Binding Waldpreis 2014 geht an 36 Entlebucher Privatwaldbesitzer
Mit dem Waldpreis werden seit 28 Jahren vorbildliche Waldbesitzer für ihre Leistungen ausgezeichnet. Der diesjährige, mit 200'000 Franken dotierte Preis steht unter dem Motto «Potenzial Privatwald». Gesucht wurden private Waldeigentümer, die dank einer zweckmässigen Organisation ihre Wälder modern und nachhaltig bewirtschaften.
Fündig wurde die Sophie und Karl Binding Stiftung im Entlebuch im Kanton Luzern im steilen und schwer zugänglichen Wald der Schwändeliflue. Die 135 Hektaren Wald, die das Dorf Flühli vor Naturgefahren schützen, gehören 36 privaten Waldbesitzern. 1996 schlossen sie sich zu einer Waldpflegegenossenschaft zusammen.
Kollektive Bewirtschaftung als einzige Option
Für einzelne Eigentümer sei es kaum möglich, den Wald so sorgfältig zu pflegen, dass er seine Schutzwirkung behalte, dies weil der personelle und finanzielle Aufwand zu gross seien oder das Fachwissen fehle, schreibt die Binding-Stiftung. Gemeinsam könnten die Waldeigentümer der Schwändeliflue aber langfristig effizient und nachhaltig den Wald bewirtschaften.
Vor dem Problem der Überforderung stehen gemäss der Binding Stiftung viele Waldbesitzer. 29 Prozent des Schweizer Waldes gehören 246'000 privaten Eigentümern. Besonders hoch ist der Privatwaldanteil im Kanton Luzern, wo 73 Prozent des Waldes in privater Hand sind. Durchschnittlich gehören im Kanton Luzern jedem Waldbesitzer 2,3 Hektaren, oft aufgeteilt auf mehrere Parzellen.
Die kleinen Parzellen sind oft wirtschaftlich bedeutungslos. Der Wald ist überaltert und unternutzt, denn viele Arbeiten können etwa in bergigen Gebieten nur parzellenübergreifend durchgeführt werden. Das Potenzial des Waldes liege brach, schreibt die Binding Stiftung.
Gemeinsinn trotzt Naturgefahren
Den Waldbesitzern an der Schwändeliflue attestiert die Binding Stiftung für ihre Zusammenarbeit «grosses Engagement» und einen «offenen Geist». Für die Genossenschaft hätten sie ihre individuellen Rechte über ihre Waldparzellen abgegeben. Aussicht auf einen finanziellen Gewinn hätten sie nicht.
Dank eines gemeinsamen Zieles, eines eigenständigen Denkens, eines langfristigen Handelns und in enger Partnerschaft mit dem Kanton sei es der Genossenschaft gelungen, den Wald nachhaltig und zum Schutz des Dorfes zu bewirtschaften, schreibt die Binding Stiftung.
Geleitet wird die Genossenschaft Schwändeliflue von einem Betriebsförster. Wenn möglich, verrichten die Genossenschafter die anfallenden Arbeiten - etwa Wegbau, Pflanzungen oder Massnahmen gegen Schneerutsche - gemeinsam im Stundenlohn. Die Holzernte erledigt ein Forstunternehmen. Die Genossenschaft benötigt so keinen Werkhof und kann die Infrastrukturkosten tief halten.
Das Beispiel Schwändeliflue zeige, dass Privatwald dank kollektiver Bewirtschaftung und Pflege für die Besitzenden und die Gemeinschaft ein grosses Potenzial habe, schreibt die Binding Stiftung. Das Erfolgsmodell könne anderen Waldbesitzern als Vorbild dienen.
Luzern fördert Zusammengehen
Auch der Privatwaldkanton Luzern ist sich der Bedeutung der Genossenschaft Schwändeliflue bewusst. Deren Gründung sei ein wegweisender Schritt in der Luzerner Waldwirtschaft gewesen, teilte das zuständige kantonale Departement mit.
Luzern startete 2006 ein Projekt, um private Waldeigentümer zur gemeinsamen Bewirtschaftung zu animieren. Mittlerweile schlossen sich 43 Prozent der Waldbesitzer einer solchen regionalen Organisation an. Diese Waldbesitzer behalten im Gegensatz zu den Genossenschaftern ihr Verfügungsrecht an der Parzelle. (sda/mrm)