Wenn die Gewässersohle verstopft, erstickt das Grundwasser
Als Grund nehmen die Forscher verstopfte Gewässersohlen an, wie der Schweizerische Nationalfonds (SNF) mitteilte, der das Nationale Forschungsprogramm «Nachhaltige Wassernutzung» (NFP 61) finanziert hat. Die Wissenschaftler haben in einem Grundwasserleiter festgestellt, dass der Sauerstoffgehalt im Grundwasser anstieg, nachdem Hochwasser das Flussbett durchgespült hatte.
Sauerstoff ist im Grundwasser notwendig, weil er bestimmte chemische und biologische Prozesse beeinflusst. Fehlt Sauerstoff als Energielieferant, nutzen bestimmte Bakterien erst Nitrat - was nützlich ist, um diesen Schadstoff zu entfernen - und bei weiter sinkenden Werten Eisen- oder Manganoxid.
Rückstände im Wasser
Eisen und Mangan werden dabei im Wasser gelöst. Erst in der Grundwasserpumpe, wo sie wieder Sauerstoff antreffen, fallen sie als Feststoffe aus. Dies kann einerseits die Pumpe verstopfen und andererseits schwarzbraune Rückstände im Wasser bilden, die zwar in geringen Mengen ungiftig sind, aber dennoch entfernt werden müssen.
Da dies im Hitzesommer 2003 mancherorts geschehen ist, hat ein Team um Simon Figura von der Wasserforschungsanstalt Eawag und der ETH Zürich fünf Grundwasserleiter untersucht. Denn das meiste Trinkwasser in der Schweiz stammt aus solchen Grundwasserfassungen, die durch einsickerndes Wasser aus Fliessgewässern gespeist werden.
Die Klimaerwärmung dürfte das Sauerstoffproblem einerseits verschärfen, erwarten die Forscher. Denn alle zehn Jahre wird das Wasser um 0,3 bis 0,6 Grad Celsius wärmer, was seine Fähigkeit reduziert, Sauerstoff zu lösen. Auch wachsen Organismen, die Sauerstoff verbrauchen, in der Wärme schneller.
Andererseits sei zu erwarten, dass Hochwasser häufiger werden und somit die Flussbetten öfter freigespült werden. «Dieses Ausspülen begünstigt die Infiltration von Grundwasser», sagte Figura.
Teure Alternativen
«Ich vermute, dass die beiden Prozesse sich längerfristig die Waage halten werden», schliesst Figura. Doch wenn Hitzesommer häufiger werden, könnte Sauerstoffmangel für einzelne Grundwasserfassungen zum Problem werden.
Dann müssten die Gemeinden entweder auf andere Quellen ausweichen oder teure Oxygenierungsanlagen installieren, die das Grundwasser mit Sauerstoff anreichern, bevor es auf die Pumpe trifft, sagte Figura. Deshalb sei es wichtig, den Sauerstoffgehalt des Grundwassers künftig im Auge zu behalten. (sda/aes)
Weitere Informationen auf der Website des Nationalen Forschungsprogramms «Nachhaltige Wassernutzung»