Quecksilber: Kläranlagen halten 96 Prozent zurück
Vom Quecksilber, das in Schweizer Kläranlagen anfällt, werden 96 Prozent aufgefangen. Allerdings handelt es sich hierbei nur um 1,5 bis 3 Prozent der Quecksilber-Menge in Oberflächengewässern. Die Entgiftung der Gewässer ist ein langwieriger Prozess. Dies zeigt eine aktuelle Studie.
Quelle: Parent Géry, eigenes Werk, Gemeinfrei
Quecksilberperle auf Cinnabarit.
Nur etwa 130 Kilogramm Quecksilber fliessen pro Jahr in Schweizer Kläranlagen. Aber: Fast 100 Mal so viel gerät nicht in die Kläranlagen. Es landet von diffusen, noch nicht eindeutig identifizierten Quellen in den Gewässern. Weil es schnell verdampft, wird es durch atmosphärischen Transport aus den Ozeanen oder Böden verfrachtet oder aus historisch belasteten Standorten oder Sedimenten ausgewaschen, wie das Wasserforschungsinstituts Eawag und des Bundesamt für Umwelt (Bafu) in einer Medienmitteilung schreiben.
Höchste Quecksilberwerte in Ara
Die höchsten Quecksilberwerte fallen in Abwasserreinigungsanlagen (Ara) der Westschweiz an, und dort wiederum vor allem in Regionen, in denen die Uhren- und Schmuckindustrie zu Hause ist. „Ob das Quecksilber tatsächlich aus diesen Regionen stammt oder durch die Atmosphäre von weit her transportiert wurde, müsste man noch genauer untersuchen“, sagt Michael Berg, Geochemiker an der Eawag und Mitautor der Studie „Quecksilber in Schweizer Abwasser - Konzentrationen, Massenflüsse, Spezifizierung und Rückhalt“, die in der neuesten Ausgabe der Fachzeitschrift "Aqua & Gas" publiziert erschienen ist.
Aus der Zeit, als man sich der Giftigkeit von Quecksilber noch nicht so bewusst war wie heute, lagern noch grosse Mengen des Schwermetalls in Böden und Gewässern. Laut stammt dieses beispielsweise aus den Kaminen von Kehrichtsverbrennungsanlagen oder von Zahnarztpraxen. Heute habe man Abscheider. Dass diese aus Altlasten stammenden Verunreinigungen mit Quecksilber nicht von Aras geklärt werden, bedeutet laut Berg nicht, dass nichts dagegen getan werden kann. "Aber das geht nicht von heute auf morgen".
Keine repräsentativen Studien
Bislang existierten keine repräsentativen Studien dazu, welche Mengen an Quecksilber tatsächlich in Kläranlagen fliessen und wie effektiv diese die giftige Substanz herausfiltern. Die Resultate aus den Untersuchungen der Empa und des Bafu sind laut Studie repräsentativ für industrialisierte Länder. Sie tragen zur Bestandesaufnahme bei, welche die Eindämmung von Quecksilber-Emissionen gemäss dem auch von der Schweiz ratifzierten Minamata-Abkommen ermöglichen soll. Das Minamata-Abkommen ist seit 2017 in Kraft. Und seit 2020 sind die meisten quecksilberhaltigen Produkte - wie etwa Quecksilber-Fieberthermometer - verboten. (sda/mai)