Waldschutzüberblick 2023: Die Borkenkäfer waren fleissig
Im Zuge des Klimawandels, können sich neue Forstkrankheiten und schädliche Insekten in der Schweiz etablieren: So zeigt der alljährlich von Waldschutz Schweiz (WSS) verfasste Waldschutzüberblick für 2023, dass die Russrindenkrankheit auch Rosskastanien befällt und der Borkenkäfer schweizweit mehr Schäden verursacht hat.
Quelle: Waldschutz Schweiz
Befall mit Pityokteines spinidens respektive Westliche Tannenborkenkäfern im Wallis an Weisstannen.
Anhand von Rückmeldungen der kantonalen Forstbetriebe sowie eigenen Beobachtungen und Fallstudien verfasst Waldschutz Schweiz (WSS) alljährlich anhand von Rückmeldungen der kantonalen Forstbetriebe einen Waldschutzüberblick. Der neuste Bericht fasst die Auswirkungen von Witterung, Insekten, Pilzen und Bakterien auf den Schweizer Wald im Jahr 2023 zusammen. Er ist als Leitfaden gedacht, der aufzeigt, auf welche Symptome und Schädlinge in der Forstpraxis besonders geachtet werden sollte.
Sie ist eine der wenigen Pilzkrankheiten an Bäumen, die auch für den Menschen schädlich werden kann: die Russrindenkrankheit. Die Pilzsporen lösen mitunter allergische Reaktionen aus. Besondere Schutzmassnahmen seien deshalb angezeigt, heisst es in der Medienmitteilung der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL). Gewöhnlich tritt die Krankheit zwar an Ahornbäumen auf, 2023 wurde sie aber an der Rosskastanie festgestellt. Laut der WSL ein Novum für die Schweiz. Daher gilt es nun, auch diese Baumart im Blick zu behalten: Verdächtige Rosskastanien sollten immer von Experten begutachtet werden, da die Symptome mit der bakteriell verursachten Pseudomonas-Rindenkrankheit oder einem Phytophthora-Befall verwechselt werden könnten, schreibt die WSL.
Mit einer praktischen Erkennungshilfe für Ahorne unterstützt Waldschutz Schweiz zudem die Praxis, die Krankheit präziser zu erkennen.
Phytophthora-Fälle haben sich beinahe verdoppelt
In der Gattung Phytophthora finden sich viele stark pathogene Krankheitserreger. Einige davon sind als besonders gefährlich klassifiziert, daher ist der Umgang mit ihnen von Gesetzes wegen reguliert. - Bei Phytophthora handelt es sich um sogenannte Protisten, mikroskopische Lebewesen.
Im Vergleich zu den Vorjahren haben die Fälle von Phytophthora laut dem Waldschutzberichte im 2023 deutlich zugenommen. Während es 2022 insgesamt 15 Phytophthora-Fälle gegeben hatte, waren es 2023 mit 28 Fällen beinahe doppelt so viele gewesen. Eine Ursache waren die Wetterbedingungen: Wärmere Winter und regenreiche Frühlingsmonate sind ideal für ihre Entwicklung. Wegen des Klimawandels erwarten Fachleute, dass sich Phytophthora-Arten, die bisher nur im Süden aufgetreten sind, auch nördlich der Alpen ausbreiten.
Unter anderem ist 2023 erstmals für die Schweiz Phytothora cinnamomi auf der Eiche gefunden worden, und zwar auf der Nordseite der Alpen. Diese Art gilt als eine der aggressivsten invasiven Arten der Welt; sie löst bei Pflanzen «Wurzelfäule» aus.
Borkenkäfer machte sich über Weisstannen her
Quelle: Gemeinfrei
Buchdrucker (Ips typographicus), früher als Fichtenborkenkäfer (Bostrichus typographus) bezeichnet. Illustration aus Meyers Konversations-Lexikon, um 1888.
Der Buchdrucker – früher Fichtenborkenkäfer genannt – hat 2023 in der ganzen Schweiz mehr Schäden verursacht: Sowohl die Anzahl Befallsherde, als auch der Umstand das befallenes Holz genutzt werden musste, hat zugenommen, wie aus der Mitteilung der WSL hervorgeht. Betroffen gewesen sind vor allem der Jura und das Mittelland.
Allerdings waren nicht nur die Buchdrucker
fleissig am Werk, sondern auch die Weisstannenborkenkäfer. Letztere
befallen hauptsächlich geschwächte und absterbende Weisstannen.
Ungünstige Witterungseinflüsse wie Trockenheit oder aber auch ein
ungünstiger Standort ausserhalb des natürlichen Verbreitungsgebietes
können die Bäume schwächen und damit wiederum dafür sorgen, dass sie für
diese Schädlinge anfälliger werden.
Nadelpilz beeinträchtigt die Föhre
Auch
unscheinbare Pilze können durch das sich verändernde Klima ihr
Verhalten ändern und plötzlich sichtbar werden. Das gilt zum Beispiel
für den Thyriopsis halepensis, ein ansonsten eher seltener Nadelpilz auf
Föhre. Wie im Waldschutzbericht vermeldet wird, gab es im 2023 gleich
mehrere Fälle von stark betroffenen Pinien (Pinus pinea). Dabei
lichteten sich die Kronen stark. Werden die betroffenen Bäume nicht
zusätzlich geschädigt, sterben sie zwar nicht ab, aber ihr Wachstum wird
massiv gestört. (mai/mgt)
Waldschutzüberblick 2023 hier herunterladen: www.dora.lib4ri.ch/wsl/islandora/object/wsl:36647/datastream/PDF
Waldschutz Schweiz (WSS)
Als Kompetenzzentrum für Waldschutzfragen bemüht sich Waldschutz Schweiz (WSS), für forstlich relevante Themen und Organismen zu jeder Zeit einen Überblick über die Situation in Schweizer Wäldern zu haben. Zusammen mit den kantonalen Forstdiensten erhebt WSS Vorkommen und Ausmass von biotischen und abiotischen Beeinträchtigungen des Waldes, informiert über aktuelle Waldschutzereignisse, berät Betroffene bei Waldschutzfragen, und engagiert sich in der Weiterbildung von Forstdiensten, der Grünen Branche, Studierenden und weiterem Fachpersonal. Zudem pflegt WSS einen Informationsaustausch mit in- und ausländischen Fachleuten und stellt so eine Schnittstelle zwischen Forschung, Praxis und Behörden dar, eine Plattform für Informationen. (mgt/mai)
Zur Webseite von Waldschutz Schweiz: waldschutz.wsl.ch/de/
Quelle: Waldschutz Schweiz
Russrinde: Befall an einem alten Ahorn. Unter sich ablösenden Rindenschuppen kommt das schwarze Sporenpulver zum Vorschein.