Werkhof Dietikon stellt keine Frauen ein
Auf ihre Bewerbung beim Werkhof Dietikon erhält Barbara Koller (Name geändert) einen Anruf, der die junge Frau auch Tage später noch ärgert. «Sie sagten mir, dass im Dietiker Werkhof keine Frauen angestellt würden, weil dafür keine sanitären Anlagen zur Verfügung stehen», erzählt sie der «Limmattaler Zeitung».
Koller, als gelernte Fachfrau Betriebsunterhalt gut für die vakante Stelle qualifiziert, kann diese Begründung nicht verstehen. «Ich bin eine ausgebildete Arbeitskraft und für den Beruf genauso geeignet wie ein Mann», sagt die junge Frau, die zurzeit noch auf Jobsuche ist.
Pragmatisch in kleineren Werkhöfen
Ihre Ausbildung hat sie in einem anderen Betrieb in der Region absolviert, wo ebenfalls keine getrennten sanitären Anlagen zur Verfügung standen. «Dort war das überhaupt kein Problem», so Koller. Sie habe ihren Kollegen jeweils gesagt, dass sie sich kurz in der Garderobe umziehen möchte, und so habe das wunderbar geklappt.
Ihr damaliger Lehrmeister und zuständige Werkleiter sagt: «Wir wussten, dass wir kurz warten müssen, wenn die Garderobentüre geschlossen war.» Er räumt aber ein, dass der dortige Werkhof mit seinen drei Angestellten ein kleiner Betrieb sei. Darum komme man in der Garderobe oder auf der Toilette gut aneinander vorbei.
Mit den Vorwürfen der jungen Frau konfrontiert, bestätigt der Leiter des Werkhofs Dietikon, Lorenz Fränzl gegenüber der «Limmattaler Zeitung»: «Ja, unsere momentane Situation verunmöglicht es uns, Frauen einzustellen.» Dass sich Männer und Frauen dieselben Toiletten oder Garderoben teilen, sei in Dietikon nicht möglich.
Im Betrieb arbeiten 33 Angestellte. «Wenn sich eine Frau in der Garderobe umzieht, können doch nicht 32 Männer vor der Türe warten», sagt Fränzl. Er bedauert die Situation im Dietiker Werkhof, weist aber darauf hin, dass im Betrieb eine Umstrukturierung der Infrastruktur im Rahmen eines Betriebsumbaus vorgesehen sei. Denn bereits zwei Mal sei es vorgekommen, dass der Werkhof einer jungen Frau eine Absage erteilen musste, die sich auf eine Lehrstelle beworben hatte.
«Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg»
Trotz der Bemühungen des Werkhofs Dietikon, mit dem Umbau auch sanitäre Anlagen für Frauen einzurichten, findet Koller, dass wo ein Wille sei, es heute schon einen Weg gäbe. Zum Beispiel hätte sie sich ohne Probleme schon vor der Arbeit zu Hause umziehen können, schliesslich wohne sie auch in Dietikon.
Auch die Benützung der Herren-Toilette wäre für die junge Frau kein Problem gewesen. (aes)