11:37 KOMMUNAL

Die digitale Transformation der Schweizer Bauwirtschaft findet statt

Teaserbild-Quelle: zvg

Am 26. und 27. Oktober 2017 fand in Zürich der zweite Schweizer BIM Kongress statt. Die mit 1400 Teilnehmern ausverkaufte Veranstaltung bestand aus einem Kongress für Entscheidungsträger, der Auszeichnung der besten BIM-Projekte und einem Camp mit Praxisbeispielen für Anwender.

Projekt «Headquarters Scott Sports SA» von «Itten+Brechbühl»

Quelle: zvg

Gold in der Kategorie «Kollaboration» ging an «Itten+Brechbühl» für das Projekt «Headquarters Scott Sports SA».

Die Digitalisierung führt zu tiefgreifenden Veränderungen in der Bauwirtschaft. Die Prozesse entlang der ganzen Wertschöpfungskette, die Zusammenarbeitskultur und die Rolle der Bauindustrie verändern sich.

Neue Geschäftsmodelle und revolutionäre Arbeitshilfsmittel bringen neue Chancen. Dank neuer Technologien und Methoden, wie dem Building Information Modeling, kurz BIM, werden eine Steigerung der Effizienz, weniger Planungs- und Baufehler und schliesslich eine Erhöhung der Produktivität erwartet.

Von der Bauwirtschaft sind rund 60 000 Unternehmen und über 500 000 Mitarbeitende direkt oder indirekt abhängig. Die Bauausgaben entsprechen 10 Prozent des Schweizer Bruttoinlandproduktes.

Jetzt kommt die Umsetzung

Nach der erfolgreichen Premiere im letzten Jahr hat die Interessengemeinschaft «Bauen digital Schweiz» den Schweizer BIM Kongress weiterentwickelt. Der Anlass fand dieses Jahr neu während zwei Tagen statt. Die hohe Beteiligung und die positive Resonanz zeugen vom grossen Bewusstsein für das Thema.

Markus Weber, Präsident von «Bauen digital Schweiz», hat am Kongress die Prioritäten für nächstes Jahr vorgestellt: «Nachdem bis heute die Verständigung zwischen allen Stakeholdern im Vordergrund stand, geht es in der nächsten Phase um die Umsetzung. ‹Bauen digital Schweiz› wird die Bauwirtschaft mit einem digitalen Marktplatz sowie mit analogen und digitalen Anwendungshilfen unterstützen.»

Zudem machte Weber auf die starke Präsenz an der Swissbau 2018 aufmerksam, wo der Verband als Main Partner im «Swissbau Innovation Lab» auftritt – die neue Sonderschau zur digitalen Transformation der Bauwirtschaft.

Disruptive Geschäftsmodelle erreichen den Bau

Am ersten Tag diskutierten Meinungsführer und Experten aus dem In- und Ausland über aktuelle Fragen in den drei Themenblöcken «Politik & Wirtschaft», «Unternehmen & Transformation» sowie «Mensch & Kollaboration». Highlight waren unter anderem die Auftritte von Ruedi Noser, Unternehmer und FDP-Ständerat, Gunter Dueck, Mathematiker und Autor, Roland Siegwart, Professor für autonome mobile Roboter an der ETH Zürich, und Nick Sohnemann, Gründer und Managing Director der Future Candy GmbH.

Der Spirit aus dem Silicon Valley sei in der Schweiz angekommen, schreibt «Bauen digital Schweiz» in einer Medienmitteilung. Erfolgreich bleibe nur, wer sein heutiges Geschäftsmodell kritisch hinterfrage und sich traue, etablierte Prozesse neu zu denken. Entscheidungsträger sowohl in der Politik wie auch in den Unternehmen sollen dieses neue Denken fördern und die Weichen entsprechend stellen.

Die stärksten BIM-Projekte der Schweiz

«Die Eingaben haben unsere Erwartungen bei Weitem übertroffen», resümierte Jurypräsidentin Birgitta Schock bei der Preisverleihung des diesjährigen «Arc-Award BIM», der zum zweiten Mal von der Schweizer Baudokumentation ausgelobt wurde. Die 24 Eingaben dieses Jahres seien nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ ein grosser Schritt nach vorne im Vergleich zum Vorjahr, ist «Bauen digital Schweiz» überzeugt.

Der Goldpreis in der Kategorie «Kollaboration» ging an «Itten+Brechbühl» für das Projekt «Headquarters Scott Sports SA». Silber erhielt das «Büro- und Gewerbehaus Zürich West» von «EM2N Architekten».

Im Schwerpunkt «Innovation» gewann Gold das «Gartenhochhaus Aglaya» der Zug Estates, Silber erhielt das «PSW Nant de Drance», eingereicht durch AF-Consult.

Die Anwendungsmethode im Fokus

Am zweiten Tag diskutierten im BIM Camp Architekten mit allen am Bau beteiligten Ingenieuren, Fachplanern, Spezialisten und Nebengewerken den State-of-the-Art-Einsatz in der Praxis. In einem innovativen Veranstaltungsformat führten Schweizer Fachleute an realen Projekten live vor, wie sie heute arbeiten.

Im BIM Camp stand «open BIM» im Zentrum. Der Informationsaustausch erfolgt dabei mit offenen Datenformaten und ermöglicht so die Kollaboration zwischen allen Beteiligten – unabhängig von der eingesetzten Software.

Politik muss Chancen erkennen

BIM sei in der Schweizer Bauwirtschaft definitiv angekommen, so das Fazit von Markus Weber, Präsident von «Bauen digital Schweiz». Doch er weiss, dass das allein noch nicht genügt: «Ich wünsche mir, dass die Politik die Chancen erkennt und nun rasch die richtigen Rahmenbedingungen schafft.»

Der nächste Schweizer BIM Kongress findet am Donnerstag und Freitag, 8. und 9. November 2018 im Congress Center Basel statt. (mgt/nsi)

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