Der Bund öffnet die Datenschleuse
Der Bund verfügt über umfangreiche Datenbestände von hoher Qualität. Heute sind diese Daten dezentral abgelegt. Einen Teil davon will der Bund ab dem 16. September in maschinenlesbarer Form, gratis und barrierefrei als Open Government Data (OGD) auf die Plattform «opendata.admin.ch» laden. Die zentrale Datenbank soll es insbesondere Programmierern ermöglichen, Datensätze beliebig zu kombinieren und daraus nützliche Anwendungen zu entwickeln. Davon erhofft sich der Projektverantwortliche Andreas Kellerhals, Direktor des federführenden Schweizerischen Bundesarchivs in Bern, «wirtschaftliches Wachstum, mehr politische Transparenz und eine höhere Effektivität der Verwaltung», wie er gegenüber dem Tages-Anzeiger sagte.
Die Daten stammen etwa aus den Bereichen Ökonomie, Energie, Umwelt, Verkehr, Finanzen, Wirtschaft oder Gesundheit. Es handelt sich um Bevölkerungs- und Wirtschaftsstatistiken, Klima- und Verkehrsdaten, Staatsrechnungen, Katasterpläne, Gesundheitserhebungen und vieles mehr.
Widmer-Schlumpf sieht in OGD grosses Potenzial
Im April 2012 gab Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf als Präsidentin des Steuerungsausschusses E-Government Schweiz bekannt, man wolle das Thema Open Data mit Priorität behandeln. Ihre Begründung: «Daten, welche im Rahmen der Verwaltungstätigkeit entstehen (. . .), enthalten ein grosses Potenzial für Innovation und eine zusätzliche Wertschöpfung durch Weiterverwendung und Veredelung durch die Privatwirtschaft und können eine erhöhte Transparenz bezüglich der Regierungs- und Verwaltungstätigkeit schaffen.» In einer aktuellen Studie (Link unten) schätzt der Bund das wirtschaftliche Potenzial für die Schweiz auf jährlich 900 Millionen bis 1,2 Milliarden Franken.
Nun werden auf dem neuen Portal diverse Datensätze des Bundesamtes für Statistik, des Bundesamtes für Landestopografie (Swisstopo), von Meteo Schweiz, der Nationalbibliothek und des Bundesarchivs zugänglich sein. Kellerhals hofft, dass in der sechsmonatigen Pilotphase auch noch Daten des Bundesamts für Gesundheit und solche von verschiedenen Kantonen dazukommen.
Kellerhals ist gespannt, was mit dem Rohmaterial passieren wird: «Wir stellen ein Versuchslabor zur Verfügung und hoffen, dass einfallsreiche Geister aus den Daten Nutzen generieren.» Angesprochen sind Programmierer und Firmen, Parteien, Verbände, Medien und Verwaltungen. Den typischen Einzelnutzer stellt sich Kellerhals als «jung, urban, technisch versiert und kreativ» vor. Die Daten stehen in gängigen Formaten zur Verfügung. Gelungene Applikationen sollen auf der Plattform des Bundes vorgestellt werden.
Zielgerichtete Informationen
Welche konkreten Anwendungen sind zu erwarten? Es gehe «um neue Informationsdienstleistungen», sagt Kellerhals dem Tages-Anzeiger ein wenig vage. Im Ausland gebe es Beispiele: Apps, die es erlauben, das beste Spital für einen bestimmten Eingriff zu finden. Oder Tools, die Informationen zu Verkehr, Schulen, Einkaufsmöglichkeiten und der sozialen Durchmischung eines Quartiers kombinieren. Voraussetzung für das in der Studie prognostizierte Wirtschaftswachstum seien natürlich kommerziell erfolgreiche Applikationen und neue Open-Data-Geschäftsmodelle, räumt Kellerhals ein. Klare Vorstellungen, wohin die Reise geht, gibt es – wie in den Anfängen des Internets – allerdings noch nicht. (aes mit Material des Tages-Anzeigers)
Studie «Wirtschaftliche Auswirkungen von Open Government Data»