Lärmarme und abgasfreie Mähtechnik: Freie Fahrt für elektrische Grünpfleger
Wollen Kommunalprofis extensiv bewirtschaftete Grünflächen emissionsarm halten, können sie elektrische Maschinen verwenden. Einige Maschinen arbeiten sogar schon völlig autonom. Neben Akkumaschinen zum Stossen oder Mitfahren werden auch Mähroboter immer populärer.
Quelle: Aebi
Mit dem Einachs-Geräteträger «Aebi CC 140e» gelingt die kraftstofflose Wiesenmahd – eine gelungene Lösung für ökologisch ausgerichtete Landwirte und Kommunaldienste.
Beim Pflegen von ökologisch wertvollen
Grünflächen bekommt eine sonst eher selten gewordene Maschinengattung neuen
Lebensraum – nämlich die Einachs-Geräteträger. Sie können mit allen Spielarten
der Rotations-Mähtechnik ausgerüstet werden, aber insbesondere mit Mähbalken
machen sie Pluspunkte beim artenschonenden Abmähen extensiv bewirtschafteter
Grünflächen. Dort treten die leichten Maschinen behutsam und bodenschonend auf.
Und inzwischen sind auch Einachser mit Elektroantrieb verfügbar. Sie machen
auf sensiblen Flächen ausserhalb von Ortschaften eine gute Figur, aber auch im
kommunalen Bereich – lärmarm und abgasfrei.
Der elektrische Einachs-Geräteträger «Rapid
Uri» (4,2 kW) eignet sich für Landschaftspflege oder Gartenbau genauso wie für
Hauswartung und Kommunaldienst. Die Maschine ist in Gewicht und Leistung
vergleichbar mit dem populären Modell «Rapid Mondo» mit Benzinmotor. Sämtliche
Anbaugeräte aus der Mondo-Welt sind auch am «Uri» verwendbar. Statt eines
hydrostatischen Fahrantriebs wie beim Schwestermodell sind Fahr- und
Zapfwellenantrieb komplett elektrisch, das bedeutet besonders geringe
Verlustleistung.
Gespeist werden die Elektromotoren aus
Li-Ion-Wechselakkus (2,9 kWh), die abwechselnd genutzt und an einem
Schnellladegerät aufgeladen werden. Auf diese Weise gelingt bei moderater
Belastung ein unterbrechungsfreies Arbeiten bis zum Feierabend, bei anstrengenden
Arbeiten wie Schneefräsen oder Bodenbearbeitung muss allerdings öfter
nachgeladen werden. Für die Grünflächenpflege bieten sich unter anderem die
Messerbalken, Schlegel- und Sichelmulcher sowie der «Rapid Twister» zum
Abräumen von Mähgut an.
Quelle: Rapid
In grüner Mission: der Einachs-Geräteträger «Rapid Uri». Neben dem Kommunalbalken sind auch alle anderen gängigen Grünpflege-Anbaugeräte verfügbar.
Quelle: Agria
Mit dem Anbau-Sichelmulcher ist der elektrische Geräteträger «9700e» von Agria fast unterfordert. Das Raupenlaufwerk ist am Steilhang und auf gering belastbarem Boden genau richtig.
Smarte Mähraupen
Mittlerweile sind auch einige andere
Hersteller von Einachs-Geräteträgern auf den Elektrozug aufgesprungen, etwa
Aebi Schmidt mit seinem Modell «Combicut CC 140e» (bis 8 kW) für
landwirtschaftliche Arbeiten in steilen Lagen sowie für Grünflächenpflege, Kehrarbeiten
oder Winterdienst. Die Maschine soll dieses Jahr in Serienfertigung gehen.
Anders als der «Rapid Uri» kommt der «Combicut» durch einen hydrostatischen
Fahrantrieb auf Tempo (der Geräteantrieb erfolgt verlustfrei mechanisch),
bietet aber auch lange Betriebszeiten durch vier Wechselakkus.
Der deutsche Hersteller Köppl sowie die
Reform-Werke aus Österreich haben ebenfalls akkubetriebene Einachs-Geräteträger
zum Stossen, respektive Hinterherschreiten, die mit ihrem leisen und
abgasfreien Auftreten nun den sicheren Sprung aus der Berglandwirtschaft auf
extensiv bewirtschaftete Grünflächen sowie zurück ins kommunale Umfeld
schaffen. Auch der deutsche Hersteller Agria bietet einen elektrischen
Geräteträger, das Modell «9700e». Die Maschine fährt aber auf einem
Raupenlaufwerk und wird über eine Fernsteuerung manövriert. Ihr niedriger
Schwerpunkt und der geringe Bodendruck eignet sich besonders für steiles und
schwieriges, gering belastbares Terrain. Mit seinem Dreipunkt-Kraftheber ist
der «agria 9700» sehr vielseitig verwendbar.
Auf Rädern unterwegs sind die bekannten
ferngesteuerten Spider-Mäher aus Tschechien, von denen das Modell «ecross
Liner» vollelektrisch und auf Rädern unterwegs ist. Ebenfalls elektrisch und
radgetrieben ist der «Raymo», ein funkferngesteuerter, vollelektrischer oder
Plug-in-Hybridmäher und Werkzeugträger, der ebenfalls aus Tschechien stammt.
Der Hersteller verspricht einen schnellen und einfachen Umbau vom Rasenmäher
zum Balken- oder Hochgrasmäher. Damit erobert der «Raymo» Grünflächen an
Strassenrändern und Fluss- oder Seeufern oder Biodiversitäts-Förderflächen.
Seine Vorteile: Er hat keine
Betriebsflüssigkeiten, die beim Auslaufen empfindliche Grünflächen
verunreinigen könnten, und er ist überaus produktiv – an Hängen, die bisher von
fünf Einsatzkräften mit Motorsensen bearbeitet wurden, schafft er dieselbe Arbeit
mit nur einer Bedienperson. Besonders clever ist die Möglichkeit, mit wenigen
Handgriffen von einem komplett elektrischen Antrieb mit vier bis fünf Stunden
Autonomie auf Plug-in-Hybridantrieb zu wechseln. So kann man zum Beispiel in
den frühen Morgenstunden ohne grossen Lärm rein elektrisch mähen und den
Benzinmotor später am Tag starten, wenn die Lärmvorschriften nicht mehr gelten.
Auf diese Weise erhalten Betreiber die gesamte Betriebszeit, die sie benötigen.
Ebenfalls per Funkfernsteuerung oder sogar völlig autonom mittels
Satellitenortung arbeitet der radgetriebene «Vector WD 2.0» aus den
Niederlanden. Er kann auf Golfplätzen oder in Solarparks das Gras kurzhalten.
Als typischer Geräteträger eignet sich der «Vector» auch für andere
Anwendungen.
Quelle: Fendt
Kräftig zupacken kann der Traktor «Fendt e100V Vario», der gegenwärtig wohl stärkste und schwerste Elektroschlepper, der als Serienprodukt am Markt verfügbar ist.
Quelle: Kubota
Flüsterleise und abgasfrei: der vollelektrische Kompaktschlepper «Kubota LXe-261» bei der Grünflächenpflege mit einem Peruzzo-Mähwerk.
Traktoren und Radlader
Auch elektrische Traktoren und
Geräteträger fahren kaum hörbar und völlig abgasfrei zur Grünflächenpflege.
Dazu zählt etwa der Kompaktschlepper «Kubota LXe-261» (1070 Kilogramm
Eigengewicht). Seine Lithiumbatterie hat eine Kapazität von 25 kWh. Er wird als
Versuchsmaschine in diversen europäischen Städten über mehrere Jahre vermietet,
um Daten über Einsatzdauer, Zwecke und Ladezyklen sammeln zu können.
Bereits verfügbar ist dagegen ein
urschweizerischer Allzweck-Kommunalschlepper mit Elektroantrieb – der «Rigitrac
SKE 40 Electric» (2200 Kilogramm). Geringe Arbeitsgeräusche, Betriebs- und
Wartungskosten, Ressourcenschonung und eine lange Lebensdauer sprechen laut
Hersteller für dieses Fahrzeug mit einer Akkukapazität von 58 kWh. Ebenfalls
marktverfügbar ist der deutsche «Fendt e100V Vario» (3500 Kilogramm), ein
vollelektrischer Spezialtraktor mit einer Leistung von über 60 PS. Deutlich
kleiner, aber ebenfalls marktverfügbar ist der «Farmtrac FG 25» (rund 1000
Kilogramm). Er wird von einem Elektromotor über ein Dreigang-Synchrongetriebe
mit zuschaltbarer Allradschaltung und Differenzialsperre angetrieben.
Eine ganze Reihe an kompakten Radladern
bietet sich ebenfalls an, mit Mähgeräten auf grösseren Grünflächen zu
arbeiten. Die Spanne reicht von den besonders kompakten Multifunktionsladern
(Avant, Giant) bis zu den vielseitigen Kompaktradladern (unter anderem JCB,
Kramer, Schäffer, Volvo CE, Wacker Neuson, Weidemann). Für diese Maschinen
haben Betreiber auch die Chance, bei der Anschaffung die Mehrkosten gegenüber
einer Maschine mit Verbrennungsmotor über die Stiftung KLiK (www.klik.ch) und
ihr Programm «E-Hoflader» zum grossen Teil ersetzt zu bekommen. Als Bedingung
gilt eine Projektgrösse von mindestens einer Tonne an eingespartem CO2 pro
Jahr.
Quelle: Rigitrac
Made in Switzerland: Ein urschweizerischer Allzweck-Kommunalschlepper ist der «Rigitrac SKE 40 Electric», hier mit einer Mäh- und Sammelkombination.
Quelle: Alltrec
Heckgelenktes Vielzwecktalent: Der «AllTrec» aus den Niederlanden kann mähen, mulchen, Laub saugen sowie Unkraut bürsten und bekämpfen.
Reine Mäher und Alleskönnner
Seitdem Lithium-Ionen-Akkus eine hohe
Energiedichte auf begrenztem Raum und schnelle Ladespiele ermöglichen, werden
auch reine Mähmaschinen mit Elektroantrieb professionell einsetzbar. Die Spanne
der Modelle reicht von Handmähern und Mulchern bis zu Aufsitzmaschinen. Eine
ganze Anzahl elektrischer Mäher und Mulcher zum Stossen sowie zum Mitfahren im
Sitzen oder Stehen bieten die Hersteller AS-Motor (Deutschland), Ariens, Kress,
Mean Green (USA), Pellenc, Ryobi und Sabo. Mit elektrischen Nullwendekreis-Aufsitzmähern
vervollständigen auch die Hersteller Cramer und Ego ihre Programme an hoch
belastbaren Akku-Handgeräten für die Grün- und Arealpflege. Auch Kubota hat
kürzlich zwei elektrische Zero-Turn-Mäher vorgestellt. Mit herkömmlicher
Vorderradlenkung sind einige kleinere Aufsitzmäher von Etesia unterwegs.
Neben diesen reinen Mähmaschinen ragen
Alleskönner heraus. Der «All Trec 8015F» (1620/1730 Kilogramm) vom
niederländischen Hersteller FPS-Electric etwa erweist sich als ein flexibler
Allrounder zur emissionsfreien Pflege von Grünanlagen. Die heckgelenkte
Maschine mit optionalem Allradantrieb und Komfortkabine kann mit den passenden
Anbaugeräten Rasen mähen, Unkraut bürsten oder thermisch bekämpfen und Laub
blasen. Ähnlich vielseitig geben sich die kommunalen Geräteträger von Hako und
Holder. Diese Aufzählung ist bei weitem nicht vollständig – auf der
Freilandmesse Oega in Koppigen werden vom 26. bis 28. Juni 2024 bestimmt
weitere Maschinen und Fahrzeuge für die lärmarme und abgasfreie
Grünflächenpflege zu entdecken sein.
Quelle: Pellenc
Kleinere Flächen von Gebrauchs- und Zierrasen können auch mit handgestossenen Mähern gemäht werden – etwa mit dem aktuellen «Rasion 2» von Pellenc.
Quelle: Raymo
Mit einem Mulchmähdeck oder wahlweise einem Mähbalken ist der flunderflache, funkferngesteuerte «Raymo 48 Craft» sicher an der Böschung unterwegs.
Abgasfreie und flüsterleise Mähroboter
Abgasfrei und flüsterleise arbeiten auch
die immer populärer werdenden Mähroboter. Unter den geräuscharmen Maschinen und
Systemen zur Grünflächenpflege sind Mähroboter besonders interessant, weil sie
erstens Mulcher mit geschlossenen Mähwerksgehäusen sind und zweitens kleine
Mähwerke haben – das macht sie besonders leise. Auf nicht abgeschlossenen
öffentlichen Grünflächen bleibt ihr Einsatz noch problematisch, solange
Kollisionen mit Personen oder herumliegenden Gegenständen sowie Vandalismus
nicht ausgeschlossen werden können. Aber auf zahlreichen Sportplätzen und in
anderen Freizeitanlagen sind Mähroboter bereits im Einsatz. Auch auf den
Liegewiesen von Freibädern bietet sich ihr Einsatz an. Gefährlich bleibt
dagegen der nächtliche Einsatz überall dort, wo Mähroboter mit den nachtaktiven
Igeln in Berührung kommen können (siehe Kasten unten «Entwicklung von Igel-Dummies»).
Einen enormen Schub erhalten Mähroboter mit
der Möglichkeit, sie nicht innerhalb eines mit Signaldraht abgesteckten
Terrains nach dem Zufallsprinzip mähen zu lassen, sondern sie
satellitengesteuert und programmiert über die Fläche fahren zu lassen. Das erhöht
die Flächenleistung sowie die Ökobilanz und verbessert das Schnittbild. Diese
Möglichkeiten bieten etwa die RTK-GPS-geführten Mähroboter vom belgischen
Hersteller Belrobotics. Beim Automower-Pionier Husqvarna sorgen die neuen
Modelle der «Ceora»-Baureihe für grossflächig wirksames Mähen auf Sport- und
Golfrasen oder in Parkanlagen.
Dank Satellitennavigation mit Epos (Exact Positioning Operating System) von Husqvarna müssen auch keine Signalkabel mehr verlegt werden. Auch andere Hersteller ermöglichen effiziente, zentimetergenaue Mährobotik ohne lästige Begrenzungsdrähte. Völlig autonom arbeitet etwa ein ausgesprochen flach gebauter Geräteträger vom niederländischen Hersteller Vector Maschines, der beispielsweise den Aufwuchs unter aufgeständerten Photovoltaik-Modulen in grossflächigen Solarparks kurzhalten kann. Nicht mehr am Markt vertreten ist das Schweizer Unternehmen Ronovatec mit seinem Grünpflege-Roboter «Rovimo».
Quelle: Spider
Der ferngesteuerte «Spider ILD 02» schafft saubere Verhältnisse am Strassenrand. Der Bediener steht sicher auf ebenem und festem Untergrund.
Planbare Routinen
Alle diese Maschinen – abgesehen von den
Mährobotern – sind weitaus kostspieliger als ihre Geschwistermodelle mit
Verbrennungsmotoren. Sie werden deswegen noch in sehr geringen Stückzahlen
verkauft, insbesondere in kommunale Hände. Basel, Genf und Zürich sind dabei
Vorzeigestädte. Aber die elektrischen Maschinen haben das Potenzial, die
Grünpflege auf extensiv bewirtschafteten Flächen gründlich zu verändern – und
nicht nur dort. Insbesondere an Orten wie Schulen, Spitälern, Hotels,
Friedhöfen oder Spielplätzen empfiehlt sich der Einsatz dieser geräuschlosen
und abgasfreien Maschinen.
Ein weiterer Vorteil: Die Mähzeiten können
flexibel gestaltet und beispielsweise in die frühen Morgen- oder späten
Abendstunden gelegt werden. Aber elektrische Kommunalfahrzeuge und
Arbeitsmaschinen sind auch abhängig von einer funktionierenden Ladeinfrastruktur
– und je zahlreicher sie angeschafft und eingesetzt werden, desto wichtiger
wird diese. Die Lademöglichkeiten sollten daher soweit möglich parallel zur
Anschaffung des rollenden Inventars angeschafft und erweitert werden.
Was dem Einsatz sehr förderlich ist, sind
wiederkehrende und planbare Routinearbeiten, deren Dauer, Strecken und
Nutzungsintensität bekannt sind. Spontane Ereignisse und unplanbare Arbeiten
wie unter anderem winterlicher Schneefall und Glättebekämpfung lassen sich
natürlich schwieriger mit Elektrofahrzeugen angehen. Aber gerade die immer
wiederkehrende Arbeit der Grünflächenpflege kann umwelt- und bürgerfreundlich
dargestellt werden, sofern man zunächst den höheren Mehrpreis gegenüber
Maschinen und Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren akzeptiert.
Über die gesamte Lebensdauer und mit
angepasstem Abschreibungsraum kann die elektrische Variante aber sogar
günstiger sein. Agrar- und Kommunalbetriebe mit eigenen Solarkraftwerken
bekommen mit elektrischen Pflegemaschinen ausserdem die Möglichkeit, ihren
Sonnenstrom sinnstiftend selbst zu verwenden. Die Landmaschinen-Hersteller
arbeiten zudem auch an Konzepten mit alternativen Kraftstoffen. Kurzfristig
bleibt jedoch neben Diesel nur Strom als eine verfügbare Alternative – und
Elektroantriebe werden den Verbrennungsmotoren auf absehbare Zeit nicht
vollständig den Stecker ziehen.
Quelle: Troels Pank
Die Forscherin Dr. Sophie Lund Rasmussen von der Universität Oxford entwickelt ein Testverfahren, mit dem Mähroboter auf ihr Gefährdungspotenzial für Igel geprüft werden können.
Entwicklung von Igel-Dummies
Quelle: Sophie Lund Rasmussen
Als zentrales Element des neuartigen Testverfahrens wurde ein Crash-Test-Dummy aus Kunststoff entwickelt. Sein Bauplan soll für den 3D-Druck veröffentlicht werden.
Forscher der Universität Oxford haben ein neues Testverfahren entwickelt, um zu prüfen, wie gefährlich Mähroboter für Igel sind. Sie hoffen, dass ihre Arbeit zu einer Zertifizierung «igelfreundlicher» Modelle führt, die Verbraucher zum Schutz dieser stark gefährdeten Tiere beschaffen und betreiben können.
Immer mehr Mähroboter arbeiten abgasfrei und nahezu lautlos
in privaten Gärten sowie öffentlichen Pärken und auf Sportplätzen – eine
bedrohliche Gefahr für die heimischen Igel. Schon vor drei Jahren
veröffentlichte ein Oxforder Forscherteam rund um die dänische
Wissenschaftlerin Dr. Sophie Lund Rasmussen (bekannt als Dr. Igel) die
Ergebnisse eines Experiments zum Gefahrenpotenzial von Mährobotern für die Igel.
Mithilfe von toten Tieren untersuchten sie, wie einzelne Robotermodelle
verschiedener Hersteller beim Kontakt mit den leblosen Körpern reagierten und
welches Verletzungspotenzial sich daraus ergab. Im Ergebnis erwies sich keine
der untersuchten Maschinen als völlig harmlos, aber die einzelnen Modelle
zeigten doch krasse Unterschiede – die Folgen einer Kollision reichten von harmlosen
Stupsern bis zu schweren Verletzungen durch die rotierenden Messer.
Mittlerweile haben Rasmussen und ihre Kollegen ein Testverfahren mit eigens entwickelten Igel-Attrappen erarbeitet. Damit lässt sich ermitteln, ob ein bestimmter Mähroboter imstande ist, eine Kollision mit den Tieren zu vermeiden oder welche Verletzungen er bei einer Kollision verursachen würde. Sophie Rasmussen erklärt: «Unser neues, standardisiertes Testverfahren wird den Schutz von Igeln deutlich verbessern, denn die Hersteller von Mährobotern können vor der Markteinführung neuer Modelle dafür sorgen, dass diese igelfreundlich sind.»
Die Dummies wurden auf Grundlage der ersten Forschungsarbeit
entwickelt, bestehen aus einem weichen Kunststoff und ahmen die Formgebung
eines Europäischen Igels nach. Die Forscher versuchen, das Design öffentlich
zugänglich für den 3D-Druck zu machen, so dass Hersteller von Mährobotern die
Dummies bei der Entwicklung igelfreundlicher Mähroboter verwenden können. Einen
Hauptschritt sieht Rasmussen in der Verbesserung der Sensoren, sodass die Tiere
erkannt werden und ein Kontakt vermieden wird. Die Entwicklung weiterer
Technologien wie etwa Kameraerkennung, so die Forscherin, könne dazu führen,
dass Tiere auf dem Rasen erkannt und umfahren werden.
Das Forschungs- und Entwicklungsvorhaben wird unter anderem von den Herstellern Stihl und Husqvarna unterstützt und finanziert. Dr. Stephan Meyer, R&D-Manager bei Stihl und ein Mitglied des Projektteams, sagt: «Die Forschungsergebnisse werden eine wissenschaftliche Grundlage für die Entwicklung eines Sicherheits-Standards zum Schutz von Igeln bilden.»
«Die genaue Anzahl der von Mährobotern verletzten oder getöteten Igel können wir schwer beurteilen», räumt Simon Steinemann vom Igelzentrum Zürich ein, das sich für erträgliche Lebensbedingungen der gefährdeten Tiere einsetzt. Aber immer mehr Tiere werden in Igelstationen oder bei Tierärzten mit verschiedenen Arten von Schnittverletzungen eingeliefert – vermutlich der dramatisch zunehmenden Anzahl an Mährobotern im grünen Bereich geschuldet. «In der Zwischenzeit können die Besitzer von Mährobotern vor deren Einsatz ihren Garten nach versteckten Igeln absuchen und die Maschinen nur bei Tageslicht laufen lassen, wenn die nachtaktiven Tiere sich irgendwo verstecken», ergänzt Simon Steinemann, «und beim Kauf sollten Gartenbesitzer beachten, dass Modelle mit feststehenden Messern gefährlicher sind als solche mit beweglichen Messern.» Schon dies kann helfen, die niedlichen und nützlichen Tiere vor Verletzungen durch die immer grösser werdende Zahl an Mährobotern zu schützen. (jz)