Grünpflege: In Winterthur sind Schafe auch Gärtnerinnen und Gärtner
Die Stadt Winterthur will die Artenvielalt fördern und gleichzeitig die Landschaft pflegen: Künftig sollen auf den städtischen Grünflächen Schafe weiden. Geplant seien vorerst kurze Beweidungen auf den Arealen des Schulhauses Gutschick und des Friedhofs Rosenberg, teilt die Stadt mit.
Quelle: Michael Wiesner/Stadtgrün
Das Skuddenschaf ist eine der beiden Rassen, die in Winterthur zum Einsatz kommen.
Wo Schafe Gräser und Kräuter fressen, tragen sie dazu bei, dass bestimmte Pflanzen kurz gehalten werden, was es wiederum anderen Gewächsen ermöglicht, zu gedeihen und sich zu verbreiten. Weil die Tiere nicht alles fressen, entsteht im Laufe der Zeit auf einer vergleichsweise kleinen Fläche ein Mosaik unterschiedlicher Lebensräume. Letzteres wiederum erhöht die Artenvielfalt. Darüber hinaus verbreiteten Schafe über ihre Wolle und ihren Kot zahlreiche Pflanzensamen, heisst es weiter in der Medienmitteilung. Auch Insekten und Vögel profitierten von extensiven Schafweiden, da diese stellenweise kurzrasig sind und somit ideale Bedingungen für die Nahrungssuche böten.
Erste Erfahrungen mit der tierischen Landschaftspflege sind bereits gesammelt worden: Auf den Wiesenflächen im Areal der Abwasserreinigungsanlage Hard haben Schafbeweidungen laut Stadt bereits positive Effekte auf die Pflanzenvielfalt gezeigt.
Schafe weiden nur zwei bis drei Wochen am selben Ort
Um den Einfluss von Schafbeweidungen auf die Biodiversität von Grünflächen im Siedlungsraum zu untersuchen, hat Stadtgrün Winterthur Eva Laportella und Reto Meier vom Kulturhof Winterthur nun mit extensiven Beweidungen dreier städtischer Areale beauftragt.
Dieser Tage hat der Wülflinger Landwirtschafsbetrieb mit der Beweidung der Umgebung der BMX-Piste in Dättnau begonnen. Im Herbst ist das Schulhausareal Gutschick an der Reihe und im letzten Quartal des Jahres ungenutzte Grabfelder im Friedhof Rosenberg. Um eine schädliche Überweidung mit Artenschwund zu verhindern, blieben die kleinen Schafherden – je nach Grösse der Weidefläche – nur gerade zwei bis drei Wochen am gleichen Ort, so die Stadt.
Als Gärtnerinnen und Gärtner betätigen sich zwei Pro-Specie-Rara-Rassen: das Skuddenschaf und das Bünder Oberländer Schaf. Sie gehören zu den robusten und anpassungsfähigen Schafrassen und eignen sich «hervorragend» für die Landschaftspflege, wie die Stadt mitteilt. Das Bündner Oberländer Schaf geht auf des schon in der Steinzeit verbreiteten Torfschafs zurück. Und die kleinen und leichten Skudden sind eine urtümliche, den Wildschafen ähnliche Rasse, die als Nachfahren der keltischen Schafe gelten.
Quelle: Michael Wiesner/Stadtgrün
Skudde-Schafe beim Weiden oder vielmehr beim Arbeiten im Quartier Dättnau in Winterthur.