Ehre für Gemeindearbeiter
Vor Kurzem wurde in der Mitte des Luzerner Kreuzstutzkreisel die Statue eines Gemeindearbeiters eingeweiht. Der auf diese ungewöhnliche Weise verewigte Heinz Gilli kennt viele von denen, die zu seinen steinernen Füssen vorbeilaufen oder auf den Bus warten. 3,5 Meter hoch und gut 3 Tonnen schwer ist das Kunstwerk.
Der heute 73-Jährige arbeitete während fünfzehn Jahren als Strassenwischer im Quartier Babel (Basel-/Bernstrasse). Auch nach seiner Pensionierung bestand Gillis liebste Beschäftigung darin, täglich den tosenden Verkehr im Quartier zu beobachten.
Seit zwei Jahren wohnt der stille Schaffer in einem Betagtenheim am anderen Ende der Stadt. Dort ist es ihm eindeutig zu ruhig. Er vermisst laut einem NZZ-Artikel die 25 000 Fahrzeuge, die jeden Tag um den Kreuzstutzkreisel fahren.
Geschaffen hat die aussergewöhnliche Skulptur der Luzerner Künstler Christoph Fischer. Der Illustrator kann von seinem Atelier aus auf diesen «blinden Fleck der Stadt» schauen, wie er es nennt. Seit 2008 arbeitet er an dem Langzeitprojekt «Teufelskreisel Kreuzstutz», in dessen Verlauf er Heinz Gilli persönlich kennenlernte.
Arbeiter verschwindet langsam aber sicher
Drei Jahre lang hat er an der Statue gearbeitet und dafür rund 2500 Mannstunden investiert. Einmal drohte das Projekt zu scheitern, weil das Geld für die aufwendige Herstellung des Monuments fehlte. Nicht einfacher machte die Sache, dass Heinz Gilli ernsthaft erkrankte, lange auf der Intensivstation lag und die Enthüllung seines Ebenbildes fast nicht mehr erlebt hätte.
«Heinz ist für mich der Prototyp des einfachen Arbeiters, der in der Schweiz langsam, aber sicher verschwindet», sagt Fischer in der NZZ. Jemand, der sein ganzes Leben lang denselben Job mache und keine Ambitionen habe, überhöht zu werden.
In der Hand hält der Strassenwischer übrigens keinen Besen, sondern die Latten eines Bänkleins. Jener Bank, von der aus die Wartenden an der gegenüberliegenden Busstation Heinz beobachten können. (aes mit Material der NZZ)