In St.Gallen fahren die Bohrer auf
Rund 100 Sattelschlepper befördern die Bohranlage gegenwärtig von Celle in Norddeutschland in die Ostschweiz. In Celle hat die Firma ITAG Tiefbohr GmbH ihren Sitz. Das Unternehmen bohrt in St. Gallen im Auftrag der Stadt, wie Stadtrat Fredy Brunner sagte.
Erfolgreiche Bergbau-Experten
Das Unternehmen bohrte bis heute für 14 Erdwärme-Projekte in Deutschland. Bei all diesen Vorhaben konnte so viel heisses Wasser gefördert werden, dass es für den Betrieb eines Fernwärmenetzes genügte; für die Produktion von Strom reichte die Erdwärme aber nicht jedesmal aus. Für das Projekt in St.Gallen stimmen seismische Messungen die Verantwortlichen zuversichtlich. Ziel ist es, pro Sekunde 50 Liter 140 bis 150 Grad heisses Wasser zu fördern. Dann sind der Betrieb eines Fernwärmenetzes und die Produktion von Strom möglich.
60-Meter-Bohrturm
Der Bohrturm, der im Sittertobel aufgebaut wird, wird knapp 60 Meter hoch sein. Für die Bohrung der ersten Leitung rechnen die Spezialisten mit rund 100 Tagen. Danach werden Pumptests gemacht. Anfang Juli sollte Klarheit bestehen, ob heisses Wasser in benötigter Menge und Temperatur an die Oberfläche gepumpt werden kann. Im Erfolgsfall werden die Bohrrohre später automatisch zu Produktionsleitungen. Für den Fall eines Scheiterns hat die Swissgrid eine Bohrlochrisiko-Garantie von 24 Millionen Franken gesprochen.
160-Millionen-Projekt
Ursprünglich sollte Ende 2011 mit den Bohrungen begonnen werden. Wegen Einsprachen gegen die Ausschreibung des Bohrauftrags und weil der Bohrturm nicht frei war, gab es Verzögerungen.
Wenn alles klappt, sollen mittelfristig bis zur Hälfte der Gebäude in der Stadt St. Gallen umweltfreundlich mit Geothermie geheizt werden. Die Tiefenbohrungen und der Bau des Kraftwerks kosten 76 Millionen, der Ausbau des Fernwärmenetzes 83 Millionen Franken. Die Stimbürger sagten 2010 deutlich Ja zu einem 159- Millionen-Kredit. (sda/mrm)