12:18 KOMMUNAL

Nashorn- und Hirschkäfer sollen in Stadt Bern wieder ansiedeln

Teaserbild-Quelle: Ben Harink

Vor knapp 100 Jahren waren Nashorn- und Hirschkäfer in und um die Stadt Bern noch heimisch. Heute sind die imposanten Brummer verschwunden. Drei Berner Institutionen spannen nun zusammen, um ihre Rückkehr zu ermöglichen.

Hirschkäfer Lucanus cervus

Quelle: Ben Harink

Ein Hirschkäfer: Heute ist der imposante Brummer in und um die Stadt Bern verschwunden und kommt ohne Hilfe des Menschen nicht wieder zurück.

Laut einer vom Bundesamt für Umwelt (Bafu) in Auftrag gegebenen Analyse seien rund 46 Prozent von 256 einheimischen Käferarten in der Schweiz gefährdet, wie der Tierpark Bern, die Direktion für Tiefbau, Verkehr und Stadtgrün der Stadt Bern sowie das Naturhistorische Museum Bern in einer gemeinsamen Mitteilung von Dienstag schreiben. Der Rückgang der Käferarten stehe exemplarisch für das bekannte Insektensterben.

Verlust der Käferarten durch Bautätigkeit

Der Verlust der beiden Käferarten um Bern geschah schleichend und ist laut den Berner Institutionen bei weitem nicht nur dem Einsatz von Pestiziden geschuldet. Denn der Siedlungsraum biete den holzbewohnenden Käferarten eigentlichen einen guten Lebensraum: Alte, gut besonnte Bäume mit toten Ästen oder Höhlen als Substrat – dort fühlen sich diese Insekten wohl.

Trotz diesem Umstand seien sie in der Zwischenzeit im Raum Bern aber ausgestorben – wegen Bautätigkeit, der sogenannten Verinselung, also grossen Distanzen zwischen noch existierenden Käfer-Populationen, und heutigen Ansprüchen an Sicherheit, Ordnung und Wirtschaftlichkeit.

Nashornkäfer Oryctes nasicornis

Quelle: Ben Harink

War früher in und um die Stadt Bern heimisch: Der Nashornkäfer.

Aareraum für Nashorn- und Hirschkäfer

Der Nashornkäfer und der Hirschkäfer sind heute Teil der Liste der national prioritären Arten des Bafu, mit der wichtige Arten und Lebensräume in der Schweiz identifiziert werden, die dringend Förderungsmassnahmen benötigen. Um die regionale Biodiversität zu erhöhen, setzt die Stadt Bern bereits auf Aufwertungen und Fördermassnahmen auf öffentlichen Flächen.

Mit diesem Ziel vor Augen haben nun Stadtgrün Bern, der Tierpark Bern und das Naturhistorische Museum gemeinsam ein Projekt initiiert, mit der Vision, dass im Aareraum Lebensräume für seltene Käfer, wie den Nashornkäfer oder den Hirschkäfer, geschaffen werden und sich die Arten wieder etablieren können. Das Projekt wird von der Stiftung Artenschutz und von Bund und Kanton finanziell unterstützt und gefördert.

Käfer-Treff beim Tierpark Bern

Quelle: Tierpark-Bern

Im Tierpark Bern werden die seltenen Holzkäfer gezüchtet. Im Rahmen des Projekts entsteht nun auf dem Areal ein Vorzeige-«Käfer-Treff».

Neue Lebensräume und Käfer-Treffs

Im Tierpark Bern werden die seltenen Holzkäfer unter der fachkundigen und wissenschaftlichen Begleitung von Käferexperten gezüchtet. Im Rahmen des Projekts entsteht nun auf dem Areal des Tierparks ein Vorzeige-«Käfer-Treff», welcher die Öffentlichkeit für die Lebensbedingungen der Käfer und einfache Fördermassnahmen im Privatgarten sensibilisiert.

Derweil schafft Stadtgrün Bern gemäss Mitteilung mit weiteren Käfer-Treffs neue Lebensräume für seltene Käfer auf öffentlichen Flächen im gesamten Aareraum der Stadt Bern. Mit Hilfe des Baumkompetenzzentrums werden zudem von seltenen Käfern bewohnte Bäume erfasst und wo immer möglich erhalten.

Das Naturhistorische Museum eröffnet im Herbst 2023 eine Sonderausstellung zum Thema Insektensterben. Zudem stellt das Museum mit seinen sechs Millionen Objekten in der Sammlung ein wichtiges Archiv des Lebens dar. Die Sammlung zeigt unter anderem auf, dass die Biodiversität rund um Bern in der Vergangenheit viel grösser war.

Käfer-Treff eingegrabene Pilzhölzer im Tierpark Bern

Quelle: Tierpark-Bern

Der «Käfer-Treff» soll die Öffentlichkeit für die Lebensbedingungen der Käfer und einfache Fördermassnahmen im Privatgarten sensibilisieren.

Seltene Käferarten aufspüren

Auch die Berner Bevölkerung könne einiges zum Gelingen des Projekts beitragen, heisst es in der Mitteilung. Da Käfer oft leicht zu übersehen sind, ist meist wenig über die Verbreitung von seltenen Käferarten bekannt. Freiwillige Personen können vor diesem Hintergrund gemäss Mitteilung mithelfen, seltene Käferarten im Raum Bern aufzuspüren.

Auf diese Weise könnten noch vorhandene Vorkommen von gefährdeten Arten besser geschützt und gefördert werden. Interessierte können sich für den dafür nötigen Crashkurs in Käferbestimmung bei Stadtgrün Bern melden: natur@bern.ch(mgt/pb)

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