Smart City: Resultate einer schweizweiten Stakeholderanalyse
Was sind die wichtigsten Erfolgsfaktoren auf dem Weg zu einer Smart City? Und wo stehen Schweizer Städte heute in dieser Entwicklung? Die im Auftrag des Bundes und relevanter Dachverbände durchgeführte Stakeholderanalyse «Smart City Switzerland»sucht Antworten auf diese Fragen.
Quelle: PONNIE Images
Auf dem Basler Wolf-Areal befindet sich das «Smart City Lab», in dem etwa neue Ideen für die Mobilität der Zukunft entwickelt werden. (Visualisierung: Blick in den Wohnhof; das Zentrum dient mit der künftigen S-Bahn-Station und den Zufahrtsmöglichkeiten als Mobilitätshub des Areals.)
Weltweit stehen Städte vor immer grösseren und vielfältigeren Herausforderungen. Von der Unterstützung durch digitale Technologien erhofft sich die öffentliche Hand mehr Lebensqualität für die Bevölkerung, einen schonenderen Umgang mit Ressourcen, einfachere Verfahren und effizientere Prozesse – zusammengefasst unter dem Begriff Smart City.
Zuerst in den Metropolen angewendet, nimmt diese Entwicklung auch in der Schweiz Fahrt auf. Doch wo stehen Schweizer Städte und Gemeinden auf dem Weg zur Smart City heute? Und welche Akteure nehmen in diesem Prozess welche Rolle ein? Die Stakeholderanalyse «Smart City Switzerland» machte sich auf die Suche nach Antworten auf diese Fragen (zur Vorgehensweise siehe Box «Zur Studie»).
Strategie versus Realität
Im internationalen Vergleich kam die Smart-City-Bewegung in der Schweiz eher zögerlich in Gang. Inzwischen verfügt jedoch ein Drittel der Städte und Gemeinden, die sich an der Studie beteiligt haben, über eine Smart-City-Strategie. Ein weiteres Drittel ist derzeit daran, eine solche zu erarbeiten. Bei den Unternehmen ist eine Smart-City-Strategie ebenfalls bei gut einem Drittel vorhanden, allerdings haben nur rund weitere zehn Prozent eine Strategie in Planung, so das Resultat der Analyse.
Auf die Frage, in welchen Bereichen bereits Produkte und Dienstleistungen bestehen, zeigen sich bemerkenswerte Unterschiede: Die höchste Verbreitung finden Produkte und Dienstleistungen in den Bereichen «Smart Environment», «Smart Government» und «Smart Mobility»; gut 50 Prozent der antwortenden Städte und Gemeinden verfügen in diesen Bereichen über (Pilot-)Projekte. Weniger verbreitet seien Produkte und Dienstleistungen in den Bereichen «Smart Economy», «Smart People» oder «Smart Living», wie der Schweizerische Verband der Telekommunikation (Asut) in einer Medienmitteilung zusammenfasst.
Lokal versus international
Beinahe zwei Drittel der Städte und Gemeinden geben an, über ein Budget für Smart-City-Produkte oder -Dienstleistungen zu verfügen oder ein solches geplant zu haben. Dies lässt den Schluss zu, dass die Anzahl und Themenbreite von solchen Projekten weiter zunehmen wird. In Städten und Gemeinden sind 80 Prozent der Smart-City-Projekte lokal ausgerichtet. Dagegen haben derartige Produkte und Dienstleistungen für die Unternehmensvertreter innerhalb der Studie zu 90 Prozent eine nationale oder internationale Dimension.
Vernetzung als Erfolgsfaktor
Immer wieder stellen sich Smart-City-Akteure die Frage: Was sind wichtige Erfolgsfaktoren auf dem Weg zu einer intelligenten Stadt? Sowohl aus der Befragung als auch aus den Experteninterviews wird deutlich, dass die Vernetzung in- und ausserhalb der Stadt respektive der Gemeinde, geeignete Plattformen für den Datenaustausch und eine entsprechende Strategie sowie die politische Unterstützung besonders wichtig sind. Weiter zeigen Erfahrungen aus dem In- und Ausland, dass der Einbezug der Bevölkerung für den Erfolg von Smart-City-Aktivitäten ausschlaggebend ist.
Als Hürden, welche die Umsetzung von Smart-City-Projekten bremsen, wurden das «Silodenken» innerhalb der Verwaltung und die Tendenz zu Insellösungen respektive fehlende Schnittstellen identifiziert.
Eine grosse Bedeutung messen die Akteure und Smart-City-Interessierten der IT-Sicherheit zu. Diese wird damit zu einer Schlüsselkompetenz in der weiteren Entwicklung von intelligenten Städten in der Schweiz.
Zusammenarbeit stärken
Die Resultate der Stakeholderanalyse «Smart City Switzerland» zeigen die hohe Bedeutung von Plattformen und Initiativen, welche den Austausch unter den Akteuren fördern. Eine Reihe von Städten und Gemeinden pflegen diesen Austausch auch international. Den Auftraggebern der Stakeholderanalyse ist diese Zusammenarbeit und Vernetzung ebenfalls ein Anliegen. Innovative Kollaborationsformen zwischen den verschiedenen Stakeholdern seien ebenso anzustreben wie einfache Plattformen für den Erfahrungsaustausch, schreibt Asut. Mitunter liege eine Herausforderung in der «Coopetition», das heisst der Zusammenarbeit zwischen Partnern, die gleichzeitig Konkurrenten sind. (mgt/nsi)
Zur Studie
Auftraggeber der Stakeholderanalyse sind der Schweizerische Verband der Telekommunikation (Asut), das Bundesamt für Energie (mit dem Programm Smart City Schweiz), der Schweizerische Städteverband und der Smart City Hub. Durchgeführt wurde die Stakeholderanalyse von der AWK Group AG in Zusammenarbeit mit der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW).
Mittels einer Web-Umfrage wurden die Einschätzungen von Experten in der Schweiz eingeholt. 215 Personen haben sich an der Umfrage beteiligt, davon 58 Vertreter aus Städten und Gemeinden der Schweiz, 97 Unternehmen (Beratung, Technologie, Start-up) sowie 60 weitere (Förderungsprogramm, Forschungsinstitution, Verband/Verein, andere). Ergänzend zur Web-Umfrage wurden Experteninterviews mit Vertretern aus der Wissenschaft, Verwaltungsangestellten einer grösseren Stadt und einer kleineren Gemeinde sowie mit Vertretern von zwei europäischen Städten geführt. (mgt)