Kranführer-Cup beim Campus Sursee: Mit Talent, Glück und Adrenalin zum Sieg
Kranprofis und Baumaschinenexperten aus der
ganzen Schweiz trafen sich am 7. und 8. Mai auf dem Campus Sursee beim
Kranführer und Baumaschinenführer Cup. Mit guten Nerven, einer ruhigen Hand und
viel Erfahrung punkteten die neuen Sieger der Wettbewerbe.
Quelle: Karin Stei
Der Kranführer Cup fand am ersten Mai-Wochenende in Sursee statt.
Samstag, 10 Uhr. Der Parkplatz des Campus Sursee ist trotz des bedeckten Himmels bereits gut gefüllt. Zur 50-Jahr-Feier des Bau- und Ausbildungszentrums des Schweizerischen Baumeisterverbands nutzen zahlreiche Besucher die Gelegenheit, an den Tagen der offenen Tür hinter die Kulissen zu schauen.
Eine Fülle an Informationsveranstaltungen und
Mitmachaktionen lässt bei grossen wie kleinen Besuchern keine Langeweile
aufkommen: Grossdumper fahren, Simulatoren testen, Staplerparcours absolvieren
und Kleinbagger bedienen sind nur ein kleiner Teil der Attraktionen. «Wir
freuen uns, dass wir das alles nach der Coronazeit wieder zeigen können», erklärt
Hans-Leo Gisler. Der Ausbildungscoach für Kranführer ist mit seinen Kollegen an
diesem Wochenende voll im Einsatz. Sie organisieren den 13. Kranführer und 3.
Baumaschinenführer Cup. Die beiden Wettbewerbe gehören zu den Höhepunkten des Festwochenendes.
Überblick aus 18 Metern Höhe
Den besten Blick auf die nebeneinander liegenden Arenen gibt es für schwindelfreie Zuschauer von der 18 Meter hohen Plattform einer Hebebühne. Von hier oben sehen die Krane, Maschinen und Menschen ein bisschen wie Spielzeuge aus. Ein Ausblick, den die wetteifernden 35 Kranführer und eine Kranführerin aus der ganzen Schweiz nur zu gut kennen, aber für den sie wohl kaum ein Auge haben. Sie kämpfen um die Qualifikation fürs Finale.
Nur die zehn Besten kommen weiter. Und die drei Parcours haben es in sich. «Geschicklichkeit, Präzision und Schnelligkeit bei der Durchführung der Aufgaben werden getestet. Das spiegelt auch die Anforderungen der Arbeit auf der Baustelle wider», erklärt Hans-Leo Gisler. Auf drei verschiedenen Obendreherkranen - dem «Potain MDT 139«, dem «Wolff WK 6020» und dem «Liebherr 240 EC-B-Fibre» – müssen die Teilnehmer ihr Können beweisen.
Jedes Modell hat dabei seine Tücken. Etwas kapriziös im Handling sei der Liebherr, sagt Gisler. Der Wolff, intern liebevoll «Grossmutter» genannt, verzeihe mehr Fehler. Und der Potain benötige viel Fingerspitzengefühl, da er im Gegensatz zu den anderen Kranen selbständig abbremst. Da bleibt weniger Spielraum für die Fahrer.
Stangen, Steine, Ketten
Zahlreiche Zuschauer säumen die Wettkampfarena und fiebern mit. Fachkundig erklärt Wettkampf-Speaker Peter Jutzi die Manöver der Kranprofis. Am Potain müssen die Fahrer eine Stange in drei Betonkübel versenken, ohne diese zu berühren. «Ein langes Element kommt leicht in Schwingungen, da muss man eine ruhige Hand bewahren. Schnelles Fahren nützt nichts, sauber ausgeführt muss es sein», weiss Hans-Leo Gisler. Beim Liebherr hängen Ketten vom Ausleger, die ebenfalls in Gefässe getaucht werden müssen.
Am kniffligsten und gleichzeitig spektakulärsten scheint zumindest für das Publikum die Disziplin, die die Wolff-Fahrer zu bewältigen haben. Sie bewegen einen tonnenschweren Betonstein durch einen sternartigen Parcours, ohne dass dabei die Barellen anstossen dürfen. Am Ende jeden Arms muss der Stein ein Absperrband berühren, das nicht reissen darf. Ein lautes «Klonk» schallt immer mal wieder über den Platz – ein Beweis für die Schwierigkeit der Aufgabe. Jack Wyss, einer der Instruktoren, misst die Zeit, die je nach Können der Teilnehmer deutlich differiert: «Der schnellste benötigte bisher 3,59 Minuten, der längste 9,59 Minuten.» Aber Wyss ist mit der Gesamtleistung und dem Niveau der Wettbewerber «tip-top zufrieden».
Quelle: Karin Stei
Mit dem Pneulader «Weyco AR 400» mussten Paletten über einen Hügel gefahren werden.
Wettbewerb und Geselligkeit
Einer, der bereits auf die Ranglistenergebnisse wartet, ist José Luis Vera Codez, der Titelverteidiger des letzten Cups. Codez war in der ersten von vier Gruppen und ist zur Mittagszeit bereits fertig. «Es war komplizierter als das letzte Mal. Ich war sehr nervös. Man muss so schnell wie möglich fahren und das Berühren der Hindernisse kostet Zeit.» Codez nutzt die Gelegenheit und fachsimpelt mit Mitkonkurrent Enrico De Blasio. Seit 34 Jahren ist De Blasio Kranführer, seit 13 Jahren nimmt er am Cup teil. Was er daran schätzt? «Im Wettbewerb fühlt man das Adrenalin, das ist sonst nicht so und man geht an die Grenzen. Neben dem Talent muss aber auch das Glück mitspielen.»
Kranführer Martin Weibel ist ebenfalls «Cup-Wiederholungstäter». Bei seinen bisher acht Teilnahmen war er meist unter den Top Ten. Heute gelingen ihm konstant gute Fahrten. «Ich fahre nicht schnell, aber exakt», erklärt Weibel seine Strategie. Der Potain stellt für ihn, wie für die Mitstreiter, die grösste Herausforderung dar. «Er ist nur 15 Meter hoch und deswegen ist das Seil nicht sehr lang. Ein längeres Seil lässt die Stange geschmeidiger pendeln und man hat mehr Reaktionszeit. Von oben ist es sehr schwierig, das Pendel einzuschätzen.» Und im Gegensatz zum Liebherr können die Fahrer im Potain nicht auf eine Kamera zurückgreifen.
Für alle drei Teilnehmer steht neben dem Gewinnen vor allem das Gesellige im Mittelpunkt. Denn Kranführer sind arbeitsbedingt meist allein in der Höhe. «Es ist schön, die Kollegen hier zu sehen und sich auszutauschen», sind sich die Kranprofis einig.
Quelle: Karin Stei
Die drei besten Kranführer 2022: José Luis Vera Codez, Martin Weibel und Enrico De Blasio (von links nach rechts)
Paletten, Wasser und Planieren
Eine kleine Pause gönnt sich auch Bauvorarbeiter Christoph Lanz. Er tritt nicht nur im Kranführer Cup an, sondern ist auch einer von neun Teilnehmern im Baumaschinenführer Cup. «Mir geht es vor allem um den Spass», betont Lanz. Und Spass macht es auch den Zuschauern, denn die Parcours des Baumaschinenführer Cups bieten spektakuläre Aktionen.
Für die meiste Gaudi sorgt dabei die Aufgabe mit dem Kompaktlader «Komatsu SK 774». Die Teilnehmer müssen eine Kiste mit Wasser aufnehmen, über einen Hügel, einen eng gesteckten Weg und eine Wippe fahren. Wer am schnellsten und mit dem meisten Wasser wieder ans Ziel kommt, hat gewonnen. Vor allem die Wippe erweist sich als Knock-out-Aufgabe. Das Wasser schwappt regelmässig hoch und lässt die Fahrer zur Freude der Zuschauer eine Dusche nehmen. «Mir ist gleich am Anfang die Kiste weggerutscht, so konnte ich schneller fahren», erzählt Lanz lachend.
Sein Teamkollege, Polier Philipp Kirchhofer, hat es dagegen erst an der Wippe erwischt. Er nimmt seine nasse Vorderseite gelassen. «Ich muss mir nichts beweisen. Es ist klasse, die Kollegen zu sehen und die verschiedenen Maschinen zu fahren.»
Beiden ist das Manöver mit dem Pneulader «Weyco AR 400» besser gelungen. Die Fahrer müssen hier eine Palette über einen Hügel fahren, ohne dass zwei vertikal aufgesetzte Bretter umkippen. «Möglichst schnell zu fahren, steht nicht im Vordergrund, sondern man muss fein und präzise mit Gefühl fahren», betont Pius Erni, Ausbildungscoach für Baumaschinenführer.
Die dritte Aufgabe entpuppt sich als die Schwierigste. Mit dem Raupenbagger «Liebherr R 914» muss ein rechteckiger Metallrahmen aufgefüllt und planiert werden. «Man sieht sehr gut, wer Erfahrung hat und wer nicht», sagt Erni. Im Gegensatz zu den Kranführern können die Baumaschinenführer eine Proberunde drehen, um sich an die Maschinen zu gewöhnen. Und sie werden schon am gleichen Tag gewertet. Am Ende freute sich Philipp Kirchhofer, der sich wenig Chancen ausgerechnet hatte, über den unerwarteten Sieg.
Quelle: Karin Stei
Philipp Kirchhofer gewann in der Kategorie Baumaschinen
Finale am Sonntag
Doch wer wird Einzelsieger im Kranführer Cup? Am Samstagnachmittag stehen die zehn Besten fest. Sie können die Annehmlichkeiten der Hotellerie auf dem Campus nutzen und starten am Folgetag gestärkt in den zweiten Wettkampftag. Zweimal müssen alle den leicht veränderten Parcours bewältigen. So ist die «Sternfahrt» am Wolf nicht nur dadurch erschwert, dass sie verlängert wurde, auch stehen jetzt Wasserflaschen auf den Barellen, die bei Berührung leicht hinunterfallen. Und beim Liebherr muss die Kette am Ausleger in einen zusätzlichen Betonkübel versenkt werden.
Den zehn Finalisten wird noch einmal höchste Konzentration und Fingerspitzengefühl abverlangt. «Ich hatte beim ersten Durchgang ein sehr gutes Gefühl», erklärt Martin Weibel. Es hat ihn nicht getäuscht. Als Wettkampf-Speaker Peter Jutzi gegen 15 Uhr die Rangliste verkündet, belegt Weibel den ersten Platz, gefolgt vom Vorjahressieger José Luis Vera Codez und Enrico De Blasio. Für die drei Aufgaben benötigte Weibel 33.18, Vera Codez 35.04 und de Blasio 35.52 Minuten.
«Mega stolz» ist Martin Weibel über seinen ersten Sieg beim Kranführer Cup. Gemeinsam mit Philipp Kirchhofer freut er sich über den begehrten Pokal und zudem über einen Gutschein für das Grill-Restaurant BauLüüt im Wert von 150 Franken.
Mit leeren Händen geht jedoch niemand nach Hause. Alle Teilnehmenden dürfen vom Gabentisch ein Kran- oder Baggermodell oder einen anderen Preis aussuchen. «Nach dem Cup ist vor dem Cup», so das einhellige Fazit der Teilnehmenden, die sich schon auf die nächste Austragung freuen.
Gewinner Kranführer und Baumaschinen Cup 2022
Rangliste Kranführer Cup
1. Martin Weibel, Baltensperger AG
2. José Luis Vera Codez, Ineichen AG
3. Enrico De Blasio, All in One Personal AG
4. Thierry Oswald, Barizzi AG
5. Fernando Da Silva, Frutiger AG
6. Jens Hablützel, Tschanen AG
7. Sidonio Da Costa Gomes, Siegfried Bau AG
8. Erich Niedermayr, Marti AG
9. Matthias Bersinger, Stutz AG
10. Simon Gerber, Birchmeier Bau AG
Rangliste Baumaschinen Cup
1. Philipp Kirchhofer, Estermann AG
2. Patrick Küng, Estermann AG
3. Roberto Fazio, Marti AG
4. Marcel Hirter, Marti AG Bern
5. Urs Schmidiger, Aregger AG
6. Christoph Lanz, Estermann AG
7. Michel Blunier, Estermann AG
8. Zijad Tabakovic, Estermann AG
9. Raim Toumpan, Ineichen AG