07:46 KOMMUNAL

Giessen mit Kommunal-Geräteträgern: Wasser marsch im Stadtgrün

Geschrieben von: Joachim Zeitner (jz)
Teaserbild-Quelle: Eco Technologies

Bereits mit simpler Fahrzeug- und Giesstechnik kann man in Grünanlagen giessen, wässern und beregnen. Richtig wirtschaftlich machen es aber erst die richtige Fahrzeugtechnik und moderne Systeme, die lange Streckenfahrten und grossflächige Einsätze ermöglichen.

Giessen Geräteträger Aebi Schmidt

Quelle: Aebi Schmidt

Der kompakte, knickgelenkte Geräteträger «Flexigo 150» von Aebi Schmidt, hier mit einem Giessarm vom deutschen Hersteller Fiedler.

Viele Gemeindeschaffende erinnern sich noch deutlich an den Sommer 2022, als viele Regionen Europas und die Schweiz von der schlimmsten Dürre seit Hunderten von Jahren heimgesucht wurde. Nach den Regenfällen der vergangenen Monate haben sich damals nahezu ausgetrocknete Seen und Flüsse wieder gefüllt. Doch weiter droht die Gefahr einer neuen Dürre – und die Schweiz verfügt zwar über grosse Wasservorräte, aber niemand hierzulande weiss zuverlässig, wann und wo das Wasser trotzdem knapp werden könnte. Immerhin wird gegenwärtig vom Bundesamt für Umwelt (Bafu) und Meteo Schweiz ein Warnsystem für Trockenheit aufgebaut, das flächendeckende Informationen zum aktuellen Stand sowie Vorhersagen zur Trockenheit liefern soll.

Die Lancierung ist für Anfang 2025 vorgesehen – zunächst als ein erstes Basissystem, das danach gemäss den Nutzerbedürfnissen laufend ausgebaut werden soll. Es wird ein spezifisches web-basiertes Trockenheits-Informationsportal geben (www.trockenheit.admin.ch), wo relevante Informationen zur aktuellen Lage, aber auch Vergleiche mit anderen Jahren oder längeren Zeitperioden pro Region zugänglich sein werden. Erfasst werden zentrale Grössen wie Niederschlag, Abfluss / Seepegel, Schnee, Grundwasser, Vegetationszustand und Bodenfeuchte. Auch wird es, wenn es die Lage erfordert, ein detailliertes Trockenheits-Bulletin geben. Zusätzlich wird es offizielle «Frühwarnungen» geben, welche dann auch auf naturgefahren.ch sowie auf der Meteoschweiz App und Webseite publiziert werden.

Schon jetzt stellen die aussergewöhnlich trockenen Sommer die Kommunen vor besondere Herausforderungen, was den Erhalt der Pflanzenwelt betrifft – und was ein gesundes Klima in den hoch verdichteten Städten und Gemeinden betrifft. Gleichzeitig können Grünflächen und Gewässer, die sogenannten blaugrünen Infrastrukturen, in Kommunen dabei helfen, mit Wasser besser zu haushalten und die Strassen und Plätze zu kühlen. Das Trockenheits-Frühwarnsystem kann den Kommunen dabei helfen, ihre blau-grüne Infrastruktur frühzeitig auf solche drohenden Trockenperioden einzustellen. 

Giessen Geräteträger Eco Technologies

Quelle: Eco Technologies

Eco Technologies rüstet Kommunal-Geräteträger sowie Kompakt- und Schmalspurtraktoren mit präzise steuerbaren Giessanlagen aus.

Aber das hierfür erforderliche Wasser muss auch zu den Pflanzen gelangen, um seine vitale Wirkung zu entfalten. Fahrzeug- und Aufbautechnik zum Giessen und Bewässern kann dabei helfen. Viele Grünpflegeprofis giessen indessen heute noch Bepflanzungen, Strassenbäume und Blumenkübel im städtischen Raum nach klassischer Manier von Hand. Die hierfür notwendige Grundausrüstung ist preisgünstig verfügbar, schnell beisammen und passt auf nahezu jeden üblichen Pritschenwagen: ein ausreichend grosser Wasserbehälter mit elektrisch betriebener Wasserpumpe, eine Haspel mit Schlauch und Pistole – das Ganze gibt es schon fix und fertig auf praktischen Wechselrahmen montiert –, und schon können sie Frischwasser aufnehmen und losfahren. 

Passende Giesssysteme – üblicherweise verwendet man Niederdrucksysteme – bekommt man für kleine Transporter oder leichte und mittelgrosse LKWs. An die Grundfahrzeuge werden ausser genügend Platz und Zuladung hinten auf der Ladefläche keine allzu grossen Ansprüche gestellt. Sie müssen noch nicht einmal eigene Bordhydraulik haben. Viele Giesssysteme werden nämlich einfach an den Fahrzeug-Bordstrom angeschlossen oder können mit eigenen Benzinmotoren sogar völlig unabhängig vom Trägerfahrzeug betrieben werden. Mit einem beliebigen Transporter plus Zubehör kann also ein Zweierteam effektiv die Pflanzen und Grünanlagen in seinem Revier bewässern. Oftmals erledigen die Giesstrupps dies noch in klassischer Arbeitsteilung: Einer von ihnen sitzt im Trägerfahrzeug und raucht, der andere läuft nebenher und giesst. 

Viele moderne Giesssysteme sind jedoch deutlich bequemer, wirtschaftlicher und vielseitiger verwendbar. Oftmals muss überhaupt kein Begleitmann mehr mitkommen. Das Wasser wird vielmehr über einen Giessarm an der Fahrzeugfront verteilt. Der Fahrer steuert ihn allein von der Kabine aus. Solche Systeme sind in elektrischer und hydraulischer Ausführung verfügbar und natürlich etwas kostspieliger als die einfache Lösung mit Wasserbehälter und Pumpe, Schlauch und Sprühpistole.

Aber sie machen sich schnell bezahlt, denn sie sparen Arbeitszeit und Personalkosten – genau genommen wird die zweite Einsatzkraft vollständig ersetzt – und machen das Giessen nebenbei auch sicherer. Beim Stop-and-go-Giessen von Bäumen und Blumenkübeln etwa muss der Fahrer nicht jedes Mal aussteigen und den gefährlichen Verkehrsraum betreten. Bei kontinuierlichen Giessfahrten wiederum kann er gleichzeitig fahren und lenken, den Giessarm bewegen und auch noch die abgegebene Wassermenge regulieren. Giesssysteme mit proportional gesteuertem Giessarm erlauben dabei sehr feinfühlige Bewegungen.

Giessen und Reinigen 

Für reine Giessaufgaben genügen Niederdrucksysteme, die mit Betriebsdrücken von etwa sechs bar arbeiten. Einzelne Systeme erzeugen aber auch einen höheren Betriebsüberdruck. So lässt sich das Verhältnis aus Wasserdruck und Durchflussmenge genau dem Einsatzzweck anpassen. Neben dem Giessen von Bäumen und Bepflanzungen sind damit auch leichte Reinigungsarbeiten möglich. Zum Giessen wählt man einen niedrigen Druck und eine hohe Durchflussmenge, zum Waschen ein umgekehrtes Verhältnis. So können beispielsweise leicht verschmutzte Parkbänke, Wartehäuschen und anderes Stadtmobiliar gesäubert werden. 

Hartnäckigen Schmutz entfernen jedoch nur die harten Wasserstrahlen aus Hochdrucksystemen. Nur deren Pumpen bringen den notwendigen Betriebsüberdruck von 180 bar und mehr. Aber die meisten Hochdruckpumpen liefern wiederum keine grossen Wassermengen. Giessen und Waschen gelingt also mit derselben Pumpentechnik, Giessen und Hochdruckreinigen oder Schwemmen jedoch meistens nicht. Eine praktikable Lösung des Dilemmas sind Kombisysteme mit zwei Pumpen, einer Hochdruck- und einer Niederdruckpumpe für die jeweilige Anwendung. 

Technik und Angebot 

Einige Hersteller von Anbaugeräten liefern komplette Ausrüstungen zum Giessen und Wässern, Schwemmen und Hochdruckreinigen sowie mit Wasserbehältern von rund 1000 bis 10'000 Litern Fassungsvermögen. Ihre Giesssysteme können teilweise auch für andere Anwendungen verwendet werden. Zu den häufig genannten Marken gehören Eco Technologies aus Österreich sowie Fiedler und Reinex aus Deutschland, aber auch die deutschen Hersteller Bertsche, Hummel und Kugelmann. 

Die Hersteller und die schweizerischen Vertriebspartner von Kommunal-Geräteträgern – darunter Aebi Schmidt, Boschung, Daimler (Unimog), Hako (Citymaster, Multicar), Hansa Maschinenbau, Holder, Jungo, Kärcher, Ladog, Reform (Boki, Muli) und Victor Meili arbeiten teilweise in enger Kooperation mit diesen Lieferanten von Hochdruck- oder Niederdrucksystemen zusammen. Aber sie bieten deren Zusatzausrüstungen nicht exklusiv an, sondern lassen auch die Mitbewerber zu und führen teilweise deren Systeme in ihren Preislisten, um einen Kostenvergleich zu ermöglichen. Betreiber von Fahrzeugflotten können also eine Aufbaumarke nach Wunsch bestellen und richten sich dabei insbesondere nach der bereits im Betrieb vorhandenen Fahrzeug- und Aufbautechnik. 

Giessen Geräteträger Reform

Quelle: Reform

Der Kommunal-Geräteträger «Boki H140» von den Reform-Werken mit einer Kombi-Anlage von Reinex – hier mit dem beweglichen Frontanbau-Giessarm.

Geräteträger auslasten 

Warum aber sollte man sich mit Giess- und Reinigungstechnik für die relativ kostspieligen Kommunal-Geräteträger befassen? Ganz einfach, weil diese Fahrzeuge vielfach ohnehin im Fuhrpark vorhanden sind, um im Winter die Räum- und Streuroutinen zu fahren. Zudem gehören die Fahrzeuge der meisten genannten Hersteller zu den sogenannten Schmalspur-Geräteträgern, die – vielfach mit Vorder- und Hinterradlenkung sowie mit Hundeganglenkung – sich wendig auf den engen Strassen in vielen Städten und Gemeinden bewegen und beim Giesseinsatz sehr nahe ans Objekt herankommen. 

Verglichen mit ihrer kompakten Bauweise bieten sie zudem beträchtliche Nutzlasten zum Befördern grosser Wassermengen – und gleichzeitig eine hohe Stabilität und Resistenz gegen Aufschaukeln bei Schnellfahrt und seitliches Kippen bei Lenkmanövern. Die Bordhydraulik ermöglicht den Betrieb leistungsfähiger Hochdruck- und Niederdruckpumpen für alle erdenklichen Anwendungen von Wasser im Stadtgebiet. Zudem geht es immer darum, für die – in den meisten Monaten des Jahres nicht mit Winterdienst beschäftigten – Geräteträger einen Zusatznutzen zu generieren. Im Sommerbetrieb bietet sich hier der Wechseleinsatz in der Grünflächenpflege und eben beim Giessen und Bewässern von Stadtgrün mit Niederdruck-Systemen an, genauso wie bei der Strassen- und Objektreinigung mit Hochdruck-Systemen und Schwemmbalken oder Hochdrucklanze.

Giessen Geräteträger Reform

Quelle: Reform

Einen leistungsfähigen Langstreckenläufer bieten die Reform-Werke mit dem «Muli T10X HybridShift», hier bei einem Einsatz mit dem Schwemmbalken.

Geschrieben von

Freier Mitarbeiter für das Baublatt.

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