Bund sieht Strommarktöffnung als Erfolg
Seit 2009 können Grossverbraucher (ab 100'000 Kilowattstunden pro Jahr) ihren Lieferanten selber auswählen. In der Startphase der Strommarktliberalisierung sei der geöffnete Markt wenig genutzt worden, heisst es in einem Bericht des BFE. Ab 2013 habe die Zielerreichung gemessen an der Wechselrate bei den Grossverbrauchern aber deutlich zugenommen. Grund dafür sind unter anderem die sinkenden Grosshandelspreise im europäischen Ausland.
Strompreise unter dem EU-17-Schnitt
«Von diesen tieferen Preisen können die Kunden im freien Schweizer Markt profitieren», schreibt das BFE. Doch nicht nur die Grossverbraucher kommen zu vergleichsweise günstigen Konditionen zu Strom: Die Schweizer Endverbrauchpreise seien insgesamt in allen Bereichen unter dem EU-17-Durchschnitt.
Ein wesentlicher Grund für die relativ attraktiven Energiepreis ist laut BFE die Einfachheit der Vertriebsstrukturen und -strategien. Insbesondere kleine Stromanbieter lägen mit ihren Vertriebskosten mit zirka 60 Franken pro Kunde und Jahr deutlich tiefer als beispielsweise in Deutschland.
Energiewende bringt neue Probleme
Auch punkto Versorgungssicherheit zieht das BFE ein positives Fazit: Diese sei auf hohem Niveau stabil. In Zukunft könnten sich jedoch gewisse Probleme ergeben. Die Aufrechterhaltung der Netzstabilität werde durch die hohe Einspeisung an neuer erneuerbarer Energie aus Deutschland und Italien schwieriger, heisst es im Bericht des BFE.
Doch auch Veränderungen im Inland stellen das Schweizer Stromnetz vor neue Herausforderungen: Die Energiestrategie 2050, die eine Erhöhung der Stromproduktion aus erneuerbaren Energien vorsieht, werde Einfluss auf die Versorgungssicherheit haben, schreibt das BFE.
Vollständige Marktöffnung lässt auf sich warten
In Zukunft ebenfalls im Auge behalten werden müssen laut BFE die Transaktionskosten, die beim Wechsel der Lieferanten entstehen. Damit der liberalisierte Markt spielen könne, müssten diese möglichst tief gehalten werden, schreibt das BFE. Darauf müsse auch bei einer vollständigen Marktöffnung geachtet werden.
Diese war ursprünglich auf 2014 geplant gewesen, verzögerte sich jedoch. Der Bundesrat wird dazu in der ersten Jahreshälfte dem Parlament einen Gesetzesvorschlag vorlegen.
Die Öffnung des Strommarktes ist umstritten. Gewerkschaften und Linksparteien haben bereits seit langem das Referendum angekündigt. Sie befürchten unter anderem eine Verschlechterung des Service Public und höhere Preise für die Konsumenten. Industrie und Gewerbe drängen dagegen auf eine Öffnung. Auch die EU drängt bereits seit Jahren auf eine Öffnung. (sda/mrm)