18:24 KOMMUNAL

Sichere Stromversorgung: Handlungsbedarf bei Netzen und Produktion

Teaserbild-Quelle: Bild: Hannipic, PhotoArt Laatzen (CC BY-ND 2.0)

Die Stromversorgungssicherheit in der Schweiz ist – trotz der angespannten Lage im vergangenen Winter – gut und mittelfristig gewährleistet. Zu diesem Schluss kommt die Eidgenössische Elektrizitätskommission (Elcom). Trotzdem sieht die Elcom in einigen Bereichen Handlungsbedarf, insbesondere bei den Netzen und in der Produktion.

bunter Stromlieferant  in Heisede bei Hannover (D)

Quelle: Bild: Hannipic, PhotoArt Laatzen (CC BY-ND 2.0)

Die Stromversorgung in der Schweiz ist laut der eidgenössischen Elektrizitätskommission gewährleistet, allerdings gibt es Risikofaktoren.

Die Eidgenössische Elektrizitätskommission (Elcom) beobachtet und überwacht die Entwicklung der Elektrizitätsmärkte im Hinblick auf eine sichere und erschwingliche Versorgung in allen Landesteilen. Zu diesem Zweck betreibt sie ein regelmässiges Monitoring wichtiger Beobachtungsgrössen und Einflussfaktoren. Die Resultate ihrer Analysen publiziert die Elcom im Bericht zur Stromversorgungssicherheit der Schweiz, der alle zwei Jahre erscheint.

Im diesjährigen Bericht zieht die Elcom aufgrund der Resultate den Schluss, dass die Versorgungssicherheit der Schweiz gut und mittelfristig gewährleistet ist. Dennoch sieht sie in einigen Bereichen Handlungsbedarf, insbesondere bei den Netzen und in der Produktion.

Eigenproduktion statt Import

Im Bereich Netze müssen die Projektfortschritte beim Ausbau des Übertragungsnetzes, speziell bei den Projekten mit hoher Relevanz für die Versorgungssicherheit, laut Elcom weiterhin kritisch beobachtet werden. Zentral sei in diesem Zusammenhang der Kuppeltransformator Mühleberg mit der Anschlussleitung Bassecourt-Mühleberg.

Im Bereich Produktion liegt der Fokus für die Elcom beim Erhalt einer angemessenen Eigenproduktionsquote: «Die hohe Versorgungssicherheit in der Schweiz ist eine Grundvoraussetzung der Lebensqualität und trägt erheblich dazu bei, dass die Schweiz als Wirtschaftsstandort attraktiv ist», teilt die Elcom mit. Sie ist der Auffassung, dass diese Sicherheit langfristig nicht einzig durch die – auf mittlere Sicht nicht risikolose – Option Stromimport garantiert sein darf.

Gefährliche Kombination von Risikofaktoren

Die Abhängigkeit vom Stromimport kann in Kombination mit weiteren Faktoren zu kritischen Versorgungssituationen führen: Der Ausfall der Kernkraftwerke Beznau 1 und 2, tiefe Pegel der Flüsse und Speicherseen mit reduzierter Inlandproduktion sowie eine limitierte Transformatorenkapazität 380/220 kV waren die Hauptgründe für die angespannte Versorgungssituation im Winter 2015/2016.

Um diese zu entschärfen, ergriff die Elcom zusammen mit Swissgrid und Branchenvertretern technische und marktseitige Massnahmen. Dazu gehörte in technischer Hinsicht insbesondere die kurzfristige Erhöhung der Transformatorenkapazität am Standort Laufenburg durch die Inbetriebnahme eines Provisoriums. Marktseitig wurden Massnahmen im Bereich von Systemdienstleistungen angeordnet sowie eine temporäre Anpassung der Auktionen für Exportkapazität vorgenommen. Um Anreize für die Ausgeglichenheit der Versorgungsbilanzgruppen zu schaffen, wurde zudem die Preisobergrenze für Ausgleichsenergie aufgehoben.

Diese Massnahmen, die Wiederinbetriebnahme von Beznau 2 Ende Dezember sowie die vergleichsweise warme und regenreiche Winterwitterung führten zu einer Entspannung der Situation Anfang 2016.

Kein akuter Handlungsbedarf

Aufgrund der Analysen in ihrem Sonderbericht zur Versorgungssicherheit Winter 2015/2016 sieht die Elcom auf Gesetzesebene keinen akuten Handlungsbedarf. Die rechtlichen Rahmenbedingungen würden genügen und die Aufgaben und Verantwortlichkeiten seien definiert. Die Versorgung von Endverbrauchern in der Grundversorgung liegt in der Verantwortung der Verteilnetzbetreiber. Die Versorgung von freien Endkunden ist privatrechtlich in den Lieferverträgen geregelt.

Swissgrid obliegt die Verantwortung des Übertragungsnetzbetriebs, hingegen hat sie keine Versorgungsverantwortung. Es gibt in der Schweiz weder ein Recht auf beliebige Importkapazität noch ein Recht auf uneingeschränkte Netzverfügbarkeit.

Dennoch sieht die Elcom Optimierungsbedarf:

  • Risikogerechte Bereitstellung von Regelenergie
  • Sicherstellung von hinreichender Importkapazität
  • Transparente Netzinformationen für die Marktteilnehmenden
  • Überprüfung der vertraglichen Beziehungen für ausserordentliche Situationen

Die entsprechenden Arbeiten seien eingeleitet und mit Beteiligung aller Akteure der Branche in vollem Gange, so die Elcom. (mgt/aes)

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