16:18 KOMMUNAL

Klimapolitik muss transparent sein, um Zustimmung zu finden

Teaserbild-Quelle: Remeo Walser wikimedia CC BY-SA 4.0

Wer die Klimaerwärmung als dringendes Problem wahrnimmt, befürwortet zwar ehrgeizige Klimaziele stärker – nicht aber konkrete politische Massnahmen, die persönliche Verhaltensänderungen erfordern. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Universität Bern. Einschneidende Massnahmen werden eher mitgetragen, wenn ihre Bedeutung für den Klimaschutz verstanden wird.

Rhonegletscher im September 2018

Quelle: Remeo Walser wikimedia CC BY-SA 4.0

Am Rhonegletscher zeigen sich die Auswirkungen der wärmeren Temperaturen besonders deutlich. (Die Aufnahme stammt von 2018.)

An Wissen über Ursachen und Folgen des Klimawandels fehle es nicht, doch mit dem Handeln tun sich Politik, Wirtschaft, aber auch die Bevölkerung schwer, heisst es in der Medienmitteilung der Universität Bern. Damit, wie sich die ändern lässt haben sich Lukas Fesenfeld, Politologe am Oeschger-Zentrum für Klimaforschung der Universität Bern, und Adrian Rinscheid von der Universität St. Gallen im Rahmen einer Studie und damit verbunden mit einer grossangelegten Umfrage befasst.

Die Studie, bei der sie als Koautoren mitarbeiteten, basiert auf einer Umfrage bei rund 10'000 Wählerinnen und Wählern in Deutschland und den USA. Sie zeigte unter anderem, dass 80 Prozent der deutschen und 64 Prozent der amerikanischen Befragten der Meinung sind, dass der Klimawandel bereits heute ein ernsthaftes Problem ist und künftige Generationen davon betroffen sind. Für die Auswirkungen auf ihr eigenes Leben machen sie sich allerdings weniger Sorgen.

Transparenz in der Klimapolitik

Die zwei Politologen gelangten zum Schluss, dass Menschen, die den Klimawandel als dringendes Problem erachten, ehrgeizige Klimaschutzmassnahmen stärker befürworten. Allerdings hat die wahrgenommene Dringlichkeit keinen Einfluss auf die Zustimmung zu Massnahmen, die auf persönliche Verhaltensänderungen abzielen; zum Beispiel weniger Fleisch zu essen oder Auto zu fahren. Dies können Regierungen laut Fesenfeld und Rinscheid ändern, indem sie eine offene und transparente Klimapolitik betreiben Auch die Verknüpfung abstrakter Informationen über die Dringlichkeit des Klimawandels mit persönlichen Erlebnissen von Extremwetterereignissen könnte die Zustimmung erhöhen.

Bürgerinnen und Bürger stehen gemäss den zwei Wissenschaftlern effektiver Klimapolitik nicht grundsätzlich im Weg: Die Befragung zeigte auch, dass das Bewusstsein der Dringlichkeit mit einer grösseren Unterstützung allgemeiner Klimaziele einhergeht. Denn obwohl die Zustimmung  sinkt, wenn Veränderungen am persönlichen Lebensstil gefordert sind, verfügt die Politik laut Fesenfel und Rinscheid über einen entsprechenden Handlungsspielraum. Die Studie zeige, dass bei den Befragten die Bereitschaft wächst, einschneidende Massnahmen mitzutragen, wenn sie ihre Bedeutung verstehen und konkret erklärt wird, warum sie notwendig sind.

Zusammenhänge darstellen und begründen

„Werden die Zusammenhänge richtig dargestellt und begründet, zum Beispiel warum die Reduktion des Fleischkonsums ein sehr effektives Instrument ist, um besonders klimaschädliche Methanemissionen zu reduzieren, wächst die Zustimmung sogar für Massnahmen, die persönliche Verhaltensänderungen nötig machen oder für die Einzelnen mit Kosten verbunden sind“, sagt Lukas Fesenfeld. Es gehe nicht darum, die zeitliche Dringlichkeit des Klimawandels hervorzuheben. Es müsse auch betont werden, warum bestimmte zeitkritische Lösungen besonders effektiv sind, um der Klimakrise entgegenzuwirken.

„Wir hatten den Eindruck, dass Politiker eine ehrgeizige Klimapolitik scheuen, weil sie sich vor negativen Reaktionen der Bevölkerung fürchten“, so Rinscheid. „Zudem ist in der Klimakommunikation heute viel davon die Rede, es müsse die Dringlichkeit des Klimawandels und von Klimaschutzmassnahmen betont werden. Aus diesem Grund beschlossen wir herauszufinden, wie sich die wahrgenommene Dringlichkeit auf die Unterstützung der Klimapolitik auswirkt.“ (mgt/mai)

Internettipp: Interview mit Lukas Fesenfeld im Online-Magazin der Universität Bern

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