Studie: Schweizer Bäche leiden unter Pestiziden und menschlichen Eingriffen
Ein Untersuchung der Eawag, der Universität Zürich und der VSA-Plattform Wasserqualität von 99 Schweizer Bächen zeigt, dass in über 70 Prozent empfindlich auf Pestizide reagierende Insektenlarven und andere Kleinlebewesen fehlen. Statistische Auswertungen deuten darauf hin, dass diese Organismen vor allem dann beeinträchtig werden, wenn der Mensch das Bachbett verändert hat oder aber wenn es in der Umgebung viele Landwirtschaftsflächen hat.
Quelle: René Hourdry, eigenes Werk, CC BY-SA 4.0
Nicht überall sind die Gewässer derart naturbelassen wie hier die Orbe im Kanton Waadt.
Der grösste Teil des insgesamt 65’000 Kilometer langen Gewässernetzes
der Schweiz machen kleine Bäche und Flüsse aus. Und sie beherbergen eine
vielfältige Fauna. Allerdings werden viele dieser Gewässer stark vom
Menschen beeinträchtigt: Beinahe ein Viertel wurde laut Eawag eingedolt
oder es sind andere Veränderungen an der Struktur der Bachbetten
vorgenommen worden. Zudem sind Bäche in stark landwirtschaftlich
genutzten Einzugsgebieten oft von Pestizide belastet.
Makrozoobenthos und Fische als Indikatoren
Um ein differenziertes Bild über den ökologischen Zustand der Schweizer Bäche zeichnen zu können, haben die Eawag, die Universität Zürich und die VSA-Plattform Wasserqualität eine Studie durchgeführt. Für diese sind in 99 Bächen des Mittellandes, Teilen des Juras und der Talebenen grösserer Täler Proben entnommen. - Die Auswahl sollte ein möglichst unterschiedliche Ausmasse menschlicher Einflüsse abbilden.
Als
Indikatoren für die Beurteilung dienten Fische und Makrozoobenthos. Bei
Makrozoobenthos handelt es sich um von blossem Auge sichtbare,
wirbellose Organismen am Gewässergrund. Weil einzelne Arten sehr
empfindlich gegenüber Veränderungen in ihrer Umwelt - zum Beispiel auf
Schadstoffe oder Verbauungen im und am Gewässer oder auf die Landnutzung
im Einzugsgebiet - reagieren, lassen sich von der Vielfalt der Tierchen
Rückschlüsse auf die Wasser- und Gewässerqualität ziehen.
Rund ein Fünftel der Flüsse und Bäche in naturnahem Zustand
Die Analyse von Makrozoobenthos und Fischen zeigen, dass die grossen Belastungen kleiner Fliessgewässer mit Pestiziden aus der Landwirtschaft, die in früheren Studien dokumentiert worden sind, zur Folge haben, dass empfindliche Insekten in den Gewässern fehlen.
Zudem verdeutlicht die Studie auch, dass die Mehrheit der untersuchten Bäche ihre Funktion als Lebensraum für Tiere nur eingeschränkt erfüllen können. Gemäss Eawag ist an knapp 80 Prozent der Stellen ist eine Beeinträchtigung dieser Wasserlebewesen durch menschliche Einflüsse sichtbar. Nur an etwa 20 Prozent der Stellen sei die Lebensgemeinschaft naturnah und standortgerecht. Die Studie bestätige somit, dass die Insektengemeinschaften in einem grossen Teil der Schweizer Bäche mit einer zu hohen Pestizidbelastung und einem schlechten ökomorphologischen Zustand stark gestört seien.
Wie die Eawag schreibt,
unterstreicht die Untersuchung die Dringlichkeit von Massnahmen zum
Schutz und zur Aufwertung dieser Gewässer. Eine Reduzierung der
menschlichen Einflüsse sie entscheidend, um die Lebensräume für Tiere zu
erhalten und die Biodiversität zu schützen. - Die Studienresultate wurden kürzlich in der Fachzeitschrift Aqua & Gas veröffentlicht. (mgt/mai)
Originaltext der Eawag auf www.eawag.ch