Baulmes VD für Uraltbäume im Wirtschaftswald ausgezeichnet
Durch intensivierte Holznutzung erreichen Bäume nur noch selten hohes Alter und werden oft bereits in ihrer ersten potenziellen Lebenshälfte gefällt. Doch Uraltbäume erhöhen den ökologischen Wert des Waldes markant. Je älter ein Baum ist, desto mehr Mikrolebensräume für Insekten, Vögel, Flechten etc. trägt er. Uralte Habitatsbäume sind mit ihren Höhlen, Rissen, Rindenschürfungen und ihrem Kronentotholz für viele Arten lebenswichtig.
Schutz der Baumriesen seit 100 Jahren
Diesen ökologischen Wert sowie die soziale Bedeutung von Uraltbäumen hat die Waadtländer Gemeinde Baulmes bereits früh erkannt. Sie schützt diese seit hundert Jahren. Geeignete Uraltbäume werden seit 1966 gekennzeichnet und dürfen ihren biologischen Kreislauf bis zum Absterben und Verrotten vollenden.
Über 7000 Bäume haben inzwischen Stämme mit einem Umfang von mehr als zwei Metern. Sie stehen verteilt auf der 954 Hektaren grossen Waldfläche und den 318 Hektaren umfassenden Wytweiden von Baulmes. Prachtsexemplare unter ihnen erhalten Namen wie «Président d'honneur», «Sapin Président», oder «Chêne Président» und werden von der Bevölkerung jährlich besucht und gewürdigt.
Eindrückliche Begegnungen mit den Baumriesen können die Waldbesucher auch auf dem Lehrpfad der Baumriesen erleben, dem «Sentier des géants». Mächtigkeit und Magie der Methusalembäume werden dort emotional spürbar.
Baumschutz und Holznutzung fein austariert
Baulmes setzt sich nicht nur für den langjährigen Schutz einzelner markanter Uraltbäume ein. Die Gemeinde zeigt auch, dass neben Schutz und Vernetzung von Uraltbäumen eine erfolgreiche Holzproduktion möglich ist – trotz widrigen Umständen auf dem Holzmarkt. Baulmes praktiziert bewusst integrative Waldbewirtschaftung. Selbst zwei Waldreservate und ein 50-jähriger Nutzungsverzicht eines Eichenbestandes
haben Platz neben ihrer aktiven Bewirtschaftung des Holzvorrates und dem optimalen Ausschöpfen des Holzzuwachspotentials.
Die vorbildhafte Integration von Uraltbäumen im Wirtschaftswald wird sich auch zukünftig bewähren. Laut Studien erreichen Waldbestände mit Uraltbäumen im Hinblick auf den Klimawandel eine grössere Stabilität. Durch ihren höheren Artenreichtum werden sie resistenter gegenüber Krankheiten oder Insektenbefall und erholen sich auch schneller wieder.
«Sorgfalt bewiesen»
Für die Sophie und Karl Binding Stiftung, die den Waldpreis seit 29 Jahren verleiht, sind Uraltbäume «Zeichen der Nachhaltigkeit» und wichtiger Bestandteil der Lebensgemeinschaft Wald. Die Gemeinde Baulmes hat ihre Sorgfalt im Umgang mit Uraltbäumen bewiesen und stellt ganzheitliche Bewirtschaftungsmethoden ins Zentrum. Sie orientiert sich nicht rein an monetären Ergebnissen. Gute dicke, alte Bäume lässt sie stehen, obwohl sie damit kurzfristig Geld verdienen könnte. (mgt/aes)