Beim Recycling hapert es - Druck auf Händler wird erhöht
Das Problem mit dem Recycling beginnt bereits bei den Zahlen: Niemand weiss, wie viele quecksilberhaltige Energiesparlampen im Umlauf sind. Die Teilnehmer am Entsorgungssystem der Stiftung Licht Recycling Schweiz (SLRS) haben letztes Jahr 18,5 Millionen entsorgungspflichtige Leuchtmittel verkauft. Dazu gehören aber auch LED und gewisse Halogenlampen, die nicht gesondert ausgewiesen werden. Weil die Teilnahme am SLRS-System freiwillig ist, sind die Zahlen auch gar nicht vollständig. Die Hersteller Philips und Osram geben über ihre Verkaufzahlen keine Auskunft.
Nicht besser sieht es bei der Recycling-Quote aus: Die SLRS, der längst nicht alle Händler angeschlossen sind, hat 2011 geschätzte 9,3 Millionen Birnen zurückgenommen. Wie viele davon Energiesparlampen waren, werde nicht ermittelt, sagte Geschäftsführerin Silvia Schaller der Nachrichtenagentur sda.
BAFU: Rücklauf unter 50 Prozent
Auf seiner Website beziffert das Bundesamt für Umwelt (BAFU) die Sammelquote von ausgedienten Neonröhren und Energiesparlampen mit 65 Prozent. Diese Zahl ist schon einige Jahre alt und beziffert vor allem den Rücklauf der ebenfalls quecksilberhaltigen Neonröhren, da damals noch kaum Energiesparlampen auf dem Markt waren, wie Marco Buletti, Stellvertretender Leiter der Sektion Abfallverwertung und -behandlung, erläutert. Heute schätzt er den Rücklauf von ausgedienten Energiesparlampen «nicht hoch» ein. «Wir gehen davon aus, dass er unter 50 Prozent liegt», sagte Buletti. Wegen der relativ langen Lebensdauer seien sicherlich viele davon noch in Betrieb.
Energiesparlampen, die nicht zu einer Sammelstelle zurückgebracht werden, landen im Hauskehricht. Jede davon enthält bis zu 3,5 Milligramm Quecksilber. Im Verhältnis zum weltweiten Ausstoss von geschätzten 2200 Tonnen scheint dies wenig. Aber auch in der Schweiz gibt es Handlungsbedarf, wie die Verantwortlichen eingestehen. «Wir haben das Defizit beim Rücklauf erkannt», sagte SLRS- Geschäftsführerin Schaller. «Die Lampen wandern zu leicht in den Abfall. Da sind Massnahmen nötig», sagt Buletti.
Die Verordnung über die Rückgabe, die Rücknahme und die Entsorgung elektrischer und elektronischer Geräte (VREG) sollte darum sicherstellen, dass sie umweltgerecht entsorgt werden. Die SLRS arbeitet daran, die Bevölkerung für das Recycling zu sensibilisieren. Laut Schaller wird mit Inseraten, Kinospots, in Unterrichtsmaterial und über andere Kanäle dazu aufgerufen, Energiesparlampen nicht einfach wegzuwerfen, sondern fachgerecht zu entsorgen. Das Geld für diese Kampagnen hat die Stiftung aus der vorgezogenen Recycling-Gebühr (vRG) von 25 Rappen pro Lampe.
Obligatorisches Entsorgungssystem ab 2014
Diese Abgabe erheben aber nur jene Händler, die der SLRS angeschlossen sind. Das sind zwar viele, darunter auch Coop, Migros oder IKEA, aber längst nicht alle. Der Bundesrat hat die Händler in der Verordnung nur dazu verpflichtet, Energiesparlampen zurückzunehmen. Die Entsorgung können sie bisher selber organisieren. «Wir können erst eingreifen, wenn das freiwillige System nicht funktioniert», sagte Buletti.
Dieser Moment ist nun offenbar gekommen: 2014 soll die Verordnung revidiert und die Teilnahme an einem Entsorgungssystem obligatorisch werden. Damit soll Trittbrettfahrern das Handwerk gelegt werden. Die Verantwortlichen versprechen sich davon aber auch bessere Zahlen über das Recycling. (aes/sda)