Glaubwürdig kommunizieren heisst reüssieren
Darf ein Politiker lügen? Wie kommuniziert man in einem Abstimmungskampf? Und wie begegnet man Unterstellungen politischer Gegner? Am 4. Luzerner Management Forum für die öffentliche Verwaltung wurde nach Antworten auf die Frage gesucht, wie man in Zeiten von Fake News und sozialen Medien als Behörde Vertrauen schafft.
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Der ehemalige US-Präsident Barack Obama hatte Erfolg, weil er ein guter Kommunikator war. Die Wahrheit hat aber auch er nicht immer erzählt.
Die Digitalisierung krempelt unser Leben gerade in riesigen Schritten um. Nebst der Veränderung der Arbeitsweisen und -prozesse durch E-Government, stellt sich für die Gemeinden vor allem eine Herausforderung: Wie kommuniziert man in dieser virtuellen aber doch sehr realen Welt – sowohl mit dem Bürger als auch intern?
Es ist kein Zufall, dass sich nebst der Ostschweizer Gemeindetagung (siehe «Soziale Medien – muss das wirklich sein?») auch das Luzerner Management Forum mit dieser Frage beschäftigt. Konkret stand die ausgebuchte Veranstaltung der Hochschule Luzern (HSLU) und des Basler Beratungsunternehmens Business Consulting Partner AG (BCP) unter dem Motto «Glaubwürdig sein und Vertrauen schaffen. Dialog und Kommunikation in Zeiten von Twitter, Facebook & Co.».
Deutungshoheit erlangen
Jemand, der sich bestens dafür eignet, den Kantons- und Gemeindevertretern etwas über zeitgemässe politische Kommunikation zu erzählen, ist die 26-jährige Flavia Kleiner, Co-Präsidentin und mediales Gesicht der Operation Libero. Immerhin hat die, laut Eigenangabe, «politische Bewegung, die sich für eine weltoffene und zukunftsgewandte Schweiz einsetzt», mit ihrem Engagement in den sozialen Medien massgeblich dazu beigetragen, dass die SVP-Durchsetzungsinitiative (DSI) im Februar 2016 wuchtig verworfen wurde.
Die Stimmbeteiligung erreichte mit 63 Prozent den höchsten Stand seit der Abstimmung über den EWR-Beitritt 1992 und die laut Vox-Analyse «ungewöhnlich hohe Mobilisierung der jungen Stimmbürger» (50 Prozent Beteiligung in der Kategorie der 18- bis 29-Jährigen) lässt den Schluss zu, dass der massive Einsatz von Operation Libero Früchte trug.
Kleiner stellt sich immer wieder die Leitfrage «wie kann man die komplexen Dinge, mit denen sich Politik und Verwaltung befassen, so herunterbrechen, dass sie jeder versteht?». Manchmal muss sie nach den Antworten gar nicht suchen, sondern sie gelangen zu ihr. So habe sie im Abstimmungskampf zur DSI einmal zwei Frauen diskutieren gehört, die sich daran störten, dass der Richter nach Annahme der Initiative nur noch ein Automat wäre. Das Argument übernahm Kleiner und so wurde sie etwa kurz darauf in der Zeitung «20 Minuten» zitiert: «Der Richter als Automat? So etwas gibt es sonst nur in der Scharia.»