Im Lockdown nimmt der Siedlungsmüll zu
Während Lockdowns quellen die Mülleimer über und das Altapapier türmt sich. Wird in der Pandemie mehr Müll produziert, als dies vor dem Ausbruch des Coronavirus der Fall war? Eine internationale Studie, an der sich insgesamt 23 Länder beteiligten, bestätigt dies.
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Abfallkübel quellen im Lockdown eher über.
Wie Studienkoordinator Walter Leal erklärt, wurde für die Studie der Konsumverbrauch und das Abfallaufkommen seit der Covid-19-Pandemie analysiert. Leal ist Leiter des Forschungs- und Transferzentrum „Nachhaltigkeit und Klimafolgenmanagement" an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg.
So stellten Leal und sein Team fest, dass die Lockdowns insgesamt
zu einem höheren Konsum von verpackten Produkten und von Essen zum Mitnehmen
führten. So gaben 45 bis 48 Prozent der Befragten unter anderem an, dass sie verstärkt
verpackte aber auch frische Lebensmittel konsumiert haben, die sich auch
vermehrt nach Hause liefern liessen „Die Pandemie verursacht also deutliche
Änderungen im Verhalten der Verbraucher“, bilanziert Leal.
Starke Zunahme bei Lebensmittelabfällen und Plastikverpackungen
Einer der Hauptgründe für das erhöhte Abfallaufkommen während der Abriegelung – in Deutschland beläuft es sich üblicherweise im Schnitt auf 457 Kilogramm pro Kopf – ortet Leal in der Tatsache, dass die Menschen mehr Zeit zu Hause verbringen. Lebensmittelabfälle und Plastikverpackungen nahmen zwischen 43 und 53 Prozent zu, wie Vergleiche über die Menge an vor und während der Pandemie produziertem Hausmüll verdeutlichen. Dies wiederum ist ein Hinweis darauf, dass spezifische Arten von Siedlungsabfällen zugenommen haben. „Das übt einen zusätzlichen Druck auf die Abfallwirtschaftssysteme aus und ist ein indirekter Effekt der Covid-19-Pandemie“, so Leal.
Verbauchsmuster in Notfallsituationen
Die Ergebnisse der Studie können laut Leal Stadtverwaltungen und Stadtwerken nützliche Erkenntnisse über Verbrauchsmuster in Notfallsituationen liefern: „Dadurch können schneller systemische und strategische Massnahmen ergriffen werden, um die Auswirkungen zukünftiger Pandemien besser einzuschätzen und einzudämmen.“
An der Untersuchung hatten sich folgende Länder beteiligt: Portugal, Italien, Deutschland, Brasilien, Estland, USA, Australien, Kanada, Singapur, England, Dänemark, Spanien, Polen, Finnland, Bangladesch, Argentinien, Chile, Irland, Neuseeland, Japan, Malaysia, Indonesien und Vietnam. (mai/mgt)