Wer seit langem Sozialhilfe bezieht, hat meist Gesundheitsprobleme
Knapp 63 Prozent der Menschen, die seit mehr als drei Jahren auf Sozialhilfe angewiesen sind, haben gesundheitliche Beeinträchtigungen. Dabei handelt es sich bei rund 40 Prozent um körperliche Einschränkungen aufgrund von Unfällen oder Krankheit.
Zu krank für den Arbeitsmarkt, «zu gesund» für die IV
Frappant ist die gesundheitliche Situation von Menschen, die seit mehr als drei Jahren auf Sozialhilfe angewiesen sind. Knapp 63 Prozent haben belegte gesundheitliche Beeinträchtigungen. Davon sind etwa 40 Prozent physische Einschränkungen aufgrund von Unfall oder Krankheit, rund 20 Prozent haben ein akutes Suchtproblem, gut 10 Prozent eine ärztlich attestierte Depression und rund 30 Prozent eine andere psychische Krankheit.
Bei einer Mehrheit der Personen mit Gesundheitsproblemen haben die zuständigen Sozialdienste eine IV- Rente in Betracht gezogen. Knapp 10 Prozent erhalten heute eine IV-Rente oder - Teilrente, deren Höhe jedoch nicht zur Existenzsicherung reicht und durch die Sozialhilfe ergänzt wird.
Im Durchschnitt aller Städte wurde ein Viertel der IV-Anträge von Langzeitbeziehenden abgelehnt. Keine IV-Anmeldungen erfolgen bei Suchtkrankheiten, da diese grundsätzlich keinen Anspruch auf IV begründen.
57 Prozent der Langzeit-Sozialhilfebezüger haben keine berufliche Ausbildung
Die Studie zeigt weiter, dass 57 Prozent der Langzeitbezüger keine berufliche Ausbildung haben. Zudem waren sie vor ihrer Arbeitslosigkeit oft im Niedriglohnbereich mit prekären Arbeitsbedingungen tätig.
Die Sozialhilfequoten blieben 2014 stabil. Die Zahl der Sozialhilfebezüger entwickelt sich also parallel zum Bevölkerungswachstum.
Analysiert wurden im jährlich erscheinenden «Kennzahlenvergleich zur Sozialhilfe in den Schweizer Städten» repräsentativ ausgewählte Menschen, die seit mehr als drei Jahren Sozialhilfe beziehen.
2014 wurde der Schwerpunkt auf den Langzeitbezug in der Sozialhilfe gelegt. Denn die 13 teilnehmenden Städte aus der ganzen Schweiz beobachten seit Jahren, dass die durchschnittliche Bezugsdauer ansteigt. Lag diese 2006 noch bei durchschnittlich 32 Monaten, betrug sie 2014 bereits 40 Monate. (sda/mrm)