Studie: Was es braucht, damit künstliche Beschneiung umweltfreundlicher wird
Wie sich künstliche Beschneiung auf die Umwelt auswirkt und wie den Skitourismus bezüglich Nachhaltigkeit beeinflusst, hat ein internationales Forschunsgteam am Beispiel von Kanada untersucht. Dabei zeigte sich, dass Energie aus erneuerbaren Quellen den Wintersport deutlich umweltfreundlicher macht.
Quelle: Michal Morzek, Unsplash
Schneekanonen warten auf ihren Einsatz. Der Studie zufolge könnten erneuerbare Energien und ein schonender Umgang mit Wasserressourcen den Wintersport nachhaltiger machen.
Auch in hiesigen Breitengraden bleibt der Schnee im Winter immer öfter aus. Viele Wintersportorte haben darauf längst reagiert und präparieren ihre Skipisten mittels künstlicher Beschneiung. Robert Steiger vom Institut für Finanzwissenschaft der Universität Innsbruck hat zusammen mit Kollegen von der kanadischen Universität von Waterloo untersucht, was künstliche Beschneiung im für den Ressourcenverbrauch und die CO2-Emmissionen bedeutet. «Die Nachhaltigkeit des Skitourismus hängt in hohem Mass vom Ressourcenverbrauch und den Emissionen ab», so Steiger. «Wir haben deshalb den Wasser- und Energieverbrauch und die daraus resultierenden CO2-Emmissionen der Skiindustrie in Kanada untersucht. Die Ergebnisse lassen sich auch auf die Situation in Mitteleuropa übertragen.»
In einem durchschnittlichen kanadischen
Winterer werden gemäss Studie schätzungsweise 42 Millionen Kunstschnee
benötigt, dessen Herstellung entspricht etwa dem Jahresenergieverbrauch
von 17'000 Haushalten. Dadurch werden wiederum pro Jahr 130'000 Tonnen
CO2 freigesetzt. Weil im Zuge der Klimaerwärmung künftig noch mehr
Schnee erzeugt werden muss, wird der Wasser- und Energiebedarf hierfür
auch weiter steigen – selbst wenn in den kommenden Jahrzehnte eine
durchschnittliche Skisaison weniger lang dauert.
Wasser- und Energiebedarf nimmt mit mehr Kunstschnee zu
Für Kanada prognostiziert die Studie, dass der Bedarf für Beschneiung bis 2050 zwischen 55 % und 97 % zunimmt. Für Österreich beläuft sich der zusätzliche Bedarf – abhängig vom zugrunde gelegten Klimaszenario bis 2050 – auf +62 bis +105%. Das zeigen frühere Studien des Teams um Steiger. Der Wasser- und Energiebedarf wird proportional mit dem erzeugten Schnee ansteigen. «Das Ausmass der Emissionen durch künstliche Beschneiung hängt in einem sehr hohen Ausmass von der verwendeten Energie ab», erklärt Steiger. «Legt man die durchschnittlichen Emissionen unseres aktuellen Stromverbrauchs in Österreich zugrunde, entstehen rund 200 Gramm CO2 pro Kilowattstunde. Bei der Verwendung von Ökostrom sinkt der CO2-Ausstoss auf rund 10 Gramm pro Kilowattstunde.»
Damit
die Beschneiung und der Skisport nachhaltiger werden, fordern die
Wissenschaftler eine gemeinsame Initiative von den von
Skigebietbetriebern, politischen Entscheidungsträgern,
Umweltorganisationen und Skifahrern, um umfassende Strategien und
Praktiken zu entwickeln. Um die Herausforderungen des Klimawandels und
die damit verbundenen Auswirkungen auf die Schneedecke bewältigen zu
können, sollte gemäss den Steiger und seinen Kollegen das Thema
Nachhaltigkeit Vorrang haben. Dazu gehörten die Förderung von
Innovationen und Investitionen in energieeffiziente
Beschneiungstechnologien, die Förderung von Wassersparmassnahmen und die
Beschleunigung der Transformation hin zu erneuerbarer Energie, sagt
Steiger.
Ganzheitlicher Blick auf den Wintersport
Damit sich bewerten lässt, ob Beschneiung tatsächlich dazu beitragen kann, die Gesamtemissionen des Tourismus zu reduzieren, braucht es eine Beurteilung der Skiindustrie als Ganzes. So spielt es zum Beispiel eine Rolle, ob fürs Skifahren auf weiter entfernte und schneesichere Gebiete ausgewichen wird. Wie die Sudie weiter zeigt, hängt es darüber hinaus auch stark von den lokalen Verhältnissen ab, ob Beschneiung einen Beitrag zur Nachhaltigkeit eines Skigebietes leisten kann.
«Der
Wintersport ist in vielen Regionen unseres Landes volkswirtschaftlich
von grosser Bedeutung», hält Steiger fest. Man müsse deshalb alles tun,
um einen möglichst nachhaltigen Skibetrieb zu ermöglichen. «Das
energische Vorantreiben der Dekarbonisierung unserer Energieversorgung
kann einen wichtigen Beitrag dazu leisten.» Allerdings sieht Steiger für
die Zukunft auch noch bedeutenden Forschungsbedarf: «Für eine wirklich
nachhaltige Strategie ist eine ganzheitliche Analyse unbedingt
notwendig.» (mai/mgt)