09:30 KOMMUNAL

Städter sind in Waldnähe gesünder

Teaserbild-Quelle: Silviarita/Pixabay

Städter, die in Waldnähe wohnen, sind weniger anfällig auf psychische Leiden als diejenigen, deren Zuhause an Strassen oder künstliche Grünräume grenzt. Dies ist das Resultat einer Studie des deutschen Max-Planck-Instituts. Laut den Forschern könnte diese Erkenntnis nützlich für die Raumplanung sein.

Frau auf einem Waldspaziergang

Quelle: Silviarita/Pixabay

Der Wald scheint sich positiv auf gewisse Hirnregionen der in Waldnähe wohnenden Menschen auszuwirken.

Lärm, Luftverschmutzung und grosse Menschenmengen auf kleinem Raum: Das Leben in der Stadt kann Dauerstress verursachen. Deshalb erkranken Städter öfter an psychischen Leiden wie etwa Depressionen als Menschen, die ausserhalb des urbanen Gebiets wohnen. Das heisst, wer in der Stadt zu Hause ist, dessen Amygdala – der für die Stressverarbeitung und für die Reaktion auf Gefahren zuständige Bereich im Hirn – ist aktiver als diejenige eines Landbewohners.

Naturnahes Leben fördert Psyche

Mit einer Studie untersuchten Forscher des Deutschen Max-Planck-Instituts erstmals die Verbindung von städtebaulichen Merkmalen und der Gesundheit des Hirns. Sie analysierten dazu den Einfluss von städtischen Grün- und Wasserflächen, Brachland und nahegelegener Natur wie Wald. «Forschungen zur Hirnplastizität stützen die Vermutung, dass die Umwelt sowohl die Hirnstruktur als auch deren Funktion formen kann», erklärt Erstautorin und Studienleiterin Simone Kühn. Von Studien mit Landbewohnern wisse man, dass naturnahes Leben psychische Gesundheit und Wohlbefinden fördere. «So haben wir uns angeschaut, wie es sich bei Städtern verhält.»

Pärke helfen nicht

Die Forscher stellten bei ihren Untersuchungen Interessantes fest: Die Amygdala von Städtern, die in Waldnähe wohnen, weist im Schnitt eine gesündere Struktur auf als diejenige von Menschen, deren Zuhause vom Asphaltdschungel oder Betonwüsten umgeben ist. Auch Wasserflächen oder Pärke vor der Haustüre haben im Gegensatz zum Wald keine positiven Effekte.

Oder ist es doch umgekehrt?

Ob sich waldnahes Wohnen tatsächlich positiv auf die Amygdala auswirkt oder ob Menschen mit gesünderer Amygdala waldnahe Wohngebiete bevorzugen, geht aus den im Rahmen der Studie gewonnen Daten allerdings nicht hervor. Angesichts bisheriger Erkenntnisse halten die Forscher aber die erste Erklärung für wahrscheinlicher. Um ihre Vermutung zu erhärten, sind aber noch weitere Studien nötig.

Bis 2050 werden voraussichtlich fast 70 Prozent der Weltbevölkerung in Städten leben. Darum könnten die Ergebnisse laut den Wissenschaftlern für die Städteplanung wichtig sein. (mai/nsi)

Studienteilnehmer

Die Teilnehmer der Studie stammten aus der Berliner Altersstudie II – einer Verlaufsstudie, die die körperlichen, geistigen und sozialen Bedingungen für ein gesundes Älterwerden untersucht. Insgesamt konnten 341 ältere Erwachsene im Alter zwischen 61 und 82 Jahren für die Studie gewonnen werden. Neben Denk- und Gedächtnisaufgaben wurde mithilfe der Magnetresonanztomographie (MRT) die Struktur von stressverarbeitenden Hirnregionen – insbesondere der Amygdala – vermessen. Um untersuchen zu können, welchen Einfluss die wohnortnahe Natur auf diese Hirnregionen hat, brachten die Wissenschaftler die MRT-Daten mit Geoinformationen zum Wohnort der Probanden zusammen. Diese Informationen stammten aus dem Europäischen Städteatlas der Europäischen Umweltagentur, der einen Überblick über die städtische Flächennutzung in Europa gibt. (mgt)

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