VRSG und Abraxas wollen fusionieren
Die Verwaltungsräte der Abraxas Informatik AG und der Verwaltungsrechenzentrum AG St. Gallen (VRSG) empfehlen ihren Aktionären den Zusammenschluss der beiden Unternehmen. Die beiden Aktionäre der Abraxas, die Kantone St. Gallen und Zürich, sowie die Stadt St. Gallen, die grösste Aktionärin der VRSG, haben dem Vorhaben bereits zugestimmt. Geht alles glatt, dürfte die Fusion nächstes Jahr über die Bühne gehen.
Quelle: Bildmontage Kommunalmagazin
Gemeinsam stärker: Abraxas und VRSG wollen fusionieren.
Am 15. Juni, als viele Angestellte der öffentlichten Hand an der Suisse Public weilten, teilten Abraxas und VRSG mit: Die beiden IT-Unternehmen, die beide im Besitz der öffentlichen Hand sind, wollen fusionieren. Die neue Firma würde über 800 Mitarbeiter beschäftigen.
Die Regierungen der Kantone St.Gallen und Zürich (Aktionäre von Abraxas) sowie die Stadt St. Gallen (Hauptaktionär von VRSG) unterstützen den geplanten Zusammenschluss der beiden Firmen. Als Aktionäre haben sie einem hierfür vorgesehenen Aktientausch zugestimmt und folgen damit der Empfehlung des Verwaltungsrats ihres Unternehmens.
Die übrigen rund 130 Aktionäre der VRSG haben denselben Vorschlag mit einem entsprechenden Angebot zum Aktientausch oder -verkauf erhalten. Gemäss Medienmitteilung zur VRSG-Generalversammlung vom 23. Juni sind auch sie weitestgehend mit der Fusion einverstanden.
Gestärkte Marktposition
Die Führungsgremien sehen im geplanten Vorhaben für beide Firmen eine grosse Chance. «Mit dem Zusammenschluss entsteht der führende Anbieter von durchgängigen Informatiklösungen für die öffentliche Hand in der Schweiz», ist Paul Glutz, der Verwaltungsratspräsident der Abraxas, überzeugt.
Das Zusammengehen der beiden auf IT-Lösungen für die öffentliche Hand spezialisierten Dienstleister steht im Zeichen von Kontinuität und nachhaltigem Wachstum. «Die Abraxas und die VRSG ergänzen sich ideal. Ein Zusammenschluss stärkt die Perspektiven beider Unternehmen, schafft nachhaltigen Mehrwert für Kunden und Aktionäre und sichert Arbeitsplätze in der Schweiz», bestätigt Eduard Gasser, der Verwaltungsratspräsident der VRSG. «Die geplante Fusion folgt marktwirtschaftlicher Logik und entspricht den Interessen von Kunden und Aktionären gleichermassen. Auch für die Mitarbeitenden eröffnen sich mit diesem Schritt interessante Perspektiven.»
Die Leitungsgremien beider Unternehmen planen nun die nötigen Massnahmen, um die Kontinuität insbesondere in laufenden Projekten auch während einer anstehenden Integrationsphase zu gewährleisten. Auch alle aktuellen Kunden- und Lieferantenverträge der beiden Firmen behalten ihre Gültigkeit. «Der anstehende Integrationsprozess kann nur mit dem Einsatz aller Beteiligten gelingen. Alle Mitarbeitenden, die auch selber bereit zu Veränderungen sind, werden in der künftigen Organisation ihren Beitrag leisten können», ergänzt Eduard Gasser.
Holdinggesellschaft als Übergang
Um eine möglichst reibungslose Fusion der beiden Firmen zu einem neuen Unternehmen zu gewährleisten und dabei das operative Geschäft der Unternehmen nicht zu beeinträchtigen, ist die Gründung einer Abraxas-VRSG Holding AG mit Sitz in der Stadt St. Gallen als Übergangsgesellschaft geplant. Diese soll nach Abwicklung sämtlicher Transaktionen entlang einer auf Stabilität und Nachhaltigkeit ausgelegten Integrationsplanung zu einem neuen Unternehmen fusioniert werden. Die Abraxas und die VRSG werden bis dahin zu Tochterunternehmen der Holding.
Die Holding und die beiden Tochterunternehmen sollen von einem Verwaltungsrat und einer Geschäftsleitung geführt werden. Verwaltungsratspräsident soll Eduard Gasser werden (aktuell VRSG). Als CEO ist Reto Gutmann (aktuell Abraxas), als stellvertretender CEO Peter Baumberger (aktuell VRSG) und als CFO Rolf Lichtin (aktuell Abraxas) vorgesehen.
Ob der Zusammenschluss der Abraxas und der VRSG definitiv zustande kommt, entscheidet sich in den nächsten Wochen. Die Aktionäre der VRSG haben nun bis zum 30. August 2017 Zeit für den Entscheid, ob sie das Angebot annehmen. «Ich bin zuversichtlich, dass unsere Aktionäre den guten Argumenten für einen Zusammenschluss folgen und unser Vorhaben unterstützen werden», ist Eduard Gasser überzeugt. «Sobald von allen Aktionären eine verbindliche Antwort eingegangen ist, werden wir über die weiteren Schritte informieren.»
Kritik von der Konkurrenz
Gar nicht einverstanden mit der Fusion ist Claudio Hintermann, CEO von Abacus, der ebenfalls um Aufträge der öffentlichen Hand buhlt und mit der VRSG seit Jahren einen Rechtsstreit führt.
«Es ist unverständlich, dass sich der Kanton und die Gemeinde St. Gallen, im eklatanten Interessenkonflikt, einen Integrator mit 800 Mitarbeitenden leisten, die jetzt schon allein nicht wirklich wirtschaftlich handeln und einen Wettbewerb nicht zulassen», sagt Hintermann gegenüber der «Netzwoche». Die Kantone und Gemeinden würden zu Aktionären bei einem IT-Dienstleister und Software-Integrator, der Produkte ohne Ausschreibungen vielfach im Ausland einkaufe und so verpacke, dass niemand anders mitofferieren könne, kritisiert Hintermann. (aes/mgt)