Plastiksammlung: Teuer und mit kleinem Nutzen
In der Ostschweiz läuft ein Pilotversuch mit Kunststoffrecycling. Die Resonanz in der Bevölkerung ist gross. Doch eine neue Studie kommt zum Schluss: Der ökologische Nutzen ist klein und teuer erkauft.
Quelle: Ingrid Taylar (CC BY 2.0)
Plastik gehört nicht ins Meer, dennoch ist das Recycling komplizierter als viele denken.
Im Oktober 2015 startete im Kanton Thurgau und Teilen des Kantons St. Gallen ein Pilotprojekt für das Kunststoffrecycling. Erstmals wird in einem grösseren Gebiet der Schweiz flächendeckend Kunststoff aus den Haushalten für die Wiederverwertung gesammelt. Mit einem Kuh-Bag für zwei Franken ist man dabei.
Bei der Bevölkerung kommt die Idee gut an. Munter sammelt sie Shampoo- und Waschmittelflaschen, Öl- und Essigflaschen, Lebensmittelverpackungen, Eimer aus Kunststoff, Kanister, Blumentöpfe, Milchverpackungen und Getränkekartons sowie Folien. Nicht in den Kuh-Bag gehören lediglich stark verschmutzte Verpackungen von Grillwaren und anderen Lebensmitteln, Einweggeschirr, Spielzeug oder Gartenschläuche.
Grosser Aufwand, kleiner ökologischer Nutzen
Doch die im Juli publizierte Studie «KuRVe» (Kunststoff Recycling und Verwertung), durchgeführt vom Institut für Umwelt- und Verfahrenstechnik (Umtec) und der Carbotech AG, Umweltprojekte und Beratung, kommt zu einem schlechten Urteil: «Der potenzielle ökologische Nutzen einer neuen Kunststoffsammlung pro Person und Jahr entspricht etwa der Einsparung einer Autofahrt von 30 Kilometern pro Person und Jahr», haben die Autoren errechnet. Ob im Bring- oder Holsystem gesammelt werde, spiele kaum eine Rolle. Das ist kein berauschendes Ergebnis, wie die «Ostschweiz am Sonntag» berichtet. Das Verhältnis von Kosten und Nutzen von separaten Kunststoffsammlungen liege in der Schweiz bei etwa einem Drittel der Effizienz des PET-Recycling-Systems.
Denn der Aufwand, der für das Kunststoffrecyling betrieben wird, ist beachtlich: Die Entsorgung von Kunststoff via Kehrichtsack kostet rund 250 Franken pro Tonne. Im Rahmen einer separaten Kunststoffsammlung liegt sie laut Studie aber beim Dreifachen (750 Franken). «Mit dem Kunststoffrecycling wird ein vergleichsweise geringer Umweltnutzen ziemlich teuer erkauft», lautet dasFazit der Untersuchung.
Ob das Kunststoffrecycling im Thurgau und Teilen St. Gallens weitergeführt wird, entscheidet sich im Herbst. (aes)