12:33 KOMMUNAL

«Mein Dorf ist eine Internet-Wüste. Aber das interessiert niemanden.»

Teaserbild-Quelle: Bild: Christophe Badoux/Wikicommons
Satellitenschüssel statt Glasfasernetz: Die 120-Seelen-Gemeinde Treytorrens VD.

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Satellitenschüssel statt Glasfasernetz: Die 120-Seelen-Gemeinde Treytorrens VD.

Marc Jehouda, Gemeinderat aus Treytorrens VD, brachte seine Verzweiflung während der Versammlung der Arbeitsgruppe für Internetverbindung in kleinen Gemeinden (GTCIPC) in Trey zum Ausdruck: «Mein Dorf ist eine Internet-Wüste und ich habe das Gefühl, dass es niemanden interessiert. Ich verlange nur einen Viertel von dem, was ein Einwohner in Lausanne hat.» Die Vertreter von etwa 20 Gemeinden, hauptsächlich aus dem Norden des Kantons Waadt und der Region Broye, haben sich zusammengeschlossen, um sich Gehör zu verschaffen.

Die Einwohner der Gemeinden haben keine Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten oder HD-TV zu geniessen, da die Internetverbindung nicht gut genug ist. Schuld sind die technologischen Infrastrukturen. «Wir wünschen uns eine ausreichend gute Verbindung, um normal mit dem Rest der Welt kommunizieren zu können», sagt Jean-Marie Crausaz, Ammann von Trey, gegenüber der Zeitung «24 heures».

Bevor sie sich auf Initiative von zwei Einwohnern aus Champtauroz zusammen taten, haben die Gemeinden unabhängig voneinander Swisscom kontaktiert, um sich über die Kosten einer Erschliessung mit Glasfaseranschlüssen zu informieren. Viele waren von der horrenden Rechnung, die ihnen präsentiert wurde, desillusioniert.

Beispiel am Kanton Freiburg nehmen

«Es ist für uns kleine Gemeinden unmöglich mit der Swisscom zu sprechen», beklagt sich Christian Vuadens in der GTCIPC. «Man muss heute Gesprächspartner finden, die sich auf ihrer Wellenlänge befinden.» Die Gruppe hat darum beschlossen, an Politiker auf kantonaler sowie nationaler Ebene zu appellieren. Viele hatten sich im grossen Gemeindesaal von Trey versammelt, und zwar Vertreter aller politischen Parteien.

Sie würden es sehr gerne sehen, dass sich der Kanton Waadt das Freiburger Beispiel zu Herzen nimmt. Dieser hat im August ein Abkommen mit Energielieferanten und der Swisscom getroffen, um das gesamte Kantonsgebiet in den nächsten 15 Jahren gemeinsam mit einem Glasfasernetz zu erschliessen. Die Kosten belaufen sich auf eine halbe Milliarde Franken.

Das Schweigen des Kantons

Momentan bezieht der Kanton Waadt keine Stellung zur digitalen Kluft. Die Abgeordnete Ginette Duvoisin (SP) hat im Herbst 2011 ein Postulat beim Grossen Rat eingereicht, das eine Verpflichtung zur gleichmässigen Bereitstellung des Highspeed-Internet-Zugangs für alle Einwohner verlangt. Das Postulat wurde an den Staatsrat weitergereicht. Seither hat man nichts mehr gehört. Dies ärgert die Versammelten, warten sie doch ungeduldig auf eine Stellungnahme zum Postulat, damit sie ihre Sache weiterverfolgen können. «Ich hoffe, bis Ende Jahr eine Antwort zu erhalten», sagt Ginette Duvoisin zu «24 heures». «Ich beantrage eine Bestandsaufnahme und möchte wissen, was der Staatsrat in dieser Sache bewirken kann.»

Während sie auf das Urteil warten, haben sich die Mitglieder des GTCIPC zur Handlung entschlossen und werden sich direkt an Staatsrat Philippe Leuba wenden. (mgt/aes)

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