Kommunalfahrzeug mieten statt kaufen: Her mit der neusten Karre
Schnelllebigkeit ist heute der Normalzustand. Das beeinflusst auch die Bedürfnisse und das Beschaffungsverhalten von Gemeinden. Mit dem Aufkommen alternativer Finanzierungsmöglichkeiten stellt sich plötzlich die Frage: Wieso ein teures Kommunalfahrzeug beschaffen, wenn man es mieten und nach wenigen Jahren durch ein moderneres ersetzen kann?
Quelle: Nadine Siegle
Ist das die richtige Maschine? Mit dem Entscheid für die Art des Fahrzeugs ist es noch nicht getan. Auch Überlegungen zur Art der Finanzierung lohnen sich. (Symbolbild von der Suisse Public 2017)
Nicht nur eins, sondern gleich zwei neue Kommunalfahrzeuge mussten letztes Jahr in Buchs im St. Galler Rheintal angeschafft werden. In der Stadt mit etwas über 12 400 Einwohnern benötigten sowohl die Schule als auch der Werkhof maschinelle Unterstützung. «Wir wollten zwei Geräteträger kaufen, die wir vor allem zum Kehren verwenden können. Ursprünglich war die Idee, die Aufbauten unter den beiden Maschinen jeweils auszutauschen», erklärt Werkhofleiter Beat Cerny.
Unterschiedliche Bedürfnisse
Nachdem verschiedene Anbieter vor Ort ihre Fahrzeuge und Optionen präsentiert hatten, zeigte sich aber, dass die Schule und der Werkhof unterschiedlich grosse Fahrzeuge brauchten und der flexible Austausch von Anbaugeräten dadurch wohl wegfallen würde. Und so stand plötzlich eine weitere Option im Raum: die Langzeit-Miete.
Das Angebot kam von der Hako Schweiz AG, einem der fünf Anbieter, welche die Buchser Arbeitsgruppe Fahrzeuge zur Präsentation eingeladen hatte. Da wurde man neugierig. Ein Fahrzeug mieten, statt hohe Investitionskosten zu tätigen, warum nicht?
Zwei Arten der Finanzierung
Mit drei Offerten unterschiedlicher Anbieter ging Cerny schliesslich in den Stadtrat. Mit dem Angebot von Hako unterbreitete er den Entscheidungsträgern zudem die Wahlmöglichkeit: Kauf oder Miete. Für den Geräteträger des Werkhofs empfahl die entsprechende Arbeitsgruppe dem Stadtrat die Mietoption.
«In Sachen Bedienerfreundlichkeit haben uns die Fahrzeuge von Hako überzeugt. Zudem war es das günstigste Angebot», erklärt Cerny. Zu diesem Schluss kam auch der Stadtrat: Er folgte der Empfehlung der Arbeitsgruppe und entschied sich für zwei verschiedene Geräteträger aus Hakos Citymaster-Serie.
Das kleinere Fahrzeug für die Schule, der Citymaster 600, wurde gekauft, der grössere Citymaster 1600 vorerst auf fünf Jahre gemietet. Auch die Anbaugeräte wie Schneepflug, Streuer oder Wischaufbau wurden beim grösseren dazu gemietet.
Jederzeit einsatzbereit
In Buchs hat man sich aber nicht bloss für die Miete entschieden, weil das Unbekannte einen besonderen Reiz hatte. Cerny und seine Kollegen haben die Mietoption und den Kauf im Detail gegeneinander abgewogen. So hat sich auch gezeigt, dass die Miete für den grösseren Geräteträger mehr Sinn macht, für den kleineren jedoch nicht.
«Für uns waren vor allem zwei Kriterien entscheidend: der Fullservice und die Flexibilität der Miete», fasst Cerny zusammen. Der Vollwartungsvertrag verspricht dem Mieter ein stets einsatzbereites Fahrzeug. Dabei garantiert der Anbieter, die gemietete Maschine inklusive Anbaugeräte im Schadenfall innert 24 Stunden zu reparieren oder eine Ersatzmaschine bereitzustellen. In der Regel sind lediglich mutwillige Beschädigung oder Schäden aufgrund von unsachgemässem Gebrauch ausgeschlossen.
Tanken muss jeder selbst
«Wir haben die geplanten Einsatzstunden der beiden Fahrzeuge verglichen», erklärt Cerny. Der kleinere Geräteträger der Schule wird rund 300 Stunden pro Jahr im Einsatz sein, der grössere etwa 800 Stunden. Für letztere Einsatzintensität schien die Fullservice-Option für den Werkhof attraktiv.
«Mit dem vollen Servicepaket müssen wir das Fahrzeug einzig noch selber tanken. Alles andere ist inklusive.» Auch Pneus und andere Verschleissteile werden ersetzt – ein wichtiges Entscheidungskriterium für Buchs: «Wir kennen die Unterhaltskoten unserer Fahrzeuge. Die Miete mit Fullservice machte für uns deshalb beim Fahrzeug, das viel im Einsatz sein wird, durchaus Sinn.»
Unterhaltsintensität spielt eine grosse Rolle
Bei der Abwägung, ob man ein Fahrzeug mieten oder doch lieber kaufen will, sollten verschiedene Faktoren einkalkuliert werden: «Die geplanten Einsatzstunden des jeweiligen Fahrzeugs sind genauso relevant wie die Topografie oder die Frage, ob Verschleissmaterial dabei ist oder nicht», erklärt Thomas Brunner, Verkäufer im Aussendienst bei Hako Schweiz und zuständig für die Ostschweiz.
In Buchs waren vor allem die Kehrarbeiten und der damit verbundene Verschleiss ein Thema: «Die Wischerei ist sehr unterhaltsintensiv. Sie war es vor allem, die uns zur Miete bewogen hat», erklärt Cerny. Denn der Winterdienst sei vergleichsweise nicht allzu aufwendig. «Die Geräteträger sind seit letztem November im Einsatz. Seither mussten wir nur zweimal Schnee räumen.»
Herumliegende Anbaugeräte
Dennoch kann die Miete gerade auch im Zusammenhang mit Anbaugeräten wie Schneepflügen, die jeweils über längere Zeit nicht in Gebrauch sind, Sinn machen. Bei solchen Gerätschaften weiss man häufig nicht, in welchem Zustand sie gerade sind, nachdem sie lange in der Ecke standen. Hier gewährleiste das Fullservice-Angebot, dass die Gerätschaften auch wirklich einsatzbereit sind, wenn man sie braucht, betont Thomas Brunner.
Quelle: zvg
Der Citymaster 1600 von Hako hat bereits eine Wintersaison in Buchs hinter sich.
Bedürfnisse verändern sich
Als weiteres wichtiges Entscheidkriterium nennt Cerny die Flexibilität der Miete. Er spricht damit die Möglichkeit an, nach Ablauf des fünfjährigen Vertrags von diesem zurückzutreten und das Fahrzeug zurückzugeben oder die Miete nötigenfalls mit einem anderen Gerät oder Fahrzeugtyp weiterzuführen.
Diese Option erlaubt es, auf veränderte Bedürfnisse in der Gemeinde zu reagieren. Es wäre etwa denkbar, dass das Fahrzeug doch nicht so häufig in Gebrauch ist, wie ursprünglich gedacht. Oder dass man entgegen den Erwartungen eine kleinere oder vielleicht sogar eine noch grössere Maschine braucht.
Neue Einsatzbereiche
«Die Flexibilität ist auch vorteilhaft, wenn man einen Einsatzbereich bislang beispielsweise ausgelagert hat und diesen nun als Werkhof erstmals selber übernimmt. Oder wenn man das Gebiet testweise erweitert, ohne zu wissen, ob man die Einsätze auch langfristig so gestalten wird», erklärt Thomas Brunner. So könne man den neuen Arbeitsbereich oder die Arbeitsweise erst einmal ein paar Jahre testen, ohne dass man gleich ein teures eigenes Gerät anschaffen muss.
«Die Tendenz geht heute dahin, dass Gemeinden immer mehr Aufgaben zugeteilt erhalten. Und das Einsatzgebiet kann sich etwa bei einer Fusion plötzlich verändern», sagt auch Karl Fleischmann, Sales Director Wash Systems und Municipal bei Kärcher Schweiz. Das Reinigungstechnik-Unternehmen hat mit «Kärcher Rent» ebenfalls Mietlösungen im Sortiment. Bei Geräteträgern sind die Mieter zudem besonders flexibel: Im Laufe des Mietvertrags können auch noch andere Anbaugeräte dazu gemietet werden, wenn sich die Bedürfnisse verändern, betont Fleischmann.
Mit dem Fortschritt mithalten
Weiter hat der Mieter nach Ablauf des Vertrags die Möglichkeit, ein neues, moderneres Fahrzeug zu wählen. Diese Option ist insbesondere mit Blick auf den rasanten Fortschritt der Technologie interessant: «Die Entwicklungen gehen heute sehr schnell. Vor sechs bis sieben Jahren hatten die Fahrzeuge standardmässig noch keine Partikelfilter eingebaut und heute spricht man über Elektroantriebe», gibt Brunner zu bedenken.