Photovoltaik: Mehr Solarstrom wegen Lockdown
Die im Lockdown zurück gegangene Luftverschmutzung hat einen zusätzlichen positiven Effekt: : Dank der saubereren Luft mehr Sonnenlicht zu Photovoltaikanlagen durchdringen, worauf diese mehr Strom produzieren konnten. Dies geht aus einer Studie von Forschern am deutschen Helmholtz-Zentrum hervor.
Quelle: Government of India - Published by Press Information Bureau under the ID 2957 and CNR 6642
Das Gate of India im Zentrum von Dehli, umgeben von Smog.
Bei ihrer Studie konzentrierten sich auf Dehli in Indien: Hier lag der Ertrag Ende März 8.3 Prozent über den Werten der letzten drei Jahre um dieselbe Zeit, wie die Wissenschaftler in der Fachtzeitschrift Joule berichten.
„Delhi ist weltweit eine der Metropolen mit der stärksten Luftverschmutzung“, erklärt Ian Marius Peters, Erstautor der Studie. Er ist Wissenschaftler am Helmholtz-Institut Erlangen Nürnberg für Erneuerbare Energien. Ein weiterer Grund für die Wahl des Ortes der Studie: „Hinzu kam, dass Indien einen drastischen und plötzlichen Lockdown verordnete, als die Covid-19-Pandemie in Indien ankam. Das heisst, der Rückgang der Luftverschmutzung begann sehr plötzlich. Das machte es einfacher, ihn in Messdaten zu erkennen“, so Peters.
Bereits vor der Corona-Pandemie hatte Peters mit seinen Kollegen in verschiedenen Städten, unter anderem in Delhi, Daten erhoben: Dazu haben hatten sie das Verhältnis von Feinstaubkonzentrationen und solarer Einstrahlung untersucht. Oder vielmehr wie viel Sonnenlicht Dunst und Luftverschmutzung durchdringen und zu den an den Solarpanels vordringen konnte, und wie sich dies wiederum auf den Ertrag der Anlagen auswirkte.
950 Watt pro Quadratmeter statt 880 Watt
Für die neuerlichen Messungen während dem Lockdwon in der indischen Megacity und danach nutzten das Wissenschaftsteam dieselbe Photovoltaik-Anlage und dieselbe Messtechnik wie vor dem Lockdown: eine Anlage in Paschim Vihar, einem Wohngebiet rund zehn Kilometer vom Zentrum Delhis entfernt. Die Anlage ist mit einem Pyranometer ausgerüstet, das die Sonneneinstrahlung misst. Derweil stammten die Daten zur Feinstaubkonzentration aus einer Messreihe an der US-Botschaft in Delhi, die stündlich Werte erfasste.
Das Team stellte fest, dass die Sonneneinstrahlung nach Beginn des Lockdowns am 24. März mittags bei 950 Watt pro Quadratmeter lag. Zu den gleichen Zeitpunkten in den Jahren zuvor (2017 bis 2019) hatte sie bei 880 Watt pro Quadratmeter gelegen. Das ist eine Erhöhung um 8,3 Prozent. Die ebenfalls erhobenen Informationen zu Luftqualität und Feinstaub liessen den Schluss zu, dass die sauberere Luft den Hauptgrund für die grössere Sonneneinstrahlung lieferte – und damit den höheren Ertrag der Solaranlage auslöste.
Auswirkungen von Luftverschmutzung auf Sonnenenergie weiter erforschen
“Die Veränderung durch die sauberere Luft in Delhi ist vergleichbar mit dem, was man als Ertragsunterschied zwischen einer Photovoltaikanlage im eher regnerischen England und einer identischen Anlage im eher sonnigen Nürnberger Raum hat“, sagt Peters. „Ich hatte schon eine Differenz erwartet, jedoch hat es mich überrascht, wie deutlich der Effekt zutage trat.“
Die Erkenntnisse bilden nach Ansicht der Wissenschaftler eine solide Basis, um die Auswirkungen von Luftverschmutzung auf die Nutzung von Sonnenenergie weiter zu erforschen. „Die Pandemie ist in vielerlei Hinsicht ein dramatisches Ereignis. Die Welt wird verändert daraus hervorgehen“, so Peters weiter. „Wir haben einen kleinen Eindruck bekommen, wie eine Welt mit saubererer Luft aussieht. Sonnenkollektoren können eine wichtige Rolle spielen, um die Klima-Kurve abzuflachen.“ (mai/mgt)