Studie: Helle Strassenbeleuchtung dämmt Kriminalität ein, Ängste aber nicht
Eine helle Strassenbeleuchtung, kann dazu führen, dass weniger Straftaten begangen werden. Sie hilft allerdings nicht, den Menschen die Angst vor Kriminalität zu nehmen. Im Gegenteil. Sie kann sich sogar negativ auswirken, wie eine internationale Studie zeigt.
Quelle: Chris Thornton, Unsplash
Ist man nachts unterwegs und die Strasse beleuchte, sorgt dies nicht unbedingt für weniger Ängste.
Dass Veränderungen in der Umgebung dazu führen können, dass weniger Straftaten begangen werden, ist nichts neues. So kann zum Beispiel eine bessere Strassenbeleuchtung eine abschreckend auf potenzielle Täter wirken, weil diese so eher gesehen werden. Zudem haben frühere Untersuchungen gezeigt, dass das Anbringen von Bildern von Augenpaaren ebenfalls dazu führen kann, dass sich Menschen beobachtet fühlen und in der Folge keine Straftaten begehen. Die Krimonologie spricht dabei vom sogenannten “Watching-Eyes-Effekt".
Ob diese Massnahmen nicht nur die Kriminalität reduzieren, sondern auch Menschen die Angst vor Kriminalität nehmen, hat nun ein Team aus Kriminologinnen und Kriminologen aus Deutschland, aus Grossbritannien und den Niederlanden in einer Studie untersucht. Sie haben stellten fest, dass bestimmte Massnahmen, die sich positiv auf einen Rückgang von Kriminalität auswirken, nicht automatisch auch dafür eignen, Ängste abzubauen.
Dynamische Strassenbeleuchtung mit Bewegungsmelder hat sich bewährt
So zeigte sich, dass eine hellere Strassenbeleuchtung nicht für weniger Angst sorgt. „Eine dynamische Beleuchtung mit Bewegungsmelder hat sich bei Straftaten als abschreckender Faktor bewährt. Weniger Angst vor Kriminalität scheinen die Menschen dadurch aber nicht zu haben,“ wird Patrick McClanahan vom Max-Planck-Institut zur Erforschung von Kriminalität, Sicherheit und Recht in der Medienmitteilung des Instituts zitiert. Die Erkenntnis überraschte den Wissenschaftler, weil frühere Studien zu anderen Resulateten gekommen sind. Er gehe davon aus, dass es auf die genauen Beleuchtungsverhältnisse ankommen könne, so McClanahan. “Das müssen wir weiter untersuchen.“
Während eine hellere
Beleuchtung die Furcht nicht verringert, haben Watching-Eyes-Massnahmen
gar zur Folge, dass die Angst vor Kriminalität steigt. „Einer der
Gründe, warum Watching-Eyes-Szenarien überhaupt eine abschreckende
Wirkung haben, ist, dass Leute sich ein bisschen unbehaglich und
beobachtet fühlen,“ sagt McClanahan. „Daher ist es nicht überraschend,
dass solche Massnahmen sich ganz unbeabsichtigt kontraproduktiv
auswirken und zu mehr Angst vor Kriminalität führen können.“
Allgemein
führe Kriminalitätsfurcht dazu, dass sich die Menschen in ihrem
Wohngebiet wenig engagierten und dass öffentliche Orte ungenutzt
blieben, heisst es in der Medienmitteilung weiter. Unter einer solchen
Entwicklung leidet wiederum die Wohnqualität. „Wir müssen verstehen,
welche Aspekte einer Massnahme welche Auswirkungen haben, und
herausfinden, ob und wie in der Zukunft Massnahmen eingesetzt werden
können, die bei Menschen Ängste abbauen – aber auch, welche
unbeabsichtigten Konsequenzen sie haben können“, so McClanahan. Die
vorliegende Studie dient als Ausgangspunkt, um die Randbedingungen –
respektive die Bedingungen, unter denen eine Massnahme Wirkung zeigt
oder eben nicht – besser abzustecken. Davon könnten laut McClanahan auf
der ganzen Welt Menschen profitieren, indem Ängste abgebaut und das
Gemeinschaftsleben sowie die Wohnqualität gestärkt würden.
VR und Eye-Tracking Verhaltensweisen erforschen
Zu seinen Erkenntnissen gelangte das Forschungsteam im kriminologischen Virtual-Reality-Forschungslabor im sogenannten MAXLab in Freiburg in Breisgau. Mit Hilfe eines VR-Ansatzes lassen sich Verhaltensweisen in der echten Welt abbilden, während gleichzeitig kontrollierte Bedingungen wie in einer Laborumgebung gegeben sind. Parallel dazu können die Wahrnehmungen und Einstellungen der Teilnehmenden analysiert werden, unter anderem durch Eye-Tracking und durch die Erfassung biometrischer Daten. Beim Thema Kriminalität könne die virtuelle Realität besonders hilfreich sein, ist in der Mitteilung des Max Planck Instituts zu lesen. Dies, da Straftaten im Allgemeinen im Verborgenen begangen würden und damit nicht anhand der üblichen Methoden im Rahmen wissenschaftlicher Studien beobachtet werden könnten. (mgt/mai)