Freilandbefall wie in Winterthur in Minimalzeit zu tilgen, ist es unabdingbar, noch im Entdeckungsjahr die Aussengrenzen des Befallsgebietes zu ermitteln. Dazu braucht es so viel gut geschulte ALB-zertifizierte Baumpfleger und Spürhundeteams wie möglich. Qualifiziertes Personal verursacht zwar hohe Kosten, aber hier zu sparen, führt später im Rahmen des Monitorings zu gesamthaft weit höheren Kosten. Zusätzliche Fachkräfte werden begleitend eingearbeitet.
Ein weiterer Erfolgsfaktor ist die kompetente und transparente Arbeitsweise aller Beteiligten und die offene, effiziente und zeitnahe Kommunikation untereinander sowie zu den Anwohnern und Medien. Ohne das Verständnis und die Kooperation der betroffenen Anwohner über einen mehrjährigen Zeitraum lässt sich dieser Käfer nicht erfolgreich bekämpfen. Man kann die Tilgung dieses gefährlichen Quarantäneschädlings nur miteinander schaffen, nicht gegeneinander!
Die Fachleute der WSL unterstützten und begleiteten den Einsatz während des gesamten Bekämpfungszeitraumes. Das begann mit der Diagnose der Käfer, Larven, Puppen, Eier und Befallssymptome (inklusive genetischer Analysen) und reichte bis hin zur Dokumentation des gesamten Befallsgeschehens (Freiland-Erfassungsbogen, Datenbank, Fotosammlung). Die WSL hat zudem Fachkräfte vor Ort geschult, Anschauungsobjekte hergestellt sowie Probematerial für die Spürhundearbeit bereitgestellt.
Gefahr asiatischer Granit
Aufgrund des Befalls in Winterthur macht der Kanton Zürich unterdessen Auflagen bei öffentlichen Ausschreibungen, in deren Rahmen vorgesehen ist, Granit aus dem asiatischen Raum zu verbauen. Ziel ist, zukünftige Befälle durch den ALB zu verhindern. Auch Steinimportfirmen sind inzwischen vorsorglich tätig. All diese Anstrengungen haben nicht nur dazu geführt, dass einzelne Befallsherde getilgt werden konnten, sondern sie schränken auch die Einschleppungswege stark ein.
Die Gefahr ist aber noch nicht gebannt. Wie in anderen Ländern muss auch in der Schweiz grundsätzlich damit gerechnet werden, dass Befallsherde noch nicht entdeckt wurden. Es heisst also, weiterhin wachsam sein, denn je früher ein Freilandbefall entdeckt wird, um so kleiner ist er, was die Bekämpfung deutlich vereinfacht. (mgt/aes)
Aktueller Artikel zum Thema aus der Zeitschrift «Wald und Holz»