Pestizidcocktail in Schweizer Flüssen
Alle untersuchten Flüsse seien erheblich durch verschiedenste Pestizide belastet, teilte das Wasserforschungsinstitut Eawag mit. Im Schnitt enthielten die Wasserproben 40 unterschiedliche Stoffe. Ein Grossteil der Pestizid-Belastung sei den Pflanzenschutzmitteln aus der Landwirtschaft zuzuschreiben, schreibt die Eawag.
Insgesamt fanden die Forscher 104 verschiedene Pestizide in den Flüssen. 82 davon waren reine Pflanzenschutzmittel, 2 reine Biozide. Die 20 restlichen Wirkstoffe sind sowohl als Pflanzenschutzmittel als auch als Biozide zugelassen. Bei den nachgewiesenen Pflanzenschutzmitteln handelte es sich am häufigsten um Herbizide, gefolgt von Fungiziden und Insektiziden.
Untersucht wurden die Flüsse Salmsacher Aach (SG), Furtbach (ZH), Surb (AG), Limpach (SO) und Mentue (VD). Diese seien für das Mittelland durchaus typisch, schreibt die Eawag. Für andere mittelgrosse Fliessgewässer müsse auf weiten Strecken mit einer ähnlich hohen Belastung gerechnet werden.
Gefährliche Mixtur, sehr hohe Konzentrationen
Problematisch sind aus Sicht der Forscher zwei Aspekte: der «Cocktail» an Pestiziden sowie die teilweise hohen Konzentrationen eines einzelnen Pestizids. Für 31 Substanzen wurde der Grenzwert der Gewässerschutzverordnung verletzt. Die Konzentrationen eines Wirkstoffs lagen mehrfach über 0,1 Mikrogramm pro Liter; vereinzelt sogar über 1 Mikrogramm pro Liter.
Das seien sehr hohe Konzentrationen, heisst es in der Studie. Die Forscher gehen davon aus, dass diese Werte aufgrund der gewählten Methode (Mischproben aus zwei Wochen) zeitweise noch stark überschritten werden: Die kurzfristigen Spitzenkonzentrationen dürften nochmals um ein Vielfaches höher liegen.
Doch selbst wenn die Konzentration jedes einzelnen Stoffes nicht sehr hoch ist, stellt die Kombination der verschiedenen Pestizide ein Problem dar. In vier Fünfteln der Proben war die Summe aller Pestizidkonzentrationen grösser als ein Mikrogramm pro Liter.
Was dies für die Wasserqualität und die Auswirkung auf Organismen im Gewässer bedeute, könne nicht generell beurteilt werden, schreibt die Eawag. Es sei jedoch zu befürchten, dass die Pestizidmischungen die Organismen im Wasser beeinträchtigten.
Die Leiterin der Eawag-Abteilung für Umweltchemie und eine der Autorinnen der Studie, Juliane Hollender, war gemäss Communiqué überrascht von den neuen Daten. «Ganz so sauber, wie immer wieder betont, scheinen die Schweizer Gewässer doch nicht zu sein», wird sie zitiert.
Mecoprop und S-Metolachlor sind Stammgäste
Zwei Herbizide haben die Forscher in beinahe allen Wasserproben entdeckt: Mecoprop und S-Metolachlor. Mecoprop wird gemäss der Studie sehr vielfältig in Garten und beim Getreide verwendet, jedoch auch in Bitumenbahnen von Flachdächern. Aufgrund der Anwendungsmengen müsse vermutet werden, dass alle drei Quellen substanziell zur Belastung der Gewässer beitragen, schreiben die Forscher. Das Herbizid S-Metolachlor wird hingegen nur in der Landwirtschaft genutzt. Es wird in verschiedenen Kulturen angewendet, hauptsächlich bei Rüben und Mais.
Die Untersuchung wurde im Auftrag des Bundes in Zusammenarbeit zwischen Eawag, Bundesamt für Umwelt (BAFU) und fünf Kantonen durchgeführt. Sie untersuchten die Flüsse zwischen März und Juli 2013 auf lösliche synthetische Pflanzenschutzmittel und Biozide. (sda/aes)