«Rien ne va plus» im Thurgau
Mit 71 zu 49 Stimmen hat der Thurgauer Grosse Rat nach zweistündiger Debatte eine Motion für erheblich erklärt, welche die Abschaffung des Französischunterrichts in der Primarschule fordert. Die Kantonsregierung stellte sich gegen das Vorhaben.
Die Regierung hat nun den Auftrag, den obligatorischen Französischunterricht aus dem Lehrplan der Primarschule zu streichen. Bisher werden die Thurgauer Kinder nach dem Modell 3/5 unterrichtet, also mit Englisch ab der dritten und Französisch ab der fünften Klasse.
Für die Motion sprachen sich SVP, EDU und EVP, aber auch Teile der anderen Parteien aus. Klar gegen die Streichung von «Frühfranzösisch» war einzig die SP. Die Befürworter der Motion argumentierten, ein grosser Teil der Kinder sei mit zwei Fremdsprachen in der Primarschule überfordert. Dieser Standpunkt erhielt auch aus Lehrerkreisen Unterstützung.
«Affront gegenüber der Romandie»
Gegen die Motion wurde ins Feld geführt, die Verschiebung des Französischunterrichts auf die Sekundarstufe sei ein Affront gegenüber der Romandie. Ausserdem bemängelten Juristen, die Forderung der Motion verstosse gegen die Geschäftsordnung des Grossratsreglementes, weil sie in Kompetenzen der Regierung eingreife.
Erziehungsdirektorin Monika Knill (SVP) rief den Rat erfolglos zur Ablehnung der Motion auf. Das Sprachenmodell 3/5 der Erziehungsdirektoren-Konferenz (EDK) sei staatspolitisch wichtig. Durch ein Ausscheren isoliere sich der Kanton Thurgau. Zudem drohe eine Kontroverse wegen der formellen Mängel der Motion.
Als Alternative zur Streichung von Frühfranzösisch schlug die Thurgauer Regierung eine Dispensationsregelung für überforderte Primarschüler vor. Damit hätten die leistungsstarken Schulkinder weiterhin vom Französischunterricht ab der fünften Klasse profitiert, wie Knill sagte. (sda/aes)