Online-Ausstellung zum zerstörten Architekturerbe der Ukraine
Am 24. Februar jährt sich der Beginn des Ukrainekriegs zum dritten Mal. Aus diesem Anlass ist vor kürzlich eine Online-Ausstellung zum zerstörten Achitekturerbe der Ukraine live gegangen: Sie erzählt die Geschichten von 40 Bauten, die Opfer des Krieges geworden sind. Hinter der virtuellen Schau stehen das deutsche Leibniz Institut und ein ukrainischer Architekturhistoriker.

Quelle: Ivan Bykov
Die 1873 erbaute St.-Georgs-Kirche im Dorf Zavorychi überstand den Zweiten Weltkrieg und die Sowjetzeit, 1935 funktionierte man sie in ein Getreidelager um. Sie wurde am 7. März 2022 zerstört.
Mit der russischen Invasion sind in der Ukraine zahllose Bauten zerstört worden. Mittlerweile liegen Schätzungen zufolge 250'000 Gebäude in Schutt und Asche, darunter zahlreiche Architekturdenkmäler. Um ihren Verlust geht es in der Online-Ausstellung «Destroyed Ukrainian Heritage. Ukraine's Built Heritage since February 24, 2022. A Record of Destruction»: Sie präsentiert 40 Beispiele, von der Konzerthalle in Kherson über den Kulturpalast der Eisenarbeiter in Kharkiv oder eine neoklassizistische Wohnüberbauung in Dnipro bis hin zum Elektrizitätswerk von Nova Kakhovka. Jedes Gebäude wird mit einem kurzen Text vorgestellt und ist mit dem Baujahr, Datum der Zerstörung, Standort und Angaben zum Typ versehen. Ergänzt werden die Informationen jeweils mit einem Bild des Bauwerks in unversehrtem und in zerstörtem Zustand.
«Eine nüchterne Bestandsaufnahme der Zerstörungen»
«Die Schau konzentriert sich bewusst auf eine nüchterne Bestandsaufnahme der Zerstörungen», erklärt Susanne Jäger, Ausstellungskoordinatorin vom Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GZWO), das die Ausstellung zusammen mit dem Architekturhistoriker Semen Shyrochyn aus Kiew kuratiert hat. «Wir möchten zeigen, dass die russischen Bombardierungen nicht nur massiv das alltägliche Leben in der ganzen Ukraine beeinträchtigen, sondern zugleich darauf abzielen, die kulturelle Identität des Landes zu vernichten.»
So unterschiedlich wie die Bauten sind, so unterschiedlich ist auch ihr Schicksal: Einige seien bereits restauriert, während andere als irreparabel eingestuft und bereits abgerissen worden seien, heisst es auf der Ausstellungswebsite. Wie es weiter heisst, gelten viele von ihnen noch nicht als Kulturerbe, daher besteht für sie kaum die Chance, restauriert zu werden. Diejenigen, die sich in Stadtzentren befänden, würden eher abgerissen, weil sich die Bauindustrie neuen Gebäuden widmet und nicht an ihren historischen Vorgängern interessiert sei. (mai)
Hier geht es zur Ausstellung: https://ukrainian-destroyed-heritage.leibniz-gwzo.de

Quelle: Ukrinform
Die St. Georgs-Kirche anfangs März 2022, als sie dem Krieg zum Opfer fiel.