Basler Erlenmattpark für neue Landschaftsqualitäten ausgezeichnet
Hundert Jahre lang gab es mitten in Basel eine «verbotene» Zone: der Güterbahnhof der Deutschen Bahn. Sie hatte das Land Ende des 19. Jahrhunderts gekauft. Das 20 Hektaren grosse Gebiet trennte Kleinbasel von den Langen Erlen, einem teils bewaldeten Naherholungsraum am Fluss Wiese, der sich von Basel bis nach Riehen erstreckt. Ab 1989 zog sich die Deutsche Bahn nach und nach vom Gelände zurück. Schliesslich schrieb die Stadt einen Planungswettbewerb für die Brache aus. Es bedurfte mehrerer Jahre, bis das Konzept für das Gebiet oder vielmehr die Erlenmatt fest stand. Noch ist das Quartier, das hier dereinst zu stehen kommen soll, nach der Planung der Ernst Nikolaus Fausch Architekten aus Zürich nicht fertig. Erst 2025 ist es so weit.
Der Kanton Basel-Stadt nutzt seit mehreren Jahren das Instrument der Abgabe auf Planungsgewinnen. Der Erlenmattparkzeigt, wie diese neuen finanziellen Möglichkeiten zu einer gemeinschaftlichen und qualitätsvollen Entwicklung von Freiräumen beitragen.
Auf dem Areal soll auf 190 000 m2 Fläche ein neues verdichtetes Stadtquartier entstehen. Bei der Umsetzung des Grossprojektes schlug der Kanton Basel-Stadt neue Wege ein: Zuerst wurde der Park in Angriff genommen, dann erst die Bebauung. Möglich gemacht hat dieses Vorgehen die seit einigen Jahren im Kanton Basel-Stadt etablierte Abschöpfung von Gewinnen auf Um- und Einzonungen.
Gesicht ändert sich mit den Jahreszeiten
Das Herzstück des neuen Quartiers bildet ein Park, denn die Erlenmatt soll am Rand dicht bebaut und im Zentrum frei bleiben. Dazu haben die Zürcher Raymond Vogel Landschaftsarchitekten eine Anlage mit einer grosszügigen Wiese entworfen, mit zwei Spielplätzen und einem kleinen Naturschutzgebiet. Letzteres beherbergt die Pflanzen- und Tierwelt, die sich im Laufe der Zeit im Bahnschotter entwickelt hat.
«Das Gesicht des Parks ändert sich mit den Jahreszeiten, mit der Vegetation, mit den Menschen, die ihn beleben», heisst es in der Publikation zum prämierten Park des Heimatschutzes. Was bleibe, sei die Erinnerung an die Zeit der Eisenbahn. «Sie lebt in den Materialien des Parks weiter - dem Schotter, den Schienen und den Stahlelementen auf dem Spielplatz.»
Dass «Bahnmobiliar» zu einem Bestandteil der Anlage wurde, mag mit eine Ausschlag für die Wahl des Heimatschutzes gewesen sein: «Vorhandene Gleisrelikte des ehemaligen Güterbahnhofs werden nicht telquel erhalten (…) sondern spezifische Materialien des ehemaligen Bahnareals werden in metaphorisierter Form wieder verwendet.» Mit dem Preis will der Heimatschutz «die Herangehensweise und die Weitsicht» aller Projektbeteiligten würdigen. Ihnen sei es zu verdanken, dass Flora, Fauna und Geschichte des Bahnareals durch eine Bebauung nicht verschwinden, sondern zum Teil der neuen Erlenmatt geworden seien. (mai/aes)