Schräge Häuser auf einer ehemaligen Sandbank in Frankreich
In der französischen Region Pays de la Loire befindet sich eine Häuserzeile, die auf einer ehemaligen Sandbank errichtet wurde. Wegen des ungünstigen Baugrunds sind die Objekte heute etwas schräg. Stehen tun sie aber noch immer, da sie sich gegenseitig abstützen.
Quelle: Alexandra von Ascheraden
Auf einer ehemaligen Sandbank errichtet und heute deshalb etwas krumm: Die Häuserzeile in Pays de la Loire.
Zu den Sehenswürdigkeiten im Pays de la Loire gehört die île Feydeau. Sie sei einst, so schreibt ein Reiseführer, das Beverly Hills des 18. Jahrhunderts gewesen. Auf den ersten Blick eine ganz gewöhnliche Häuserzeile, offensichtlich im Auftrag gut situierter Bürger errichtet. Wer genauer hinsieht bemerkt aber, dass die Pracht nicht gerade rechtwinklig daherkommt. Jedes der Häuser steht irgendwie schräg. Manche mehr, andere weniger. Das Ganze scheint nur zu funktionieren, weil die Gebäude sich gegenseitig Halt zu geben scheinen – wie eine Gruppe Betrunkener. Was ist da los?
Die repräsentativen Häuser wurden im 18. Jahrhundert für Reeder- und Kaufmannsfamilien errichtet, die durch den Übersee- und Sklavenhandel reich geworden waren. Im 18. Jahrhundert passierten 550‘000 Sklaven den Hafen von Nantes auf ihrem Weg nach Amerika. Eine wenig ruhmreiche Vergangenheit, die man heute mit einem Rundgang mit Infotafeln und einem eindrücklichen Monument aufzuarbeiten versucht. Damals spülte sie reichlich Geld in die Kassen.
Sandbank als Baugrund
Zur Bauzeit war der Baugrund noch eine Loireinsel. Der Hafen in Nantes war unweit gelegen und wegen des umfangreichen Handels mit den französischen Kolonien der bedeutendste in Frankreich. Heute ist die île Feydeau längst trockengelegt. Ab 1926 wurden die Arme der Loire, die die Insel umschmiegten, aufgefüllt. Am Untergrund selbst änderte dies natürlich nichts. Die Tuffsteinhäuser stehen nach wie vor auf einer ehemaligen Sandbank.
Die Planungsarbeiten begannen 1720. Allerdings erwies sich das Gelände wenig überraschend als überschwemmungsgefährdet und instabil. Das hatte zur Folge, dass 30 Jahre später – im Jahr 1750 – erst vier Häuser fertig waren. Unter hohen Kosten hatte man eine grosse Zahl Eichenpfähle in den Grund gerammt. Das genügte jedoch nicht, um die Fundamente zu stabilisieren. Die Baubedingungen auf der Insel waren höchst ungünstig: Erst nach acht bis zehn Metern war durch Sand und Schlick hindurch fester Grund erreicht. Wohl kaum ideale Bedingungen.
Erst 1755 fand der Architekt Pierre de Rousseau eine Lösung. Er schlug vor, eine Methode aus Holland anzuwenden. Dort baute man in ähnlichen Fällen auf einer Art Holzfloss, das die Fundamente trug. Dazu wird eine Art Gitter aus Eichenpfählen erstellt. Das funktionierte tatsächlich leidlich. Zwar sind die Häuser trotzdem krumm. Aber sie stehen noch immer.