Die Verstädterung der Schweiz geht weiter
Das Gros der Schweizer Wohnbevölkerung ist im städtischen Gebiet zu Hause: 74 Prozent oder drei Viertel der Einwohnerinnen und Einwohner lebten 2022 in einer der 52 Agglomerationen. Dieser Anteil ist laut Bundesamt für Statistik gegenüber den frühen 2010er-Jahren zwar stabil geblieben, es sind aber drei neue Agglomerationen hinzugekommen.
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Mels-Sargans ist eine der drei neu hinzgekommen Agglomerationen. Im Bild: Sargans.
Die Schweiz zählt insgesamt 52 Agglomerationen, das sind mit den neu hinzugekommenen Burgdorf BE, Mels-Sargans SG und Reinach AG drei mehr als noch vor über zehn Jahren respektive in den frühen 2010er-Jahren. Dies zeigen aktuelle Zahlen des Bundesamts für Statistik (BFS). Allerdings sind die Agglomerationen laut BFS relativ stabil geblieben: Die in den Agglomerationen und im Inland wohnhafte Bevölkerung von aktuell 6,6 Millionen hat sich gegenüber dem vorangehenden Jahrzehnt nur wenig erhöht (+1,4%); Elf der 52 Agglomerationen sind sind grenzüberschreitend, die Bevölkerung in den in den Nachbarländern gelegenen Teilen umfasst insgesamt 1,5 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner.
Kaum Veränderungen bei bereits vorhandenen 49 Agglomerationen
Die bereits vorhandenen 49 Agglomerationen haben sich wenig verändert, wie aus den den Erhebungen des BFS hervorgeht. 13 weisen exakt den gleichen Perimeter auf. Bei den übrigen Agglomerationen sind Gemeinden hinzugekommen oder weggefallen, was sich aber bei den meisten kaum auf die Einwohnerzahl ausgewirkt hat, wie das BFS mitteilt. Die Zahl der Kerngemeinden nehme generell zu, jene der Gürtelgemeinden ab, was auf eine Ausweitung der dicht besiedelten Kernzonen hindeutet. - Knapp die Hälfte oder 1034 der 2131 Schweizer Gemeinden gehören zu einer Agglomeration.
Neben den Agglomerationen hat es auch bei den Städten einen Zuwachs gegeben: Seit der letztmaligen Veröffentlichung der Zahlen sind zehn hinzugekommen, damit erfüllen 172 Gemeinden die Kriterien einer «statistischen Stadt». In den Städten sind 49% der Bevölkerung zu Hause und 65% der Beschäftigten haben hier ihren Arbeitplatz.
Agglomeration: Jede Agglomeration enthält ein dicht besiedeltes städtisches Zentrum, bestehend aus einer oder mehreren Gemeinden sowie aus Gürtelgemeinden, die mit diesem Zentrum funktional verbunden sind.
«statistische Stadt»: Den Begriff definiert das BFS so, dass stark bevölkerte, aus mehreren grossen Dörfern bestehende ländliche Gemeinden nicht zu den Städten gezählt werden.
Gemeinden lassen sich anhand von Kriterien wie Dichte oder Wirtschaftsstruktur einem jeweiligen Typ zuordnen und in Kategorien einteilen: Nach der aktualisierten Stadt-Land-Typologie seien 24% der Gemeinden städtisch, 49% ländlich und 27% intermediär, schreibt das BFS. Intermediär bezeichnet Mischformen.
Während in den städtischen Gemeinden - sie machen lediglich 17% der Landesfläche aus - 65% der Bevölkerung wohnen und 76% arbeiten, spiegeln die Zahlen zu den ländlichen Gemeinden wider, dass sie weniger verdichtet sein dürften: Zwar haben ländliche Gemeinden mit 57% zwar den grössten Flächenanteil, sie dienen aber gerade Mal 14% der Bevölkerung als Wohn- und 9% der Beschäftigten als Arbeitsort.
Weshalb eine Aktualisierung der Raumgliederungen?
Die Raumgliederungen richten sich nach Dichte, Grösse und Besonderheiten der Gemeinden sowie der Art, wie diese in ihrer Funktion miteinander verbunden sind. Im Laufe der Zeit verändern sich diese Merkmale, der Grund dafür liegt im komplexen Zusammenspiel von Faktoren wie zum Beispiel die Bevölkerungs- und Wirtschaftsentwicklung, der Ausbaus der Verkehrswege oder die Periurbanisierung, respektive die Zersiedelungs- und Ausbreitungsprozesse von Städten, die zur Entstehung hybrider Landschaften mit fragmentierten und gemischten städtischen und ländlichen Merkmalen führen.
Deshalb berechnet das BFS die Zuordnung der Gemeinden in seinen Nomenklaturen alle zehn Jahre neu. Die Definitionen dieser Raumgliederungen sind unverändert geblieben, dagegen hat das BFS die Perimeter und Typologien mit den neusten verfügbaren Daten aus den frühen 2020er-Jahren neu berechnet. (mai/mgt)