Luzern erlaubt Beisetzung der Asche verstorbener Hindus in der Reuss
Im Kanton Luzern leben grob geschätzt 2500 Menschen hinduistischen Glaubens, grösstenteils Tamilen aus Sri Lanka. Rund die Hälfte davon wohnt in der Stadt Luzern. Die Angehörigen dieser Religionsgemeinschaft möchten ihre verstorbenen Mitmenschen gemäss ihren Glaubensvorstellungen beisetzen. Die Verstorbenen werden kremiert und ihre Asche anschliessend in einer kurzen Trauerzeremonie zusammen mit Blütenblättern und Reisbällchen in einem Fluss verstreut. Das Ritual am Wasser dauert maximal zwanzig Minuten und wird von den engsten Angehörigen – einer kleinen Gruppe von höchstens zwanzig Personen – durchgeführt. Es entsteht weder Lärm noch Abfall. Die Asche und die symbolisch dargebrachten Gaben werden durch die Strömung rasch weggeschwemmt.
Komplizerter Urnentransport nach Sri Lanka
Bis anhin wird die Asche der Verstorbenen zu Hause aufbewahrt oder in die alte Heimat zurückgebracht – dies unter schwierigen Bedingungen, denn ein Urnentransport nach Sri Lanka ist teuer und an viele behördliche Auflagen gebunden. In Einzelfällen wird die Asche Verstorbener Hindus bereits heute in Fliessgewässern in der Schweiz beigesetzt. Das Verhältnis zur alten Heimat hat sich aus verschiedenen Gründen verändert. Viele Tamilen wollen oder können nicht mehr dorthin zurück. Sie leben hier mit ihren Familien, sind integriert und oft im Besitz der Schweizer Staatsbürgerschaft. Deshalb hat Saseetharen Ramakrischna Sarma, Priester der Hindugemeinde Luzern, die Stadt angefragt, ob und wo die Beisetzung von Verstorbenen in Gewässern möglich ist. Als geeigneter Ort stellte sich eine Stelle am Uferweg am rechten Ufer der Reuss heraus. Das Grundstück gehört der Stadt. Der Ort ist zudem in der Nähe der katholischen St.-Karli-Kirche. Dort befindet sich ein kleiner Tempel der Hindus.
Im Kanton Luzern ist es grundsätzlich erlaubt, die Asche von Verstorbenen im Freien zu verstreuen. In den letzten Jahren ist ein Trend zur Vielfalt der Beisetzungsrituale zu beobachten. Pro Jahr werden in der Stadt mehr als 100 Urnen von Angehörigen verschiedener Religionen mitgenommen und die Asche zum Teil in der Natur verstreut. Die Dienststelle Umwelt und Energie des Kantons Luzern hat bestätigt, dass die Beisetzung der Asche Verstorbener in der Reuss vom Gewässerschutz her unbedenklich ist, solange sich diese auf den geplanten Umfang beschränken. Die Stadt rechnet mit fünf bis zehn Bestattungen pro Jahr.
Saseetharen Ramakrischna Sarma, Priester der Hindugemeinde Luzern, der die Hindus in den Kantonen Luzern, Ob- und Nidwalden betreut, hat in den letzten Jahren durchschnittlich fünf bis sechs Beisetzungen jährlich begleitet. Damit die Zahl von zwanzig Beisetzungen, die gemäss Gewässerschutz unproblematisch sind, nicht überschritten wird, spricht sich der Stadtrat für eine Priorisierung von Personen hinduistischen Glaubens mit Wohnsitz in der Stadt Luzern aus.
Landeskirchen unterstüten Hindu-Begräbnisse
Die Katholische und Reformierte Kirche der Stadt Luzern begrüssen die Beisetzung der Asche verstorbener Hindus in der Reuss. Für die Hindus sei dies ein wichtiger Schritt zur Gleichbehandlung. Der Wunsch der tamilischen Hindugemeinde, einen Ort für die Beisetzungen zugewiesen zu erhalten, sei ein Zeichen der Integration. In der schwierigen Zeit des Verlustes eines nahestehenden Menschen ist eine klare, dem Gesetz entsprechende und von der Stadt unterstützte Regelung entlastend und angebracht und auch ein Zeichen des Willkommenseins, so die Landeskirchen. (mgt/aes)