Wakkerpreis 2022 geht an die Gemeinde Meyrin in Genf
Meyrin GE wird vom Heimatschutz mit dem Wakkerpreis 2022 ausgezeichnet. Der Gemeinde sei es gelungen, die Anliegen von Menschen und Natur zusammenzuführen und eine hohe Baukultur mit mehr Biodiversität für alle hervorzubringen.
Quelle: Pierre Marmy / Schweizer Heimatschutz
Denkmalgeschützte Gebäude wie die «Villa du Jardin Botanique alpin» oder die sich zurzeit im Umbau befindende «Maison Vaudagne» werden zu sozialen Zentren umgenutzt, sensibel renoviert und erweitert.
Auf dem Gemeindegebiet von Meyrin starten regelmässig Flugzeuge, die die Westschweiz mit der Welt verbinden. Und im nicht weit davon entfernten CERN findet internationale Forschung auf höchstem Niveau statt. Diese Dynamik und die Stadtnähe hätten die Bevölkerung seit 1950 um 1200 Prozent ansteigen und vielfältig werden lassen, hält der Schweizer Heimatschutz am Donnerstag in einer Mitteilung fest. Heute lebten 26'000 Menschen aus mehr als 140 Nationen in Meyrin.
Mit langfristigen Visionen habe sich Meyrin innert zweier Generationen vom Bauerndorf zur lebenswerten und lebendigen Grossgemeinde innerhalb der Genfer Agglomeration entwickelt. Die Gemeinde mache mit ihrem Handeln deutlich, wie auf kommunaler Ebene im Dialog mit der Bevölkerung Verantwortung für Mensch und Umwelt übernommen werden könne.
Historischer Dorfkern gut erhalten
Der historische Dorfkern des einst ländlich geprägten Meyrin sei trotz der dynamischen Siedlungsentwicklung gut erhalten; die überlieferten Bauten würden gepflegt und an neue Bedürfnisse angepasst. Nicht wenige davon hätten heute eine öffentliche Nutzung und ermöglichten Begegnungen im Herzen der Gemeinde.
Besonders prägend für das Bild von Meyrin sei die erste Satellitenstadt der Schweiz, die «Nouvelle Cité», die im grossen Massstab in den 1960er-Jahren als Massnahme gegen die Wohnungsnot erstellt wurde. Das baukulturelle und soziale Potenzial der Nachkriegsarchitektur mit ihren grosszügigen Freiräumen sei früh erkannt worden.
Quelle: Pierre Marmy / Schweizer Heimatschutz
Die ortsbildprägende Struktur der Satellitenstadt wurde erhalten. Das herausfordernde Erbe der Autostadt der Moderne wird in eine nachhaltige Zukunft des Langsamverkehrs und des Öffentlichen Verkehrs überführt.
Heute werde das riesige Ensemble
nachhaltig saniert und nach klaren planerischen Vorgaben nachverdichtet –
hauptsächlich durch Aufstockungen. Dabei werde das städtebauliche Gerüst
beibehalten, und mit Verkehrsberuhigungen und landschaftlichen Projekten würden
die Freiräume aufgewertet.
Vorbildliches Ökoquartier «Les Verges»
Den jüngsten Schub hat die Gemeinde laut dem Schweizer
Heimatschutz mit dem Bau des Ökoquartiers «Les Vergers» erhalten. 1350
Wohnungen mit Platz für 3000 Menschen sind damit neu hinzugekommen. Bei der
Planung des neuen Quartiers habe die Gemeinde die Bevölkerung auf
ausserordentliche Weise miteinbezogen und die Ausrichtung auf soziale,
ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit ins Zentrum gestellt.
Meyrin wird als würdiger Preisträger zum 50-Jahr-Jubiläum
des Wakkerpreises bezeichnet. Die Genfer Gemeinde steht laut dem Schweizer
Heimatschutz sinnbildlich für die führende Rolle der Gemeinden bei der
Schweizer Siedlungsentwicklung und habe exemplarisch bewiesen, dass hohe
Baukultur gekoppelt an Klimaverträglichkeit und Biodiversität über die Jahre
hin erreicht und gepflegt werden könne.
Der Schweizer Heimatschutz vergibt jährlich einer politischen Gemeinde oder in Ausnahmefällen Organisationen oder Vereinigungen den mit 20'000 Franken dotierten Wakkerpreis. Erstmals ermöglicht wurde die Preisvergabe 1972 durch ein Vermächtnis des Genfer Geschäftsmannes Henri-Louis Wakker an den Schweizer Heimatschutz. (sda/pb)
Quelle: Pierre Marmy / Schweizer Heimatschutz
Architekturwettbewerbe haben gemäss Heimatschutz wertvolle zeitgenössische Architektur hervorgebracht, wie beispielsweise die «École Les Vergers».
Quelle: Pierre Marmy / Schweizer Heimatschutz
Der «Lac des Vernes» dient dem Abwassermanagement in der Gemeinde und ist zugleich ein Biotop zur Förderung der Artenvielfalt und ein beliebtes Naherholungsgebiet.
Quelle: Pierre Marmy / Schweizer Heimatschutz
Mit dem Prinzip der Verdichtung durch Aufstockungen wird der grosse Baubestand der 1960er-Jahre ressourcenschonend weiterentwickelt. Mit energetischen Optimierungen und dem Anschluss an ein nachhaltiges Energie- und Wärmenetz wird die CO2-Bilanz der Brauchenergie deutlich verbessert.
Quelle: Pierre Marmy / Schweizer Heimatschutz
Ein von der Bewohnerschaft betriebener urbaner Landwirtschaftsbetrieb im Neubauquartier «Les Vergers» sensibilisiert für lokale Produkte und ist zugleich Element der Freiraumgestaltung.
Quelle: Gaëtan Bally / Schweizer Heimatschutz
Durch partizipative Prozesse hat die Bevölkerung die Entwicklung des Öko-quartiers «Les Vergers» mitgestaltet. Genossenschaftswohnungen und von der Bevölkerung getragene öffentliche Angebote prägen das Quartierleben.
Quelle: Pierre Marmy / Schweizer Heimatschutz
Meyrin stellt das ehemalige Bauernhaus «La Planche» seit dessen Instandsetzung der städtischen Landwirtschaftsgenossenschaften «Les Vergers» zur Verfügung.
Quelle: Pierre Marmy / Schweizer Heimatschutz
Der «Fonds d'art contemporain de Meyrin» ermöglicht vielfältige Kunstprojekte im öffentlichen Raum. Sinnbildlich dafür steht «L’enfance du pli». Die Gemeinde setzt auf ein eigenständiges, reichhaltiges Kulturangebot, das die Identifikation mit dem Ort und den Austausch fördert.