Mikroverunreinigungen aus diffusen Quellen belasten Schweizer Fliessgewässer
Mikroverunreinigungen wie Pflanzenschutzmittel, Biozide oder Inhaltsstoffe von Körperpflegeprodukten, Reinigungsmitteln und Medikamenten können bereits in geringen Konzentrationen Wasserlebewesen schädigen. Grosse Mengen solcher Mikroverunreinigungen gelangen stetig aus den Abwasserreinigungsanlagen (ARA) in die Gewässer. Dank der beschlossenen Änderung des Gewässerschutzgesetzes können die wichtigsten ARA in der Schweiz ausgebaut werden. So soll sich die Gesamtbelastung der Schweizer Gewässer durch Mikroverunreinigungen aus den ARA halbieren.
Eine Studie des Bundesamts für Umwelt (Bafu) beschreibt nun erstmals umfassend die Bedeutung der Mikroverunreinigungen, die nicht aus den ARA in die Gewässer gelangen, sondern aus verschiedenen anderen Quellen. Diese so genannten diffusen Einträge stammen vor allem aus der Landwirtschaft, aus Siedlungsgebieten (über Mischwasserüberläufe und Regenwasserkanäle) und dem Strassenverkehr.
Verbreitet kritische Spitzenkonzentrationen
Diffuse Einträge von Mikroverunreinigungen schwanken stark und treten meist während Regenereignissen auf. Die Spitzenkonzentrationen kommen vor allem in kleinen und mittleren Fliessgewässern in Gebieten mit intensiver Landnutzung vor. Gerade die kleinen Bäche sind aber ökologisch von grosser Bedeutung und machen rund 75 Prozent des gesamten Schweizer Fliessgewässernetzes aus.
Die diffuse Verschmutzung durch Mikroverunreinigungen ist in vielen Fliessgewässern so hoch, dass sie für gewisse Wasserlebewesen giftig sein kann. Dieser Befund gibt einen weiteren Hinweis auf die Rolle der Mikroverunreinigungen: Sie können mit dazu beitragen, dass die Artenvielfalt in vielen Gewässern zurückgeht.
Übeltäter vor allem aus der Landwirtschaft
In der Studie konnten die wichtigsten Quellen von Mikroverunreinigungen ermittelt werden. Sie stammen vor allem aus der Landwirtschaft und, in geringerem Mass, aus Siedlungsgebieten. Die relevantesten Stoffe sind Pflanzenschutzmittel (Insektizide, Herbizide und Fungizide), einige Biozide (aus Siedlungen und aus der Landwirtschaft) sowie die beiden Schwermetalle Kupfer und Zink.
Der Bericht kommt zum Schluss, dass die Überwachung des Gewässerzustands neu ausgerichtet werden muss und dass vermehrt auch kleine Fliessgewässer eingehend untersucht werden sollten.
Um die Gewässerbelastung deutlich zu reduzieren, sind verschiedene Massnahmen an der Quelle zu ergreifen, insbesondere in der Landwirtschaft. Unter Federführung des Bundesamtes für Landwirtschaft wird derzeit ein Aktionsplan zur Risikoreduktion und nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln erarbeitet. Seine Umsetzung soll dazu beitragen, die Einträge von Pflanzenschutzmitteln aus der Landwirtschaft deutlich zu vermindern. (mgt/aes)
Download des Berichts «Mikroverunreinigungen in Fliessgewässern aus diffusen Einträgen» (PDF)