Temporärer Modulbau in Reinach: In vier Monaten zur neuen Schule
Nach den Fasnachtsferien ziehen die Schüler der Primarschule Surbaum in Reinach BL in eine neue Schule ein. Das Besondere daran: Die zwei Gebäude sind ein aus Modulen
zusammengesetztes Ausweichquartier. Denn das alte Schulgebäude wird komplett erneuert.
Quelle: Claudia Bertoldi
Das Ausweichquartier für die Primarschule Reinach Surbaum besteht aus zwei gegenüberliegenden Gebäudekomplexen mit jeweils drei Geschossen. Ansicht eines der fast fertiggestellten Gebäude.
Ende September 2020 hat die Bevölkerung ihre klare
Zustimmung zum Investitionskredit für den Neubau der Primarschule Surbaum in
Höhe von rund 49 Millionen Franken gegeben. Das Projekt «Lernlandschaft» der
Masswerk Architekten AG umfasst ein Schulhaus und eine Turnhalle und soll
sensibel ins Quartier eingebettet werden. Dafür muss nun zunächst das alte
Schulgebäude rückgebaut und für die komplette Bauzeit ein Ausweichquartier für
die Kinder der 16 Primarklassen sowie deren Lehrpersonen geschaffen werden.
Zweieinhalb Jahre sind für den Ersatzneubau der Primarschule Surbaum
eingeplant. Währenddessen werden die Kinder in dem Provisorium unterrichtet,
welches im Rahmen einer Generalunternehmerleistung von der Avesco Rent AG
erstellt wird.
Das Schulausweichquartier für die Primarschule Reinach
Surbaum besteht aus zwei parallel gegenüberliegenden Gebäudekomplexen mit
jeweils drei Geschossen, die von einem zentralen Platz erschlossen werden. Der
grosse asphaltierte Weiermattparkplatz, wo das Schulhausprovisorium zu stehen
kommt, diente bisher den naheliegenden Schulkomplexen und Sportanlagen.
Ab Ende
September 2021 wurde er für die anlaufenden Bauvorbereitungen gesperrt. Seitens
der Gemeinde wurden die Erschliessungsarbeiten mit Wasser- und Stromversorgung
übernommen.
Quelle: Claudia Bertoldi
Die Gebäude sitzen auf modularen Fundamentblöcken auf, die vorgefertigt geliefert und nach dem Abbau weiterverwendet werden können.
Die Planungen für den Modul-Ersatzschulbau begannen bereits
2020. Nach einigen Verzögerungen seitens der Bauherrschaft konnte Ende Oktober
mit den ersten Arbeiten begonnen werden. Knapp 20 Wochen standen für die
Vorbereitungen zur Verfügung. Die verwendeten Module sind fabrikneu, für ihre
Produktion gab es nur knapp zwölf Wochen Vorlaufzeit.
Als erstes mussten die Fundamente gestellt werden. «Dafür
mussten wir zunächst die Bodenfestigkeit überprüfen, die sich als ausreichend
erwies. So konnten die modularen Fundamentblöcke zum Einsatz kommen, die
fixfertig auf die Baustelle geliefert und mit dem Kran gesetzt werden», erklärt
Andreas Hostettler, Leiter Mobilbau der Avesco Rent AG.
Das Murtener Unternehmen ist seit 20 Jahren im Mietgeschäft
aktiv, seit 2014 gehören die Vermietung von einzelnen Containern und der Bau
von massgeschneiderten temporären Gebäuden in Modulbauweise zum
Firmenportfolio.
Quelle: Claudia Bertoldi
Den parallel gegenüberliegenden Gebäuden wurden zwei Personenlifte vorgestellt.. Die Liftschächte aus Holz wurden komplett in einem Stück angeliefert und vor Ort in der Höhe angepasst.
Fertigteile statt Tiefbauarbeiten
In Reinach stand dem Unternehmen eine grosse Fläche zur
Verfügung, die als Zwischenlager für die Montageteile genutzt werden konnte.
Dies und die gute Bodenfestigkeit waren für den schnellen Baufortschritt von
grosser Bedeutung. Denn es entfallen aufwendige Aushubarbeiten sowie das
Giessen der Fundamente.
Die modularen Fundamente bestehen aus einem oder zwei Betonelementen: Dem unteren Grundblock, der dem Kräfteabtrag dient, sowie bei Bedarf einem oben aufliegenden Nivellierblock zum Höhenausgleich bei abfallendem Gelände. Sie werden mit dem Kran versetzt und können nach dem Abbau des Gebäudes leicht entfernt und wiederverwendet werden.
Die zwei Schulhäuser bestehen aus jeweils 90 Modulen, die
dreistöckig angeordnet wurden. In Abstimmung mit der Schulleitung wurde ein
Raumkonzept für den integrativen Unterricht umgesetzt. Dazu gehören grosszügige
Klassenräume mit einer durchschnittlichen Grösse von 75 Quadratmetern.
Dies wird mit drei Meter breiten Modulen realisiert, die eine Länge von sechs beziehungsweise neun Metern aufweisen. An der Fassadenseiten ist jeweils ein Fenster integriert, die Fenster sind zur Sicherheit abschliessbar.
Quelle: Claudia Bertoldi
Ein grosser, fast fertiggestellter Gruppenraum: Die Platten der Fensterbrüstungstische sind noch zu montieren, ansonsten ist der Raum bereit zum Einrichten.
«Speziell auf Wunsch der Schulleitung wurden sehr grosse
Räume angestrebt. Es soll viel Freiraum bestehen, um individuelles Lernen und
Gruppenarbeit zu fördern. Frontalunterricht gehört inzwischen der Vergangenheit
an», erklärt Hostettler die grosszügige Raumplanung.
Korridore dienen nur zu Erschliessung der zentralen Bereiche mit Treppenhäusern, Vorraum und Sanitärzellen. Jede Etage hat einen zentralen Multifunktions- und Aufenthaltsbereich, der mit den Klassenzimmern verbunden ist.
Hohe Sicherheitsstandards
«In den Gebäuden müssen alle gängigen Sicherheits-, Akustik-
und Brandschutzvorschriften gewährleistet sein. Die Nutzungsform erfordert
daher einen sehr hohen Ausbaustandard», sagt Andreas Hostettler. Die Containermodule
sind bereits standardmässig mit nichtbrennbaren Akustikdecken ausgestattet.
Alle brandabschnittsbildenden Wände und Türen sind gemäss Brandschutzvorschriften mit Feuerwiderstand EI 30 auszuführen. Die Bodenverlegung erfolgt direkt vor Ort, ein hochwertiger Linoleumbelag wird vollflächig ohne Bodenübertritte verlegt.
Auch der weitere Ausbau erfolgt laut Leistungsanforderung der Schule. Die Elektrik und IT-Kabel verschwinden unter einer feuchtigkeitsabweisenden Folie und doppelter Verschalung. Alle Schulräume werden bereits bauseitig voll funktionstüchtig mit programmierbaren elektrischen Storen, Elektroinstallationen, einem Waschbecken, Beamer, interaktiver Leinwand und Schultafel ausgestattet. Zudem verlaufen in den Klassen- und Gemeinschaftsräumen entlang der Fensterfront Fensterbrüstungstische, die als zusätzliche Arbeitsflächen genutzt werden können.
Quelle: Claudia Bertoldi
Im zentralen Erschliessungsbereich des zweiten Gebäudes müssen noch die Türen eingesetzt werden. Alle Teile sind vorgefertigt, die Montage geht zügig voran.
Bezugsfertiger Ausbau
Ähnlich Ausstattungen erhalten auch die Räume der Schulleitung, Lehrkräfte und des Hauswarts. Alle Wände sind in einem einheitlichen hellen Standard-Grauton gehalten. «Auf Wunsch ist die Farbe gegen Aufpreis wählbar. Aufgrund der recht kurzen Nutzungsdauer und der späteren Wiederverwendung für neue Projekte wird dies aber kaum in Anspruch genommen», so Hostettler.
Jedes einzelne Modul wird fixfertig verkabelt mit eigenem Sicherungskasten auf die Baustelle geliefert. Auch die Sanitärmodule sind komplett vorinstalliert und nach Wunsch ausgestattet, unter anderem getrennt nach Geschlecht mit entsprechender Sanitärkeramik und Toilettenkabinen.
Quelle: Claudia Bertoldi
Die Sanitärmodule werden fixfertig inklusive Sanitärkeramik oder Spiegel geliefert.
Barrierefreier Zugang
Nicht nur auf den Etagen sind alle Bereiche ohne Absätze,
Stufen oder Schwellen behindertengerecht erschlossen. Jedes der zwei Gebäude
wurde mit einem Personenlift ergänzt, der parallel zum Treppenhaus alle drei
Etagen erschliesst. Auch nachträglich können Umbau- beziehungsweise
Erweiterungsarbeiten einfach und schnell realisiert werden. Auch hier setzt die
Avesco Rent AG auf Nachhaltigkeit, heisst Wiederverwendbarkeit.
«Die zwei Liftfundamente wurden fixfertig in einem Stück geliefert. Das jeweils elf Tonnen schwere Betonelement kann nach dem Abbau in rund drei Jahren ausgehoben und bei einem neuen Projekt eingesetzt werden», so Andreas Hostettler. Auch die darauf montierten Liftschächte wurden in einem Stück mit dem Tieflader angeliefert. Sie sind aus Holz gefertigt und können vor Ort exakt an die benötigte Höhe angepasst werden. Nach dem Rückbau werden sie ebenfalls im Stück abtransportiert und wiederverwendet.
Quelle: Claudia Bertoldi
Der fertig angelieferte Holz-Liftschacht sitzt auf einem Fertigfundament. Das elf Tonnen schwere Betonmodul kann nach Bauende ausgehoben und wiederverwendet werden.
Nutzung bestimmt Ausbaustandard
Die Montage und der Innenausbau schreiten rasch voran. Alle Einzelteile des Innenausbaus sind ebenfalls genormt und vorfabriziert, was eine schnelle Montage ermöglicht. Erfahrene Montagetrupps machen ein Zimmer nach dem anderen bezugsbereit. Türen werden eingebaut, die Leitungen mit Folie vor Feuchtigkeit geschützt und in Leitungskanälen und einer zusätzlichen Gips-Verschalung brandsicher abgedeckt.
Danach werden die Böden verlegt und verschweisst. In vielen Räumen sind bereits die Metallwinkel für die Tische entlang der Fenster montiert. Soeben werden paketweise die Tischplatten angeliefert. Ein Radlader hebt sie von aussen über das Baugerüst durch die Fenster.
Die Containermodule werden je nach Anforderung bereits ab
Werk entsprechend ausgestattet. Dabei werden sehr hohe Standards erreicht.
Zur Auswahl stehen unter anderem als Basismodell Baucontainer, die als
Umkleide- oder Aufenthaltsraum dienen.
Einen höheren Standard erfordern bereits die Module, die als Baubüro zum Einsatz kommen. Hier ist eine bessere Isolation nötig, die Brandschutzvorschriften sind strenger. «Besondere Vorschriften für Brandschutz, Sicherheit, Akustik und Wärmedämmung sind bei den Modulen einzuhalten, die als temporäre Schule oder Kindergärten zum Einsatz kommen», erklärt der Leiter Mobulbau.
Individuell und wirtschaftlich
«Der Markt fordert immer schnellere, wirtschaftliche und möglichst anpassungsfähige temporäre Lösungen, die auch mehrfach verwendet und nach Bedarf angepasst werden können», so Hostettler. Der Modulbau ermögliche dies inzwischen mit einer flexiblen und individuellen Gestaltung. Der Aufbau selbst ist von Wetter und Jahreszeit unabhängig, kann dementsprechend kosten- und terminsicher kalkuliert werden. Die weitgehend wartungsfreien Materialien schaffen nebenbei auch noch geringe Unterhaltskosten.
Quelle: Claudia Bertoldi
Die temporären Ersatzschule in Reinach wird mit einem Heizsystem mit Luft/Luft-Wärmetauschprinzip klimatisiert, das an den Aussenfassaden montiert ist.
Entscheidend sind ebenso eine hohe Energieeffizienz,
regenerative Heizsysteme, moderne Produktionswege und eine starke
Materialeffizienz, die unter anderem durch die Wiederverwendung der Module und
weiterer Bauteile gewährleistet wird.
In der temporären Ersatzschule in Reinach wird durch das Heizsystem über ein Luft/Luft-Wärmetauschprinzip und Isolierstandards nach SIA-Anforderungen auch ein klimafreundlicher Betrieb sichergestellt. Zudem erhält die Schule ihr individuelles Schliesssystem.
«Alles aus einer Hand» wird von Avesco Rent garantiert und geliefert. Der Einzugs-termin steht fest und wird garantiert eingehalten. Voraussichtlich bis Herbst 2024 wird der Lehrbetrieb hier laufen. Danach werden die beiden Schulhäuser in kürzester Zeit wieder abgebaut und kaum Spuren hinterlassen.
Quelle: zvg
Schnitt durch die zwei gegenüberstehenden dreigeschossigen Schulgebäude.
Die grösste temporäre Schule der Schweiz
Quelle: Avesco Rent
Ansicht des Schulgebäudeprovisoriums des Bildungszentrums Glâne in Fribourg.
Im Rahmen der Renovierung des Bildungszentrums in Glâne wurde von Avesco Rent eine temporäre Schule für mehr als 600 Schüler gebaut. Das temporäre Schulhaus wurde auf einem ehemaligen Schulsportplatz errichtet und konnte im August 2021 nach nur vier Monaten Bauzeit bezugsbereit übergeben werden. Voraussichtlich drei Jahre lang werden die Schülerinnen und Schüler in 27 Klassenräumen unterrichtet. Das aus insgesamt 246 Containern errichtete Gebäude umfasst neben den Unterrichtsräumen sowie Wissenschafts-, Kunst- und Vorbereitungsräumen auch Elemente für Sanitär- und Umkleideräume sowie Treppenhäuser. Einige Klassenräume wurden speziell mit angeschlossenen Tablets und interaktiven Whiteboards ausgestattet, die anschliessend in das neue Schulgebäude übernommen werden. (cs)
Quelle: Avesco Rent
Ansicht des Schulgebäudeprovisoriums des Bildungszentrums Glâne in Fribourg.